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Levines Konzept der somatischen Erfahrung
ОглавлениеEs gibt mittlerweile sehr viele Konzepte zum Thema Trauma, auf die hier nur verwiesen werden kann. Beispielsweise gebührt im Rahmen neuerer Ansätze Luise Reddemann das Verdienst, insbesondere hypnotherapeutische Gedanken in die Traumabehandlung eingebracht zu haben (Reddemann 2011). Aber auch Konzepte wie Systemaufstellungen erscheinen sehr interessant. Der Kölner Psychologe Heinrich Breuer hat hier eine Kombination aus der Aufstellungsarbeit des manchmal umstrittenen Bert Hellinger und der Vorgehensweise des anerkanntesten Psychotherapeuten des 20. Jahrhunderts, Milton Erickson aus Phoenix/Arizona, entwickelt. Traumabehandlungen gehen in der Regel dreistufig vor. Nach einer anfänglichen Stabilisierungsphase kommt die entscheidende mittlere Phase, in der das Trauma angeschaut und bearbeitet wird, und anschließend die Integrationsphase.
Peter Levine schließt sich an Eugene Gendlins Konzept des Focusings an und betont die Bedeutung von Gefühlen, des sogenannten »Gefühls-Sinns« (Felt Sense) in Situationen. Levines Konzept der somatischen Erfahrung ist angelehnt an Beobachtungen, wie Lebewesen natürlicherweise reagieren, wenn sie sich in lebensbedrohlichen Situationen befinden oder sie verarbeiten. Im Rahmen der drei Phasen – Stabilisierung, Belastung und Integration – deckt der wichtige mittlere Schritt in der Traumabehandlung die Unterschiede auf. Levines typischer Ansatz beruht auf einer sorgfältigen Konfrontation mit Aspekten, die mit dem Trauma verbunden sind. Seine der Chemie entnommene Metapher des »Titrierens«, des langsamen »tröpfchenweisen« Konfrontierens mit den traumatisierenden Inhalten, zeigt, mit welch großer Sorgfalt jegliche erneute Traumatisierung verhindert werden kann.
Dahinter steht Levines Theorie natürlicher Reaktionen auf Bedrohung (Kampf, Flucht, Starre). Gesundung ist möglich, wenn eine Veränderung auf der körperlichen (somatischen) Ebene sowie Integration ermöglicht werden. Der Anteil einer Persönlichkeit, die innerlich im Trauma verbleibt, reagiert aus dem im Trauma fixierten Zustand heraus auf das Leben. Es ist ein Zustand großer Erregung, hoher Alarmbereitschaft, nicht wirklich auf die Realität fokussiert. Traumatische Ereignisse erzeugen und hinterlassen ab dann innere Traumasysteme. Mit körperlichen Erfahrungen jedoch werden die Verbindungen verwendbar gemacht, und der Prozess lässt sich verändern. Affektive Reaktionen auf bestimmte Trigger werden geheilt, ebenso wie überwältigende, nicht für das Hier-und-Jetzt angemessene Reaktionen. Kognitive Interpretationen werden intern neu strukturiert. Nun wird im hier vorliegenden Buch nicht die Behandlung schwerer Traumata beschrieben, sondern es werden Erfahrungen zusammengetragen, um für widrige und krisenhafte Situationen vorbereitet zu sein. Wir wissen bereits, dass einem mindestens einmal im Leben ein gravierendes, potenziell traumatisches Ereignis begegnet.