Читать книгу Der Fluch des Bierzauberers - Günther Thömmes - Страница 7
Der Fluch
ОглавлениеEin letztes Mal erhob der alte Braumeister zitternd seinen einfachen, geschnitzten Krückstock und deutete anklagend auf den sehr viel jüngeren Regenten, der blass, aber gefasst auf seinem Thron saß. Nachdem so die leidenschaftliche, hasserfüllte Rede des Alten offensichtlich beendet war, herrschte plötzlich Schweigen im Thronsaal des Cöllner Schlosses.
Fassungsloses Schweigen.
Der alte hünenhafte Mann wusste mit Bestimmtheit, dass er soeben, hier und jetzt, sein Todesurteil unterzeichnet hatte.
Sein Dienstherr, der Prinz, stand neben ihm, hielt den Knauf seines silbernen Stocks so fest umklammert, dass die Adern auf der Hand hervortraten und kratzte sich mit dessen Ende verlegen am Stumpf des nicht mehr vorhandenen rechten Beines. Sein sonst so forsches, souveränes Auftreten war dahin. Er konnte nur noch hoffen, dass er nicht mit in den Strudel der Vergeltung hineingezogen werden würde, der diesem Eklat unweigerlich folgen musste.
Die Höflinge, die der skandalösen Tirade beigewohnt hatten, duckten sich, als hätten sie Angst, gleich vom Orkan einer Wutrede ihres Regenten hinweggefegt zu werden.
Die Soldaten der Leibgarde musterten sich gegenseitig, so als würden sie bereits untereinander abmachen, wer von ihnen dem Erschießungskommando zugeteilt werden würde.
Nur der Sohn des alten Mannes, der Jüngste in der kleinen Gruppe, die vor dem Thron stand, schaute mit Besorgnis zu seinem Vater hinüber. Sein Herz bebte und er hoffte inständig, der Regent möge Gnade walten lassen und seine Familie nicht zerstören.
Der Fürst erhob sich von seinem Thron. Einige Anwesende räusperten sich aus Verlegenheit. Mit herrischer Geste gebot der Fürst zu schweigen.
Dann öffnete er den Mund und begann, den Saal mit seiner Stimme zu füllen, lautstark, wohlüberlegt und mit ausdrucksstarken Gesten; es war eine Rede, von der alle ahnten, dass sie ein grausames Ende für den alten Mann einleiten würde.
Und hätte eine gnädige Vorsehung dies nicht verhindert, wäre es auch genau so gekommen …