Читать книгу Briefgeschichte(n) Band 2 - Gottfried Senf - Страница 17
25. Februar 2000
ОглавлениеLieber Gottfried, liebe Karin, wir bedanken uns sehr für Deinen „Rundgang durch die Geithainer Altstadt“ sowie die neusten Nachrichten Paul Guenther betreffend, und schließlich den ausführlichen Bericht über die unterirdischen Gänge in Geithain. Toll, was Du da alles zusammenträgst. Da wundert es mich nicht, dass Du kaum Zeit zum Briefeverfassen findest. Wir hörten mit Bedauern, dass der nette Herr Griesbach aus Dover/N.J., gestorben ist. Wenn Du an die Lehrerin Ulla Wienhöfer in Dover/N.J. schreibst, dann grüße sie doch bitte von uns. Es ist kaum zu glauben, dass in diesem Sommer vier Jahre seit unserer Reise nach Dover vergangen sind!
Zu Deinem „Rundgang“ kommen mir die Erinnerungen: Da heißt es, dass die Bürgerschule von 1877 bis 1925 als Schule benutzt wurde und bis 1952 die Stadtverwaltung beherbergte. Mir fehlt dort, dass Geithain 1945 in diesem Gebäude erst einmal eine recht bescheidene amerikanische Dienststelle beherbergte und vom Juli 45 an völlig geräumt wurde, um Platz zu machen für die russische Kommandantur. Wie lange die dort war, weiß ich natürlich nicht, doch war die Kommandantur im Sommer und Herbst 45 ein „Prachtbau“, den man nicht übersehen konnte und sogleich das Zentrum der Macht. Um das ganze Gelände zogen die Russen einen mindestens zwei Meter hohen Holzzaun mit hölzernen, zwiebelförmigen Ornamenten auf den Pfosten. Die Bildnisse von Marx, Lenin und Stalin (gemalt vom Geithainer Maler Niederwerfer, wenn ich mich recht an den Namen erinnere), sowie Spruchbänder mit kyrillischen Schriftzeichen, schmückten die Fassade. Auf einem dieser Spruchbänder stand (so wurde es uns übersetzt) “Stalin, unsere Sonne“. Nach dem Sieg über Deutschland war Stalin auf der Höhe des später kritisierten „Personenkults“, und die Auswirkungen dieses Kults in Geithain sind aus historischen Gründen erwähnenswert. Innen sah die Kommandantur wie ein prächtiges Hotel aus. Auf dem Fußboden der Eingangshalle und die Treppe hinan lagen Teppiche. In der Halle standen Sofas unter Palmen und Gummibäumen. Oben im ersten Stock war, in der Mitte, das Zimmer des Kommandanten, tadellos möbliert mit den dunklen, geschnitzten Möbeln (Schreibtisch, Ledersessel, Ledersofa, Rauchtisch etc.), die man aus dem Herrenzimmer von Herrn Magnussen (der kurz vor dem Einmarsch der Russen mit seiner Familie nach Schleswig-Holstein geflohen war) herbeigeschafft hatte. Oben im Festsaal schliefen etwa 40 – 60 russische Soldaten. Die Offiziere hatten sich in Villen an der Robert-Koch-Straße und anderswo einquartiert. Nicht jeder Ort in Sachsen hatte damals eine Kommandantur. Ich war oft in diesem Gebäude, da der Sommerhof diese „Garnison“, wenn du es so nennen willst, mit Nahrungsmitteln versorgen musste. Fast täglich gab es Lieferungen an Milch, Butter, geschlachtetem Federvieh, Eiern, etc.. Ich glaube, Dir davon vor Jahren berichtet zu haben. Auch mussten die Bauern der Umgebung im Büro des Offiziers, der verantwortlich war für die Landwirtschaft, jeden Tag die Direktiven für den nächsten Tag abholen und eingehend über die Tätigkeit des Tages berichten. Also: Wie viele Fuder Heu oder Getreide wir eingefahren hatten, wie viele Acker beerntet oder gepflügt wurden, wie viele Schweine oder Kälber das Licht der Welt erblickten, etc. etc.. Über alles wurden Statistiken aufgestellt.
Darüber habe ich Dir sicherlich schon berichtet. Oder? Einmal, als wir unser „Soll“ nicht erfüllt hatten, wurde ich für eine Nacht in der Kommandantur eingesperrt, in einer sehr ungemütlichen Zelle mit einem winzigen Fenster nach hinten hinaus. Ich glaubte, mein Ende sei gekommen. Aber am nächsten Tag verhörte mich der Kommandant, ein junger, schneidiger, und nicht unmenschlicher Bursche, in seinem Arbeitszimmer, und ließ mich frei. Gibt es denn keine Photos der Kommandantur aus der damaligen Zeit? Ich lege Dir eine schnelle Skizze bei, wie die damals aussah. (Bild 11)
Beiliegend noch eine, und diesmal letzte Leseprobe über den CDU-Skandal in der hiesigen Presse. Auch etwas über Jörg Haider, das Euch vielleicht interessieren könnte. Wir bekamen von Freunden zu Weihnachten ein hochinteressantes Buch über Deutschland: „Deutschland auf Bewährung“ von Ulrich Wickert, Wilhelm Heine Verlag München. Das Buch solltest Du lesen. Ich habe viel daraus gelernt.
Was noch? Sicherlich fällt mir alles mögliche ein, wenn der Brief weggeschickt ist. „Die Zeit“ hält uns recht gut auf dem Laufenden über Ereignisse in Deutschland, und trotzdem möchte man mehr wissen, besonders über das sich langziehende Zusammenwachsen von Ost und West bzw. über die Entwicklung der „Neuen Bundesländer“. Nun war ja der „Regionalismus“ in Deutschland Tradition. „Denn gleich hinter Meißen, pfui Spinne, kommt Preissen“! Die Bayern wären nach 1918 liebend gerne selbstständig geworden. Vielleicht fühlen sich alle besser, wenn Deutschland und alle seine verschiedenen Länder eines Tages völlig in einem vereinigten Europa aufgegangen sind.
Die Wahlen zum Präsidenten in den USA ziehen sich, wie aller vier Jahre, endlos hin. Ein ganzes Jahr Wahlkampf, da will man schließlich gar nicht mehr hinhören. Bush hat schon 52 Millionen Dollar ausgegeben bisher, und die Wahl ist erst im November. Wo kommen diese Summen her? Von den Reichen natürlich, und zum Nutzen der Reichen wird schließlich die Politik sein, die der gewählte Präsident einschlägt. Nicht Demokratie, sondern Oligarchie ist der Name dieses Systems.
Herzliche Grüße den Mitgliedern des Heimatvereins. Du schriebst von Eurem Aufenthalt in Bad Birnbach Wo ist Bad Birnbach und warum seid Ihr dort gewesen? Seid Ihr krank? Wir hoffen sehr, dass Gottfried einmal wieder die Zeit zu einem langen Brief findet. Mir ging es übrigens auch so, als ich mich zur Ruhe setzte. Da hatte ich so viel vor, dass mir die Zeit knapper wurde als vorher. Auch jetzt noch komme ich nicht zu all dem, was ich mir vornehme.
Lieber Gottfried, liebe Karin: wir wünschen Euch ein frohes Osterfest. In diesem Sommer sind schon vier Jahre vergangen, seit Ihr hier wart. Das ist doch kaum zu glauben. Ihr solltet einmal wiederkommen. Mit den besten Grüßen von John + Gisela
Geithain, 06.03.2000
Liebe Gisela, lieber John, vielen Dank für den Brief mit den Beilagen vom 25.02.2000. Es ist richtig, die E-mail-Schreiberei verführt zur kurzen Form, ein richtiger Brief ist doch etwas anderes. Das Schreiben und das Versenden dauert aber länger! Na gut, hier und heute eben mal nach langer Zeit wieder ein konventioneller Brief.
Ich habe in den letzten Wochen tatsächlich ziemlich intensiv an der Geschichte Geithains und speziell an der Guenther-Sache gearbeitet. Die Beiträge "Unterirdische Gänge" und "Stadtrundgang" sind da nur ein Teil. Dann stehe ich mit einigen Radfreunden von den Irlandtouren in ständiger E-Mail-Verbindung. Gestern gerade erhielt ich von Tina aus Nova Scotia 15 herrliche Farbfotos von der vorjährigen Tour. Terry aus L.A. ist ebenfalls eine ganz fleißige Schreiberin und kommt vielleicht in diesem Sommer nach Deutschland. Zwei ehemalige Schülerinnen vom Gymnasium Penig (eine in Mexico, die andere in Denver/Colorado) erzählen ausführlich über ihre Arbeit und ihr Leben dort und wollen natürlich auch wissen, wie es in Penig und Sachsen zugeht. Es ist schon eine herrliche Sache mit den neuen Medien, bei allem Schund, der natürlich auch im INTERNET vorkommt!
Demnächst erwarte ich Antwort vom HEO (Historic Emigration Office) in Hamburg: Ist Paul Guenther 1890 von Hamburg aus nach USA gegangen oder nicht? Wenn ja, wann genau und mit welchem Schiff? Und--- ganz wichtig---wie lautete seine letzte Wohnanschrift in Chemnitz? Von 1879 bis 1884 wohnte er in Thalheim, am Eisenhammer. Danach ging er nach Chemnitz. Von da an fehlt uns die Adresse. In Thalheim war er Pate bei einer Familie Hahn. Die Gebrüder Hahn tauchen ja dann auch in Dover auf! Du weißt, sie hatten die Erfindung zum Fersenstricken gemacht (der sogenannte "Pointexheel"). Eine Familie Reinhardt (Guenther borgte sich dort in Dover etwas Geld für den Neuanfang) taucht in den umfangreichen Auswanderungslisten ebenfalls auf. Herr Hofmann, Heimatforscher aus Thalheim, von dem ich die Auskünfte erhielt, hat die Verbindung mit Archibald Nicolas (sein Vorfahr war ein Herr Rößler aus Thalheim) und George Coulthardt, dem Heimatforscher in Dover/N.J., aufgenommen. Ich gab ihm die Adressen, die ich damals von Dir bekommen habe. Herr Hofmann hat inzwischen über 200 Thalheimer mit Namen und anderen Daten, die von 1900 bis 1930 nach Dover ausgewandert sind. Ich glaube, viele der heutigen Einwohner von Dover können in Thalheim ziemlich detailliert Auskunft über ihre Vorfahren erhalten. Ich finde das alles wirklich toll! Die homepage vom HEO zu lesen, ist äußerst interessant. Unzählige Amerikaner bedanken sich dort, weil sie auf der Suche nach ihren Vorfahren dank HEO Erfolg hatten.
Ich habe Dir ein vorläufiges Inhaltsverzeichnis von der ganzen Sache, mit der ich mich jetzt beschäftige, beigelegt. Du kennst natürlich vieles schon. Ich möchte eben alles, was bisher mehr oder weniger unabhängig voneinander entstanden ist, einmal zusammenstellen. Ob und wann dann etwas Richtiges daraus wird, weiß ich noch nicht. Der Titel allein wäre schon ein Problem. Kommt Zeit, kommt Rat! Im Frühling und Sommer werde ich ohnehin daran nicht wesentlich weiterarbeiten. Da gibt es so viel anderes zu tun. Bei den Kapiteln "Schulleben 1925-33“ und „…1933-1945“ stieß ich auf Kurt Klein, einen ehemaligen Lehrer an der Paul-Guenther-Schule, der Dich interessieren könnte. Klein war nach 1945 in den Kreisen Borna und Geithain geradezu eine Institution in Sachen Kultur und Lehrerweiterbildung. Er stand Jahrzehnte in brieflicher Verbindung mit seinem Pflegesohn aus Hamburg. Dieser Pflegesohn lebte von 1932 bis 1939 in Geithain bei Kleins an der Wickershainer Kirche. Klein war dort auch Kantor. Der Pflegesohn hieß Rudolf Walter Leonhardt. Als langjähriger ZEIT-Leser ist Dir vielleicht der Name bekannt.
Leonhardt soll viele Jahre das Feuilleton in der ZEIT geleitet haben. In den 1960er Jahren interessierte sich die Stasi für Klein. Alles ist nachzulesen in dem äußerst interessanten Buch:
Kurt Klein, Von Deutschland nach Deutschland, Briefe aus der "Ostzone" 1947- 1985, an Rudolf Walter Leonhardt.
Du bekommst es bald zugeschickt. Das werde ich vom Heimatverein aus veranlassen. Du hast uns bei den Nachforschungen zu Guenther so geholfen. Da ist es nur recht und billig, hier etwas Dank zu sagen. Im Übrigen ist die ganze Guenther-Forschung so eine Sache. Ich habe wohl schon einmal angedeutet: Die vielen Stunden der Beschäftigung mit dem Thema Guenther, die vielen Briefe, die Telefonate, die Recherchen in Archiven und im Internet und alles andere – es ergäbe ein „hübsches Sümmchen“, wenn man alles berechnen würde!! Aber egal, es macht mir Freude! Manche Geithainer können das nicht verstehen und begreifen wohl auch nicht, welche Arbeit dahintersteckt. Sie sehen allein die Tatsache, dass von den Nachfahren Guenthers seit 1995 Geld an die Schule gespendet wird. Das LVZ-Interview des Schulleiters Neuhaus liegt nunmehr zwar schon drei Jahre zurück, die dort genannten 70.000 $ haben offenbar manchen Geithainer erst auf die Paul-Guenther-Forschung aufmerksam gemacht.
Deine Schilderung zum Gebäude des Landratsamtes in der Bahnhofstraße kannte ich schon aus Deinen "Erinnerungen 1945". Ich werde einen Hinweis im "Stadtrundgang" natürlich aufnehmen, denke aber eher an einen Extraartikel in der LVZ zur Geschichte dieses Hauses mit einem Aufruf zu noch vorhandenen Bildern. Kürzlich erhielt ich ein Bild von der Bahnhofstraße (Blick von Haus Altenburg nach Norden) aus dem Jahr 1895! Mehrere Häuser in unserer Robert-Koch-Str. stehen zu dieser Zeit noch nicht.
Ähnliches schwebt mir zum Markt vor. Ich las letztens die ausführlichen Berichte im "Geithainer Wochenblatt" zum Besuch König Johanns von Sachsen 1870 in Geithain. Ich kann nur sagen K ö s t l i c h !! Die superdevote Haltung unserer braven Geithainer und ihrer Stadtoberen gegenüber dem gnädigen König! Ein Wort fiel mir besonders auf: "Unverbrüchlich" Natürlich haben sich die Formen untertänigen und obrigkeitsstaatlichen Verhaltens im Laufe der Jahrzehnte geändert. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich nach analogem Material zu Veranstaltungen auf dem Geithainer Markt suchen: in der Kaiserzeit, von 1933- 45, und dann natürlich die zahlreichen "machtvollen Kundgebungen" nach 1945 mit der wiederholten Bekundung der "unverbrüchlichen Freundschaft" mit den sowjetischen Genossen, mit der Sowjetarmee, mit dem großen Stalin, mit dem Heimatland des Sozialismus ... Und nach der Wende von 1989/90? Beides, das ehrfurchtsvolle Hinaufsehen zur Macht und das entsprechende Herabsehen der Mächtigen andererseits, ist noch vorhanden, im Osten weit mehr als im Westen! Du kennst meine Meinung, das steckt irgendwie auch heute noch in den Deutschen. Zur CDU-Krise und zu Kohls Regierungsgebaren hörte ich letztens im Fernsehen eine interessante Meinung: War das nun wirklich das letzte Mal, dass die Deutschen der Macht so gläubig vertraut haben? Es gibt in der Tat schon Parallelen zu den letzten Tagen der DDR, als unglaubliche Meldungen über die Arroganz und Ignoranz der Mächtigen bekannt wurden. Auch jetzt fragen sich manche Kohlbewunderer, warum sie solange mitgemacht haben. Seit Wochen geht es in Presse und Fernsehen ausschließlich um diese Skandale. Man kann es fast nicht mehr hören. Die Gefahr ist, dass bei vielen Leuten der Wunsch nach "dem Ausmisten des Saustalles" und der Ruf nach dem „Starken Mann“ bis hin zur Verachtung "dieser Demokratie" riesengroß ist und dann natürlich ein Haider Gehör findet. Ich freue mich aber, dass Angela Merkel von der CDU und Wolfgang Thierse von der SPD als ehemalige Ostler so schön an Profil gewonnen haben. Irgendwie glaube ich schon, dass der blöde Ossi-Wessi-Knatsch abnimmt. Bei den jungen Leuten ist das meiner Ansicht nach schon weitgehend geschehen. In gewisser Weise haben die Westdeutschen mit den aktuellen Skandalen eben auch ihre Wende mit der Notwendigkeit eines Neuanfangs. Vielleicht hat alles auch eine positive Seite! Im letzten Brief zitierte ich wohl den Titel einer Fernsehsendung: „Deutschland einig Jammerland“ Da ist nach wie vor etwas daran.
Jetzt sollen einige Tausend Software-Spezialisten die "Greencard" für Deutschland erhalten. Für die niedrigen Arbeiten (Erntehelfer, Reinigungsarbeiten) sind trotz hoher Arbeitslosigkeit keine Deutschen zu gewinnen. Da sind sich die Deutschen zu fein. Und für die Arbeit in den modernen Bereichen sind viele offenbar zu faul. Die jahrelange Missachtung der Naturwissenschaft und die Technikverachtung der Grünen rächen sich jetzt. Von meinen Schülern wollte in den letzten Jahren fast keiner mehr Ingenieur- oder Naturwissenschaften studieren! Deutschland hat die ältesten Studenten, die jüngsten Vorrentner und die wenigsten Kinder! Nein, Nein, da ist schon etwas faul und das übertriebene Streben nach" fun", nach leichter Zerstreuung und Vergnügen jedweder Art, diese Oberflächlichkeiten immer und überall, das geht auf die Dauer nicht gut.
Der Lehrerin in Dover, Frau Shuler, habe ich vor Weihnachten einen langen Brief geschrieben. Leider erhielt ich noch keine Antwort. Ich fürchte, dass wieder mal ein Brief verschütt gegangen ist oder übermäßig lange unterwegs war. Das trat doch in unserem Briefwechsel auch einmal auf, jedenfalls auf dem Weg von Deutschland nach drüben. Sie hat doch bestimmt eine E-mail-Adresse. Gunter Neuhaus, der in den letzten Jahren auch mit ihr in Verbindung stand, wusste ebenfalls nichts Neues. Schade. Mit Virginia gibt es ab und zu ein FAX. Letztens schrieb sie, am liebsten würde sie mich mit "Gottfried" anreden. "Warum nicht?" konnte ich nur antworten. Jetzt scheinen sie aber wieder unterwegs zu sein, obwohl es ihrem Mann Robert gesundheitlich nicht gut gehen soll. Weißt Du etwas Näheres? Beide sind ja nun auch nicht mehr die Jüngsten.
Unsere Woche in Bad Birnbach, die zweite nun schon, verlief wieder ganz nach unseren Erwartungen. Birnbach liegt bei Passau und wirbt mit dem Slogan "Das ländliche Bad". Deine Befürchtung, wir seien krank, trifft nicht zu! Uns bekommt das Thermalbaden sehr gut. Wir bezahlen alles selbst, Arzt und Krankenkasse haben gar nichts mit diesem "Kurlaub" zu tun. Karin hat sich inzwischen auch an die Sauna gewöhnt. Viel Spazierengehen und Kneippbaden, Schwimmen – alles in sehr angenehmer ruhiger Atmosphäre. An einem Tag in der Woche nehmen wir uns eine Sehenswürdigkeit vor, z.B. Passau (Dom mit der größten Orgel Europas), Salzburg (Kommentar überflüssig), das Museumsdorf im Bayerischen Wald. Dieses Jahr waren wir auf dem Obersalzberg. Seit Herbst 1999 gibt es dort ein ausgezeichnetes Dokumentationszentrum, wirklich gut gemacht und zwar so, dass etwaige Nostalgie-Touristen, die nach irgendwelchen "Spuren des Führers" süchtig sind, ernüchtert werden. Nach dem Besuch der Ausstellung fragt man sich wieder einmal: 12 Jahre - so eine winzige Zeitspanne und welche Wirkungen! Welch eine Begeisterung und welch ein "Anhimmeln" der Masse gegenüber einer Clique von Machthabern! Zahlreiche Bergbauern mussten von 1933 bis 39 ihre Höfe aufgeben, wurden "umgesiedelt", damit Bonzen wie Göring, Goebbels, Bormann dort ihre "Hütten" errichten konnten.
Zu Ostern ist eine Woche Fuerteventura mit dem Enkelsohn angesagt. Leider ist der Hinflug zeitlich äußerst ungünstig. Start 5.00 Uhr in Dresden! Thüringen und Sachsen haben gerade einmal gleichzeitig Ferien. Allerdings muss der Enkel bis dahin noch tüchtig in der Schule arbeiten. Unsere Tochter hat so einige Probleme mit ihm. Er geht in die 6. Klasse des Gymnasiums und es fehlt an der nötigen Ausdauer und Hartnäckigkeit----- siehe oben: FUN-Gesellschaft, Fernsehen, Computerspiele, CD .... Aber die Schule hat ebenfalls ein Teil der Schuld: sehr viel Ausfall, eine erschreckende Gleichgültigkeit einiger Lehrer, fast fehlender Kontakt zwischen Schule und Eltern.
Was gibt es sonst noch?
Wenn das Wetter besser wird, gibt es draußen in Tautenhain im Garten eine Menge zu tun. Zur Zeit ist es recht unangenehm, kein richtiger Winter, aber nass und kalt, windig und schmuddelig. Das Radfahren kam sehr kurz und ich merke es am Bauch! Das viele Sitzen am Computer macht sich bemerkbar. Karin hat mit der Schule vollauf zu tun. Aber die Woche in Bad Birnbach hat ihr gut getan. Ich gebe nebenbei (im Rahmen meiner Hinzuverdienstgrenze) an einigen Tagen der Woche Unterricht in Mathematik und Physik an einer Privatschule bzw. mit einigen Schülern bei mir zu Hause. Über Langeweile kann ich wirklich nicht klagen. In Geithain geht alles so seinen Gang. In der Stadtverwaltung scheint Kontinuität eingetreten zu sein. Mir ist der Bürgermeister Galisch eigentlich ganz sympathisch, obwohl immer mal in der Zeitung Gegenstimmen zu Wort kommen. Das Eckhaus Risse mit dem Nachbarhaus "Ratskeller" wurde vor einigen Wochen restlos abgebrochen, inzwischen sind die Konturen eines neuen Wohn- und Geschäftshauses bereits erkennbar. (Bild 13a,b) Das Porphyrportal und die Wand zum Markt hin werden erhalten, insgesamt scheint die Ecke recht gut zu werden. Von Risses Haus war ja schon seit Mitte der 1980er nichts mehr vorhanden. Die Terrasse mit den stilisierten Stadtmauerstücken diente in den letzten Jahren lediglich der Präsentation einiger Geithainer mit ihren Hunden und Trinkutensilien!!
Damit soll es für heute genug sein. Wir wünschen Euch ebenfalls ein schönes Osterfest und sonst natürlich Gesundheit und Wohlergehen! Schön wäre es, wenn wir uns in Georgetown einmal wiedersehen könnten. Aber in diesem Jahr ist so etwas rein zeitlich leider nicht möglich. Und wie ist es bei Euch? Kommt Ihr dieses Jahr nach Deutschland, vielleicht auch zur Weltausstellung in Hannover?
Viele liebe Grüße und alle guten Wünsche von Geithain nach Georgetown von Karin und Gottfried