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Der Großkontinent Rodinia

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Grafik 2.5A zeigt die paläomagnetische Rekonstruktion von Baltica und Laurentia vor etwa 600 Millionen Jahren. Verglichen mit der früheren Position hat sich Baltica im Verhältnis zu Laurentia um ungefähr 90 Grad gedreht, und es ist jetzt der kaledonische Rand von Baltica, der an Laurentia grenzt (Grafik 2.5B). Für diese Lage gibt es kaum geologische Alternativen, da sich Baltica von Laurentia entfernen würde, wenn man dem Kontinent eine andere Position auf dem Paläo-Breitengrad zuweisen wollte.


Grafik 2.5 Baltica und benachbarte Kontinente im Jung-Proterozoikum. A. Paläomagnetische Rekonstruktion von Baltica und Laurentia vor circa 616 Mio. Jahren (Baltica) und 570 Mio. Jahren (Laurentia) mit möglicher Lage von Amazonia zur gleichen Zeit, Teil des postulierten Großkontinents Rodinia. Gd, Grönland; NsR, Nordschottland-Rockall Plateau; Sn, Svekonorwegischer Gürtel. B. Vereinfachte Karte von Baltica, gedreht zur Übereinstimmung mit A. Man beachte, dass der Rand der Kaledoniden nunmehr dem Rockall Plateau/Nordschottland und die Tornquist-Zone Amazonia gegenüberliegen. Das Timan-Orogen entstand zu dieser Zeit; dementsprechend muss es einen anderen Kontinent östlich von Baltica gegeben haben; der alpidische Rand war weiterhin ein passiver Plattenrand. A nach Pisarevsky et al. (2003).


Grafik 2.6 Osteuropäische Plattform im Proterozoikum. A. Zwischen vor 1650 und 1350 Mio. Jahren.


Grafik 2.6 B. Zwischen vor 1350 und 1050 Mio. Jahren.


Grafik 2.6 C. Zwischen vor 620 und 540 Mio. Jahren, Darstellung der Ausbildung der Plattformränder, Gebiete von Erosion und Ablagerung, Granitintrusionen, Vulkanismus und Gangschwärme. Landgebiete innerhalb des Schildes ohne Farbe. Nach Nikishin et al. (1996).

Eine mögliche Rekonstruktion der Position von Amazonia (der präkambrische Kern von Südamerika) zur gleichen Zeit zeigt, dass Amazonia in den Winkel passt, der vom Südwesten Laurentias und dem westlichen Rand Balticas gebildet wird (Grafik 2.5A). Das Grenville-Orogen von Laurentia, entstanden vor 1090 bis 980 Millionen Jahren, liegt am (gegenwärtigen) nordöstlichen Rand von Laurentia und kreuzt das Rockall-Plateau Richtung Baltica bis dicht an das norwegische Ende des etwa zur gleichen Zeit gebildeten Svekonorwegischen Gürtels. Weiterhin gibt es ein mit dem Grenville-Ereignis zu vergleichendes Orogen dicht am (gegenwärtigen) Westrand von Amazonia, was darauf schließen lässt, dass die Grenville-Orogenese durch die Kollision beider Kontinente vor einer Milliarde Jahren entstand. Dabei deutet sich die Möglichkeit an, dass der Svekonorwegische Gürtel von Baltica ebenfalls von der Kollision mit Amazonia herrührte. Die drei Kontinente Baltica, Laurentia und Amazonia (siehe Grafik 2.5A) waren Teil des Großkontinents Rodinia, von dem wie bei seinem Vorgänger Nuna angenommen wird, dass er alle oder die meisten der Kontinente seiner Zeit vereint hat.

In Grafik 2.5B ist die Osteuropäische Plattform, die zu der betreffenden Zeit mit Baltica gleichgesetzt werden kann, gedreht, damit sie mit ihrer Orientierung in Grafik 2.5A übereinstimmt. Ganz offensichtlich nimmt dabei der Teisseyre-Tornquist-Rand die Kollisionslage mit dem angrenzenden Amazonia ein. Eine anschließende Entfernung von Amazonia würde die Öffnung eines Ozeans dazwischen zur Folge haben. Dieser abgeleitete Ozean wird als Tornquist-Ozean bezeichnet. Der Nordwestrand der Osteuropäischen Plattform, die jetzt im Wesentlichen vom Kaledonischen Orogen von Westskandinavien eingenommen wird, liegt in der Rekonstruktion von Grafik 2.5A dem Rockall-Plateau und Nordschottland gegenüber und wird als durchgehend zu Nordost-Laurentia angesehen – vor dem Auseinanderbrechen von Rodinia zu Beginn des Kambriums.

Der lange Nordostrand der Osteuropäischen Plattform, der jetzt vom Timan-Gürtel nachgezeichnet wird, grenzte im frühen Mittel-Proterozoikum an Laurentia. Dagegen stellte der Ural-Rand einen passiven Kontinentalrand dar, worauf die Sedimentfolgen hindeuten, deren Mächtigkeit nach Osten in Richtung zum zeitgleichen Ozean zunimmt (Grafik 2.6A). Jedoch zeigen die Sedimentfolgen am Timan-Rand im späteren Mittel-Proterozoikum an, dass dieser gleichfalls an einen Ozean grenzte (Grafik 2.6B). Aus dem Vergleich der beiden Rekonstruktionen in den Grafiken 2.5 und 2.6 wird ersichtlich, dass dieser Ozean durch das Wegdrehen Balticas von Ostgrönland im Uhrzeigersinn, wie in Grafik 2.5A gezeigt, entstanden sein muss. Eine weitere Folge dieser Rotation wäre die Kollision mit Amazonia, die für die Svekonorwegische Orogenese vor einer Milliarde Jahren verantwortlich war. Der südliche alpidische Rand der Osteuropäischen Plattform scheint ebenfalls zu dieser Zeit ein passiver Kontinentalrand geworden zu sein, indem die zuvor angrenzenden kontinentalen Teile wegbrachen.

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