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Mittel- bis jung-proterozoische Geschichte des Plattform-Inneren
ОглавлениеNach dem Ende der Svekonorwegischen Orogenese scheint es wenig Veränderung in den relativen Positionen von Laurentia, Baltica und Amazonia gegeben zu haben. Diese Kontinente brachen erst zu Beginn des Kambriums auseinander. Allerdings entstanden Riftzonen in verschiedenen Bereichen der Osteuropäischen Plattform im frühen Mittel-Proterozoikum lange vor diesem Ereignis (Grafik 2.6A). Mehrere dieser Rifts entwickelten sich zu schmalen Sedimentbecken, wie die Pachelma- und Abdulina-Becken im östlichen Bereich der Plattform. Gleichzeitig kamen am östlichen Rand mächtige terrestrische Sandsteinfolgen zur Ablagerung, die in Richtung zum Ozean in flachmarine Ablagerungen übergingen.
Im späteren Mittel-Proterozoikum bildete sich eine weitere Serie von Gräben und schmalen Becken im Inneren der Osteuropäischen Plattform (Grafik 2.6B). Die Zentralrussische Riftzone querte die Plattform und teilte sie mit ihren beiden mittelrussischen Becken fast in zwei Hälften. Die Randbecken aus der vorhergehenden Periode dehnten sich nun im Süden und Südwesten entlang der neuen passiven Plattenränder aus. Die allgemeine Spaltenbildung wird auch durch das Auftreten basischer Gangschwärme und vulkanischer Ablagerungen im Inneren der Plattform angezeigt, was im Anstehenden des Baltischen Schildes besonders offensichtlich ist.
Während des späten Proterozoikums vor 900 bis 800 Millionen Jahren setzte sich die marine Sedimentation entlang des Timan-Ural-Randes von Baltica, im nördlichsten Norwegen (die Sørøy-Abfolge) und zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer fort. Vor circa 800 Millionen Jahren erlebten diese Abfolgen Deformation und Metamorphose in einer orogenen Episode, die in Norwegen als Porsanger-Orogenese und in Russland als Timan-Orogenese bezeichnet wird. Ungefähr zur gleichen Zeit erfasste ein ähnliches Ereignis, das Knoydartium, die Moine-Supergruppe auf dem laurentischen Rand in Nordschottland. Das lässt vermuten, dass die marinen Abfolgen entlang der Ränder des neuen, durch die Rotation Balticas entstandenen Ozeans von der Kollision mit einer unbekannten kontinentalen Platte vor circa 800 Millionen Jahren betroffen waren (Grafik 2.6C).
Auch während des jüngsten Abschnitts des Proterozoikums vor 630 bis 540 Millionen Jahren, regional als Ediacarium bezeichnet, setzten sich die kontinentalen Sandsteinablagerungen an den östlichen Rändern der Osteuropäischen Plattform, aber auch im Westen fort, wo sie sich über den abgetragenen Svekonorwegischen Orogengürtel (Grafik 2.6C) legten. An verschiedenen Orten enthalten die frühen Ediacara-Abfolgen Tillite, die auch als Nachweis für eine Serie weitverbreiteter Vereisungen (einige eventuell global) beitragen, allgemein bekannt als Varanger-Eiszeit. Im südwestlichen Bereich der Plattform wurden im frühen Ediacarium bis zu 500 Meter hauptsächlich basaltische Laven nahe zum Tornquist-Rand abgelagert. Ihre Eruption dürfte mit der Riftentwicklung in Zusammenhang stehen, die das Wegbrechen von Amazonia und die Bildung des Tornquist-Ozeans ankündigte. Ungefähr zur gleichen Zeit trennte sich Nordwest-Baltica von Laurentia unter Bildung des Iapetus-Ozeans.
Zu einer Diskordanz kam es regional vor 590 Millionen Jahren zwischen frühem und spätem Ediacarium. Da die späten Ediacara-Ablagerungen ohne Unterbrechung in das Kambrium vor 540 Millionen Jahren überleiten, wird die Geschichte der Osteuropäischen Plattform für diesen Zeitabschnitt im nächsten Kapitel fortgeführt.