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ОглавлениеRede auf die Worte des Evangeliums: „Was ihr nur immer einem von Diesen gethan habt“ u. s. w.12 Noch schwebt mir die im Evangelium geschilderte furchtbare Ankunft des Königs vor Augen, noch ist die Seele, welche unverwandt auf die furchtbaren Worte hinstarrt, bestürzt, gleich als sähe sie den König des Himmels selbst auf dem Throne der Herrlichkeit, wie das Wort sagt, furchtbar sitzen und jenen prachtvollen Thron, der, was für ein Thron es nur immer sein mag, den Unfaßbaren in sich faßt, und jene unzähligen Myriaden von Engeln, die rings um den König herumstehen, ja auch den großen und furchtbaren König selbst, wie er von seiner unaussprechlichen Herrlichkeit auf die menschliche Natur herabschaut und das ganze Geschlecht der Menschen, die es, seitdem überhaupt Menschen existirt haben, bis zu jener furchtbaren Ankunft gegeben hat, um sich versammelt und Allen, je nachdem sie gelebt haben, das verdiente Urtheil spricht, die, welche die rechte Lebensweise führten, wie es heißt, zur rechten Seite hintreten läßt, über die Verkehrten und Verworfenen aber das ihrem Leben entsprechende Urtheil ergehen läßt, und wie er zu beiden Theilen spricht, zu den Einen jenes süße und milde Wort: „Kommet, ihr Gesegneten meines Vaters!“ zu den Andern die schreckliche und furchtbare Drohung: „Gehet hin, ihr Verfluchten!“ Meine Seele ist aber von solcher Furcht über das Gelesene ergriffen, daß ich bei den Vorgängen selbst anwesend zu sein glaube und von der Gegenwart Nichts wahrnehme. Und deßhalb hat mein Geist keine Muße, auf einen andern vorliegenden Gegenstand zu schauen, um ihn zu erforschen und in der Rede darzustellen. Und doch ist es nicht geringfügig und verdient eine gründliche Untersuchung, daß man erkenne, wie der allzeit Gegenwärtige zu uns kommt, ― denn seht, sagt er, ich bin alle Tage bei euch,13 ― und wenn wir glauben, daß er bei uns ist, wie er versprechen kann, zu kommen, gleich als wäre er nicht gegenwärtig.