Читать книгу DAS DING AUS DEM SEE - Greig Beck - Страница 10
KAPITEL 02
ОглавлениеBoca Ciega Avenue, Madeira Beach Florida – heute
»Ja!« Marcus Stenson legte den Hörer auf und drehte sich zu seiner Frau um, bis über beide Ohren grinsend.
Sara ballte die Hände zu Fäusten. »Hast du ihn?«
Marcus wartete ein paar Sekunden, um die Spannung zu vergrößern, bevor er rief: »Wir haaaben ihn.« Er holte tief Luft und stieß sie wieder aus. »Ein Fünf-Jahres-Vertrag, mit stillschweigender Verlängerung und weltweiten Rechten.«
Sara sprang in die Höhe. »Ja!« Sie rannte zu ihm, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Dann hielt sie ihn auf Armeslänge von sich weg. »Und wie geht es jetzt weiter?«
»Jetzt geben wir erst mal Geld aus … und zwar jede Menge Geld.« Marcus ging den Businessplan in seinem Kopf noch einmal gedanklich durch.
Der Fünf-Jahres-Vertrag galt für das Züchten des bedrohten Beluga-Störs im unberührten, eiskalten und abgeschiedenen Wasser des Baikalsees in Südsibirien. Diese alte Fischart starb nämlich langsam aus, und die russische Regierung suchte händeringend nach Lösungen, um der Spezies neues Leben einzuhauchen. Marcus hatte ein Angebot eingereicht, das ein Zuchtprogramm beschrieb, welches sich innerhalb von fünf Jahren bezahlt machen und eine gesunde Fischpopulation sowohl für die Wiederbesetzung der Seen als auch für die nachhaltige Zucht hervorbringen würde.
Er hatte bereits Hunderttausende Dollar seines eigenen Geldes investiert, um eine alte, stillgelegte Papiermühle und das umliegende seeseitige Grundstück zu erwerben. Dann hatte er noch mehr Geld ausgegeben, um sich einen Weg durch das Bürokratie-Labyrinth des russischen Staatsdienstes zu bahnen und um sicherzustellen, dass alle politische Spenden, Sondergebühren und Geschenke auch in die richtigen Hände flossen.
Er drehte sich um und hielt einen Finger in die Höhe. »Als Erstes müssen wir jetzt unsere Lieferanten vom Laich und den Beluga-Stören im Fortpflanzungsalter kontaktieren und alle Versprechen, die man uns gegeben hat, offiziell machen.«
»Wie lange bleibt uns, bis …?« Sara zog die Augenbrauen hoch.
Er lächelte, weil er genau wusste, was sie fragen wollte: Wie viel Zeit blieb ihr, bis sie beide dort leben mussten, vielleicht sogar auf Dauer.
Marcus holte tief Luft und stieß sie wieder aus. »Na ja, ich muss nächste Woche erst mal hin und den Stein ins Rollen bringen. Die Störe können erst kommen, wenn wir die Gehege aufgestellt haben, und die sind noch nicht gebaut. Tatsächlich ist noch fast gar nichts gebaut. Ich muss wohl ortsansässige Handwerker suchen und einstellen, da es Teil meiner Angebots-Abgabe war, Arbeitsplätze für die Kommune zu schaffen. Außerdem müssen wir geeignete Gehege-Standorte finden, die sauber und abgelegen genug sind, um zu gewährleisten, dass es keine Kreuzkontamination mit den örtlichen Stör-Arten gibt, die mit Parasiten und Infektionen gespickt sein könnten.«
»Und was machst du in deiner zweiten Woche?«, fragte Sara grinsend.
Marcus lachte und breitete die Arme aus. »Angeln, natürlich.«
In Wahrheit musste er ungefähr eine Million Dinge erledigen, aber auf dem Papier wirkten sie alle durchführbar. Jetzt, da er den Schalter umlegen und seine Pläne in die Tat umsetzen musste, fühlte er sich allerdings ein wenig überfordert.
»Sobald ich dann alles Wesentliche aufgebaut habe, kommst du nach.«
»Und wie lange dauert das?« Sie hob ihr Kinn.
»Vielleicht drei Monate.« Er sah zu ihr auf. »Ist das machbar?«
Sara hatte Biologie studiert, war aber schon früh ins Geschäftsleben gelockt worden. Jetzt führte sie eine Vertriebsberatung, und er wusste, dass sie die Idee, sich aus der aktiven Leitung zurückzuziehen und ihren Stellvertreter die Firma für sie führen zu lassen, schon zur Sprache gebracht hatte. Auch wenn er der Experte für Meeresbiologie war, brauchte er sie bei sich, denn sie war klug, entschlossen und noch dazu eine exzellente Wissenschaftlerin und diejenige mit dem Geschäftssinn. Er war eher ein Träumer, sie die mit dem Blick für Details und Klarheit.
»Drei Monate?« Sie nickte. »Ja, das ist machbar, sogar spielend.« Sie neigte den Kopf. »Werden wir dann im Mühlenhaus wohnen?«
»Ja und nein. Nicht in der Mühle selbst, sondern im Haus des Managers. Bis du ankommst, werde ich es allerdings in einen Palast verwandelt haben.« Er grinste und bemühte sich, zuversichtlich zu wirken.
»Ein Palast, hm?«
Er nickte langsam. »Jap … einer Königin würdig.«
Sie rümpfte die Nase. »Kannst du wenigstens dafür sorgen, dass es drinnen warm ist?«, fragte sie mit einem kleinen Lächeln.
»So warm wie in Florida?« Seine Augenbrauen schossen in die Höhe. »Ich werde mein Bestes tun.«
Marcus wusste, dass ihr die Kälte einige Sorgen bereitete, schließlich war das Sibirien. Im Sommer war das Seewetter größtenteils warm und mild, unten am Südzipfel gingen die Menschen sogar schwimmen, wenn auch mit zusammengebissenen Zähnen und blauen Lippen.
Unglücklicherweise lag der Ort, an dem sie wohnen und arbeiten würden, weiter nördlich, wo den größten Teil des Jahres über sowohl das Klima des Seegebiets eiskalt war, als auch die Oberfläche des Sees gefroren blieb. Er hatte Berichte gehört, denen zufolge, die Eisschicht des Sees im Winter, wenn es richtig kalt war, bis zu drei Meter dick wurde.
Er sah, dass sich Sara jetzt dem Fenster zugewandt hatte und hinaus über den üppigen grünen Rasen zum funkelnd blauen Wasser des Golfs von Mexiko blickte. Madeira Beach war wunderschön und sie war nun mal ein Strandmädchen durch und durch, daher wusste er, dass sie es dort, wo sie hingingen, schwer haben würde. Sie drehte sich nun mit in die Hüfte gestemmten Händen zu ihm um.
»Solange das Dach nicht leckt und man die Hütte heizen kann, bin ich dabei. Aber denk dran, Freundchen, wir kommen aus Florida und die Mühle steht in Sibirien.«
»Natürlich, keine Sorge.« Er zuckte mit den Schultern. »Wann habe ich dich denn je enttäuscht?«
Sie neigte lächelnd den Kopf. »Tja, da war dieses eine Mal …«
»Okay, okay.« Er griff nach ihrer Hand und zog sie näher zu sich. Er küsste sie innig, und presste sie dann enger an sich. »Es wird hart werden, das stimmt, aber wir können es schaffen.«
Sie tastete zwischen ihren Körpern hinunter. »Ich glaube, hart ist es schon.« Sie sah ihn mit Verlangen in den Augen an.
»Ich habe schon befürchtet, dass dir das nie auffallen würde.« Er küsste sie erneut.