Читать книгу Das Leuchten in mir - Grégoire Delacourt - Страница 11
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ОглавлениеNoch nicht ganz vierzig. Hübsch, aber nicht umwerfend – obwohl, als ich neunzehn war und ein kurzes gelbes Kleid trug, ein Junge mit seinem Motorroller gegen einen Lieferwagen fuhr, weil er mich anstarrte.
Ordentliche Ehe, seit achtzehn Jahren.
Einige Wutausbrüche, wie bei all unseren Freunden. Zwei, drei zerbrochene Teller. Ein paar Nächte auf der Wohnzimmercouch. Versöhnung mit Blumenstrauß, »les mots tendres enrobés de douceur, sanfte Worte, gehüllt in Zärtlichkeit«, wie Dalida sang.
Riesige, unfassbare Freuden – die Geburt unserer Kinder, deren friedliche Kindheit, ohne den tollwütigen Biss eines hellbraunen Labradors oder grauen Weimaraners, ein Heranwachsen ohne sichtbare Verwüstung, abgesehen von dem Zusammenbruch, den jeder von uns erlebte, als mein Mann nach mehreren Wochen Krankenhaus mit kahlem Kopf nach Hause kam.
Léa rannte sofort in ihr Zimmer, holte braune, schwarze und graue Filzstifte und malte, eins nach dem anderen, Haare auf den Schädel ihres Papas.
Das Lachen kam zurück.
Damals arbeitete ich in einem kleinen Geschäft in der Altstadt von Lille, Kleidung für Kinder zwischen null und zwölf Jahren. Dann ist Schluss, dann haben die Mütter nichts mehr zu melden, wissen die Gören alles besser. Mein Mann Olivier leitete ein sehr großes Geschäft in Villeneuve-d’Ascq für Kinder zwischen achtzehn und achtundneunzig Jahren: eine BMW-Niederlassung.
Wir fuhren so etwas wie einen Rennwagen. Er war sehr stolz darauf. Nur fünf Liter auf hundert Kilometern, kannst du dir das vorstellen? (Nein). Dreihundertzweiundsechzig PS! (Echt?) Von null auf hundert in vier Sekunden! (Liebling, mir bleibt die Spucke weg.) An Ampelkreuzungen und auf Parkplätzen fragte man ihn über das Modell aus. Er bot eine Probefahrt an. Mit leuchtenden Augen versprachen die Leute zu kommen.
Er war ein brillanter Händler.
Er hatte mich überzeugt, dass ich die Frau seines Lebens sei, als ich mit einem anderen zusammen war. Genauer gesagt mit seinem besten Freund.
Sie blieben Freunde.
Ich erinnere mich an eine Hochzeit, zu der wir eingeladen waren, in Berru, bei Reims. Während des Abendessens verliebte sich die Braut in den Freund einer Brautjungfer. Sie verschwanden auf dem Motorrad in der Nacht. Man sah sie nie wieder.
Diese Flucht berührte mich, ich träumte lange davon.
Später überzeugte er mich, dass ich von Tag zu Tag schöner würde, trotz der Jahre, der schlaffer werdenden Haut, der Sinnlosigkeit der Anti-Aging-Produkte. Wenn er gewollt hätte, hätte er mir mühelos ein Auto verkauft, das ich absolut nicht brauchte.
Aber ich wollte zu Fuß losgehen, wenn die Zeit reif wäre.