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Bondues.

Wir wohnten in einem großen weißen Haus am Golfplatz von Bondues, vierzehn Kilometer von Lille entfernt. Keine Hecken, kein Zaun trennte die Grundstücke voneinander. Deshalb sagte mein Mann nein, als unsere drei Kinder einen Hund haben wollten, zwei Stimmen für einen hellbraunen Labrador, eine für einen grauen Weimaraner. Sie versprachen, sich jeden Tag zu kümmern, Ehrenwort! Ehrenwort! Nein, denn der Hund würde weglaufen.

Schluchzend schlug Léa, unsere jüngste Tochter, vor, ihn draußen anzubinden.

Ich erzählte ihr von Blanquette mit ihren sanften Augen, ihrem Feldwebelbärtchen, ihren schwarz glänzenden Hufen, ihren gestreiften Hörnern und dem langen weißen Fell, das sie wie ein Mantel einhüllte, von der hübschen Ziege, die im finsteren Stall eingesperrt wurde und durch das offene Fenster entfloh. Léa zuckte mit den Schultern, stieß einen kleinen tragischen Seufzer aus, schon. »Aber wenn wir ihn lieben, hat er gar keinen Grund wegzulaufen.«

Mein Mann hatte mich weder angebunden noch eingesperrt, und trotzdem habe ich mich davongemacht.

Dabei liebte ich die Behaglichkeit unseres Hauses. Die Opernmelodien, die man dort hörte. Das Pfeifen des Windes, der manchmal Sandkörner aus den Bunkern hereintrug, und den milden Duft des moosdurchsetzten Rasens der Golfplätze. Ich liebte unseren alten Apfelbaum und seine wie aus Höflichkeit gesenkten Äste. Die Gerüche unserer Küche und sogar die der verkohlten Töpfe, in denen unsere Töchter regelmäßig Karamell anbrennen ließen. Ich liebte den beruhigenden, warmen Geruch meines Mannes. Seinen Blick auf meinem Mund, auf meiner Brust, seine Art, mich zu lieben, höflich, zuvorkommend, ehrlich und anständig, trotz der Höhen und Tiefen. Ich hatte seinen Mut geliebt, als er krank geworden war, seinen fehlenden Zorn bewundert und in dieser wilden Odyssee meine ungeahnte Kraft geschätzt.

Ich liebte unsere beiden Töchter und unseren Sohn und vor allem die Vorstellung, dass ich für sie töten, mit meinen Zähnen einem lebenden Tier sein Fleisch entreißen würde, wenn sie am Verhungern wären, dass ich jeder Finsternis widerstehen würde, damit sie keine Angst mehr hätten.

Schließlich liebte ich meine Mutter, trotz ihrer Scheuklappen und ihrer eleganten Depression. Ihre Art, meine Kinder in den Arm zu kneifen, um sicher zu sein, dass sie echt sind. Ich liebte es, jeden Tag ins Geschäft zu gehen, das glückliche Lächeln meiner Kundinnen zu sehen, während meine Hände die Geschenke einpackten und die Satinschleife mit der Schere kräuselten. Ich liebte auch den Stolz meines Mannes, wenn er alle sechs Wochen mit einem neuen Wagen nach Hause kam, und sein strahlendes Jungsgrinsen. Die Spritztour, zu der er uns dann einlud, manchmal bis ans Meer, Richtung Wimereux, Boulogne, Fécamp. Unsere Reiseträume zu fünft. Ich liebte die Schiffe und die Seekarten, die unsere Kinder mit langen wurmstichigen Stöcken in den Sand malten. Die Meere, die sie zeichneten, führten uns zu Inseln, wo kein Lärm der Welt tobte, kein Zweifel, kein neues Verlangen das gegenwärtige Glück zerstörte.

Ich liebte mein Leben.

Ich gehörte zu den glücklichen Frauen.

Das Leuchten in mir

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