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ENERGIELEISTUNG
VATER-KIND-WOCHENENDE. In einem Kanu sind wir unterwegs auf der Fulda. Der Fluss führt leichtes Hochwasser. Vor uns Männern und Kindern tun sich rauschend einige Stromschnellen auf. Wird es uns gelingen, zwischen den Baumwurzeln und Felsbrocken unbeschadet hindurchzukommen? Mein achtjähriger Sohn kräht: »Wir Männer schaffen das!« Wir geben alles. Um uns herum gluckst, sprudelt und schäumt es. Es kratzt. Wir setzen kurz auf und hängen für Sekunden fest. Die Strömung drückt uns gegen den Stein. Wasser schwappt ins Boot. Ich brülle: »Links – und tauch das Paddel mit doppelter Intensität ein!«. Zentimeter um Zentimeter schieben wir uns aus der bedrohlichen Lage. Unterhalb der Stromschnellen wischen wir uns den Schweiß und die Wasserspritzer aus dem Gesicht. Die Jungs strahlen und jubeln und machen einen auf »Give me five!«. Eine Portion Glück und eine echte Energieleistung haben uns vor dem Kentern bewahrt.
Auch als Männer sind wir unterwegs auf dem Strom des Lebens. Manchmal fühlt sich das richtig gut an. Da ist das Ganze mehr sonnenbeschienener Genuss als durchnässter Verdruss. Doch zur Paddeltour des Lebens gehören auch die Stromschnellen. Nicht immer geht es dann so glimpflich ab. Das Kentern, das Absaufen, das Paddelverlieren, das Sich-im-Kreis-Drehen, das Leckschlagen, das Schimpfen und Schwitzen und ein Neuen-Anlauf-Nehmen gehört dazu.
KEINER IST PERFEKT
Da ist Mose. Von seiner Mutter als Neugeborener am Ufer des Nils ausgesetzt, wuchs er im ägyptischen Königspalast auf. Im Zorn tötete er einen ägyptischen Aufseher, der einen hebräischen Sklaven geschlagen hatte, und musste fliehen. Ausgerechnet an den Ort seines Verbrechens schickte ihn Gott zurück: Mose sollte sein Volk aus der Sklaverei befreien und ins gelobte Land führen. Mit der göttlichen Offenbarung am Dornbusch nahm sein Leben eine Wende: Vom ins Wasser Geworfenen wurde Mose zum Aus-dem-Wasser-Herauszieher, zur Führungsfigur, zum Retter.
David war tapfer im Kampf, musikalisch begabt, clever und schön. Mit Geduld und langem Atem brachte er es an die Macht. Doch diese steigt ihm zu Kopf. Die Frau eines Offiziers wird ihm zum Fallstrick. Er vertuscht seine Liebesgefühle mit einem Mord. Der Prophet Nathan konfrontiert David mit seiner Maßlosigkeit und sagte ihm Leid voraus. Und David? Er weicht dieser Wachstumsherausforderung nicht aus. Im Scheitern wird er reifer, weiser und demütiger.
»Akkulader« führt vor Augen: Die 52 vorgestellten biblischen Männer setzen dem Entweder-oder von Sieg oder Niederlage eine Vielfalt entgegen. Sie sind Hauptdarsteller, Nebenfiguren, Weicheier, Machos, Sieger, Verlierer, Alphatiere, Mutige, Zauderer, Großmäuler, Leisetreter, Aktivisten und Drückeberger. Sie zeigen uns: Gott hat die Größe, auch auf krummen Linien gerade zu schreiben. Keiner ist perfekt. Mannsein atmet immer auch etwas von Versuch und Irrtum, Bruchlandungen und Kentern, Nasswerden und Schreien, Schwächen und Schattenseiten. Es gilt, sich zu bewähren im Auf und Ab von Stärke und Schwäche, von Licht und Schatten, von Vertrauen und Angst, von Liebe und Hass, Um- und Irrwegen. Die skizzierten Männerfiguren halten uns einen Spiegel vor: Wir sind den Auseinandersetzungen und Konflikten nicht enthoben. Und selbst von Antihelden können wir etwas lernen.
MANNSEIN IST EIN WERDEN
»Akkulader« ist keine am Schreibtisch entwickelte Theorie, sondern eine im Alltagsvollzug durchlebte Praxis der 34 Autoren. Sie wollen uns mit den individuellen Draufblicken auf biblische Personen Lust machen aufs Mannsein und uns herausfordern, Energie aufzubringen, zum Paddel zu greifen, das Leben nicht einfach so passieren zu lassen, sondern zu gestalten, zu schwitzen, zu werden, zu reifen. »Akkulader« ist aber auch eine Aufforderung, sich auf das Abenteuer Mannsein einzulassen, die uns anvertraute Energie freizulegen und schließlich fließen zu lassen.
Anselm Grün schreibt: »Es kommt nicht darauf an, dass du alles perfekt machst, sondern dass du das Leben wagst. Es kommt nicht darauf an, keine Fehler zu machen. Verstecke deine Fehler nicht, sondern lerne an ihnen. Es ist nicht schlimm zu fallen. Aber bleibe nicht liegen. Stehe auf, wenn du gefallen bist. Wenn du kämpfst, wirst du auch wieder verwundet werden. Gehe deinen Wunden nicht aus dem Weg. Sie gehören zu deinem Weg. Sie befähigen dich gerade zur Liebe.«1
In diesem Sinne wünsche ich dir – allein oder euch in der Männergruppe – energiegeladene Fluss-Momente, mit anschließenden beglückenden »Give me five!«-Erfahrungen.
Dein Rüdiger Jope
Wetter/Ruhr, 1. März 2020
WIDMUNG
Der unbekannten Referendarin, die in der vierten Klasse meine Fantasiegeschichte aus dem Stapel Klassenarbeiten herausgriff, sie als besonders gelungen lobte und mich ermutigte, diese scheinbare Begabung nicht brach liegen zu lassen.
Meinem Mit-Zivildienstleistenden und Freund Uwe Heimowski. 1990 wurde er zum väterlichen Kopf einer Fünfer-Bande von Zivis. Er forderte und förderte meinen Charakter, Verstand, Gewissen und Glauben. Er ermutigte mich zu meinem ersten Artikel im Magazin PUNKT.