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Melina Kanakaredes

Geteilte Leidenschaft für Schokolade und Konversation

Der Star der Fernsehshow “CSI: New York” erzählt von früheren Tagen und der Freude, im Big Apple Freunde zu gewinnen, die ihre “Familie” wurden.

1989 zog ich nach New York, um meine Karriere als Schauspielerin zu fördern. Innerhalb einer Woche organisierte ich eine vorübergehende Bleibe, nahm einen Wochenendjob als Kellnerin an und arbeitete außerdem zeitweilig als Model.

Man nannte es “hausieren”, wenn man mit einer Mappe zu einem Fotografen ging in der Hoffnung auf einen Auftrag als Model. Ich hatte mich immer um Adressen in einer guten Gegend bemüht, und diese eine war in der Madison Avenue bei einem Fotografen namens Ken Ross. Während er meine Mappe durchblätterte, sah ich mich in seiner schönen Wohnung um und bemerkte eine große Sammlung von Büchern, insbesondere von Elisabeth Kübler-Ross.

Ich sagte ihm, dass ich ihre Bücher sehr mochte, und da ich im College im Nebenfach Psychologie studiert hatte, war ich mit ihrer Arbeit vertraut. “Das ist meine Mutter”, sagte er. Wir hatten sofort einen Draht zueinander, und nach einem längeren Gespräch teilte ich ihm meine gegenwärtige Lage mit. Ich sprudelte alles heraus: dass ich soeben einen Wochenendjob als Kellnerin ergattert hatte, dass meine Bleibe unsicher war, dass ich eine Unterkunft brauchte und nicht nach Hause zurückkehren wollte.

Er teilte mir mit, dass er vorhatte, am nächsten Morgen nach Afrika abzureisen, um zu fotografieren, und bot mir für den Monat seiner Abwesenheit seine Wohnung an. Ich konnte kaum glauben, dass er so großzügig war. Ich war überwältigt und wollte ablehnen, aber er beharrte darauf, dass ich ein nettes griechisches Mädchen aus Ohio sei und dass es in Ordnung wäre.

Als er fort war, rief Elisabeth an und wollte Ken sprechen. Sie sagte, dass es ihr Leid täte, ihn versäumt zu haben, und fast im selben Atemzug fragte sie: “Wer sind Sie eigentlich?” Ich antwortete, ich sei Melina, und sie erinnerte sich, dass Ken erwähnt hatte, dass ich in seinem Appartement wohnen würde. Wir tauschten ein paar Höflichkeiten aus und sagten, dass wir uns freuen würden, uns einmal kennen zu lernen.

Nach Kens Rückkehr setzten wir unsere Freundschaft fort. Etwa drei Monate danach kam Elisabeth nach New York, um eine Rede zu halten. Natürlich war ich vor unserer ersten Begegnung nervös, denn ich dachte, sie würde mich genau unter die Lupe nehmen. Ich wusste, dass sie neugierig war auf meine Freundschaft mit ihrem Sohn.

Daher ergriff ich die Gelegenheit und ging zu einem ihrer Vorträge und war verblüfft, welchen Rapport sie mit dem Publikum hatte. Es war gebannt von ihr. Während ihrer Rede, die voll Humor, Licht, Liebe und universellen Wahrheiten war, hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Es war auch offenkundig, dass die ZuhörerInnen durch diese Begegnung irgendwie verwandelt waren, und ich gewann den Eindruck, Elisabeths Präsenz habe ihnen gut getan.

Innerhalb der ersten zehn Minuten unserer Begegnung nannte sie mich das “Bussimädchen” und sagte erklärend, dass Menschen, die viel Zuneigung schenken können, auch viel Zuneigung brauchen.

Ich nannte sie “Mutti”, wie Ken es tat, und wie es vielleicht auf schweizerdeutsch üblich war. Mein Platz in der Familie als liebe Freundin war gesichert, und er ist es noch heute. Ken und ich besuchten sie, wo immer sie gerade lebte, unter anderem auch in Virginia und Arizona.

Etwas Unglaubliches, das mir sofort an Elisabeth auffiel, war der Abstand zwischen der öffentlichen Person, die um die Welt reiste und das Leben von Millionen berührte, und der privaten Elisabeth. Trotz ihres leidenschaftlichen Drangs, der Menschheit eine Botschaft zu bringen, war sie ebenso sehr eine liebevolle Mutter und Freundin und eine fabelhafte Hausfrau. Sie hatte eine fantastische Sammlung hausgemachter Marmeladen, wie ich sie noch nie gesehen habe. Sie liebte ihre Familie. Was sich in ihrem Leben auch ereignete, in Gedanken war sie immer bei ihrer Familie.

Bei dem ersten Essen, das sie mir vorsetzte, gab es ein traditionelles Schweizer Gericht. Sie erhitzte einen großen Stein, auf dem ein Stück Emmentaler schmolz, und der geschmolzene Käse wurde auf einer gebackenen Kartoffel serviert.

Zu meinen liebsten Erinnerungen an Elisabeth gehören ihre Fresspakete. Einmal bekam Ken einen Vorrat an Käse, als müsste er sein Leben lang damit auskommen, und der Käse roch auch, als wäre er ein Leben lang unterwegs gewesen. Ein anderes Mal fuhr Ken viele Meilen weit, um einen riesigen Kristall, einen Amethyst, abzuholen, den sie für ihn gekauft hatte. Trotz äußerster Beanspruchung ihrer Zeit und ihres Lebens dachte sie immer an ihre Familie.

Die Welt kannte sie als die “Tod-und-Sterben-Tante”, aber es ging ihr um Liebe, um das Leben und darum, es voll auszuleben. Es war ihr um Freude und Lachen zu tun und darum, viel Schokolade zu essen.

Auch das war etwas, das wir gemeinsam hatten. Meine Familie ist im Schokoladengeschäft. Als mein Großvater aus Griechenland einwanderte, verstand er sich auf nichts anderes als die Herstellung von Schokolade. Meine Onkels führen diese Tradition bis heute in ihrer Schokoladenfabrik fort. Sie erzeugen handgeschöpfte Schokoladen ohne Konservierungsmittel. Diese gemeinsame Leidenschaft für Schokolade und Konversation umspannte unsere ganze Beziehung.

Es war ein solcher Segen für mich, dass ich Elisabeth kannte und Umgang mit ihr hatte. Jedes Mal, wenn ich denke, dass ich schon alle Geschichten über sie gehört habe, erzählt mir jemand eine, die zur Fülle ihrer Liebe und ihres Mitgefühls noch etwas hinzufügt.

Sie war wunderbar vorurteilsfrei. Ihre Liebe zu Menschen im Allgemeinen wurde nur von ihrer obsessiven Liebe zu Kindern und deren Akzeptanz übertroffen. Sie sprach oft zu mir von der großen Stärke von Kindern, wie sterbende Kinder sogar die innere Stärke haben, ihren trauernden Eltern zu helfen. Wenn sie mit Kindern umging, war es, als würde sie auf einen anderen Planeten versetzt.

Als ich mit meinem ersten Kind schwanger war, meinte sie, dass Kinder das Leben verändern, wie man sagt. Sie sind vollkommen, wenn sie geboren werden, und dann verkorksen wir sie. Daran denke ich oft im Hinblick auf meine eigenen Kinder und gehe deshalb anders mit ihnen um.

Elisabeth träumte von einem Zentrum, das ihr Werk weitertragen würde, wo alte Menschen und Kinder zusammenleben würden, um sich gegenseitig zu heilen. Ich weiß, dass mein lieber Freund Ken daran arbeitet, dass dieser Traum Wirklichkeit wird.

*** Melina Kanakaredes, die zur Zeit die Hauptrolle in “CSI: New York” spielt, wurde für ihre frühere Rolle in der Fernsehserie “The Guiding Light” für zwei Emmys nominiert. Sie trat außerdem in “NYPD Blue” und in Spielfilmen wie “15 Minutes” mit Robert DeNiro und “The Long Kiss Goodnight” mit Geena Davis und Samuel L. Jackson auf.

Zum Tee bei Elisabeth Kübler-Ross

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