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1 Einleitung

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Von der Wissenschaft über das kulturkritische Feuilleton bis zur Populärkultur begleitet das Misstrauen gegen fremde – heute insbesondere gegen englische – Ausdrücke unseren Alltag. Das Streben nach einer ‚reinen‘ – klaren, perfekten, eleganten und prestigeträchtigen – Sprache sowie der Argwohn gegen eine vermeintlich drohende ‚Invasion‘ fremder Wörter in die ‚eigene‘ Sprache stellen ein höchst aktuelles Thema dar, das allerdings einer langen Tradition folgt.1 Vielleicht ist gerade die ablehnende Haltung gegen fremdsprachliche Ausdrücke der erfolgreichste, der plakativste Aspekt des Purismus; mit Sicherheit ist sie allerdings nur einer der vielen und komplexen Aspekte, die mit – mehr oder weniger intensiv und offensiv betriebener – puristischer Spracharbeit in Verbindung gebracht werden können.

Nach einer kurzen Rekonstruktion einiger früher Momente des europäischen Sprachpurismus werde ich in meinem Beitrag das Hauptaugenmerk auf die Rolle der puristischen Sprachkultur und Sprachpolitik im Selektions- und Ausbauprozess der Norm der Volkssprachen Italiens und Frankreichs richten und diese – unter besonderer Berücksichtigung medio-konzeptioneller Aspekte – einer vergleichenden Analyse unterziehen. Dabei werde ich darstellen, wie sich in der frühneuzeitlichen Debatte um die ‚Reinheit der Sprache‘ Normierungsbestrebungen, ästhetische Fragestellungen der literarischen Produktion und soziale Praxis miteinander in großräumigen soziokulturellen Prozessen verflechten und wechselseitig bedingen.2 Ins Zentrum dieser Überlegungen werde ich die Historizität der Texte (siehe u.a. Frank 1994; Selig/Frank/Hartmann 1993; Koch 1987; Koch/Oesterreicher 1990; Oesterreicher/Selig 2014) und der gesellschaftlichen und kulturellen Phänomene stellen.

Kommunikationsdynamiken zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit

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