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Thomas Ballhausen Judy zieht in den Krieg

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»Think of the long trip home.

Should we have stayed at home and thought of here?

Where should we be today?«

Elizabeth Bishop: Questions of Travel

Weben, nicht die Wahrheit, ist mein Geschäft.

Eingeschlagen in papierne Worte oder Bahnen aus schönen Sätzen.

Wenn der Preis passt, folgt die Textur dem jeweiligen Wunsch.

Nähte sind kaum zu sehen, das besagt die Garantie, sichert meinen Erfolg, die Wahrheit meiner Hexerei, die sich in Wirkungen zeigt.

Von weit kommen die Kunden immer noch zu mir an den südlichen Stadtrand, um meine Waren zu erwerben.

Versuchen stets, sich nicht über die Lage meiner Warte zu wundern, mein Ausharren über die Jahre hinweg.

Wir waren immer schon verwickelt.

Ich passe an, ergänze, ersetze. Ich webe, höre geduldig zu.

Eine Bühnenrolle gibt mir meinen neuen Namen, meine Funktion.

Zwischen den Befestigungsanlagen und vorgeschobenen Posten habe ich mich eingerichtet, eine permanente Ruine inmitten tödlicher Anlagen.

Dieser Ort ist ein Wrack, diese Zeit ein Schiffbruch, aber ich sage mir stets, der Ausblick von der obersten Plattform aus lohnt.

Wenn ich nicht arbeite, lese oder zum Vergnügen auf verirrte feindliche Spähdrohnen schieße, halte ich Ausschau nach Dir.

Mein Haar ist grau, ja, aber ich halte immer noch Ausschau.

I blame you for the moonlit sky and the dream that died …

Unsere Angelegenheiten sind tragikomisch, eigenartig, denn wir sind Gegenstände der Geschichte.

Die Hintergründe, was auch immer den Weg in die Schulbücher finden wird, entziehen sich zumeist.

Davor platziert: die Existenzen, so verwirrend nah am Sterben gebaut.

Also bäumt man sich auf, höflich und erzählend nach ein wenig Erkenntnis tastend.

Lies: science fiction, speculative fabulation, string figures, speculative feminism, so far.

Wie wir uns positioniert haben, mit besten Absichten und schweren Ringen, viel zu weit für unsere schmalen Finger.

Ein Gemälde in Technicolor an der Wand, unser Hochzeitsfoto als Hologramm auf meinem Tisch, eingegossen in Glas.

Ein Briefbeschwerer in einer Zeit ohne Briefe, ohne echte Nachrichten.

War mir der neueste Krieg vielleicht nicht doch ganz gelegen gekommen.

Dein Blick und der Wunsch, beruflichen Traditionen zu gehorchen: Schwertmission ist Frauenpflicht.

Irgendwo ist immer ein Konflikt, irgendwie finden sich stets die passenden Argumente.

Du sollst nicht unbedingt töten, außer: in allem gepriesen sei, der eure Hände den Kampf lehrt und eure Finger den Krieg.

Ein wenig Abstand nach dem erlittenen Verlust, vom Terror der wohlmeinenden Mitmenschen, den ungelenken Beileidsbekundungen.

Unserem Unvermögen.

Nein, das Kind war nicht aus dem Fenster geworfen worden. Dazu war es erst gar nicht gekommen.

Einmal begonnen, kann es nicht mehr gestoppt werden.

Die grundlegenden Muster der Gewalt bleiben immer dieselben, hin bis zum abgekarteten Finale.

Ein Teufel aber steckt in jeder dieser Varianten, auch wenn er manchmal nicht zu sehen ist.

That’s the way to do it.

Wir bewohnen immer noch eine Welt der Giganten und Titanen, selbst Jahrzehnte nach Deiner Abreise.

Still buchstabierte ich deployment vor mich hin, während lange Kolonnen vorbeizogen, Schwebepanzer, Luftschiffe, Spezialeinheiten, geächtete Waffen.

Unter dem Gewicht der Worte formierte sich Sicherheit ringsum als Rayon, Schanzwerk oder Mauer.

Ich kann immer noch sagen, wo die Gräben verliefen, die Türme standen.

Was alles verloren zu geben ist.

Aber ich blieb, webte Papier zu neuen Worten, versuchte mich in Sparsamkeit.

Wollte ich zumindest dieses eine Versprechen einhalten, ich vermag es nicht mehr zu sagen.

In der Gegend unserer Verabschiedung richtete ich mich ein, Stein für Stein.

Erinnernd geraten Raum und Zeit leicht durcheinander, gar zu unsichere Pfade, um der Fremdsprachigkeit der Jetztzeit beizukommen.

Bildete ich mir ein, jemand riefe auf der Straße meinen Namen, so habe ich mich in den ersten Monaten immer noch suchend umgesehen, doch ich lernte, die Stimmen zu ignorieren.

Ich konnte täglich bis zu drei Tiere hintereinander sein, vielleicht gelingt es mir immer noch.

Kann ich zumindest noch krähen, das Fliegen traue ich mir nicht mehr zu.

Es ist die Hilflosigkeit unserer Älteren, die mich hat erwachsen werden lassen.

Träume und Nachrichten wurden trotz neuer Brille schwieriger zu unterscheiden: Hat tatsächlich ein Sturm die Kühe ins Meer getragen, verwandeln sich manche Wölfe einmal im Monat in Menschen, nutzen wir Signaturen von Zerstörung, um außerirdische Zivilisationen zu entdecken.

Wie Menschen einfach aus dem Blickfeld kippen, es ist die einzig echte Art, in der sie uns verloren gehen.

Eine Ansammlung von Namen, beachtlich, ein heimliches Alphabet, dem ich ein zweites, geheimeres beistelle, alles in Gedanken.

Als wenn es etwas wie Natur ohne Geschichte je hätte geben können.

Weben gab und gibt mir den einsamen Takt vor, ich schreibe Sinn zu, denn die eigentliche Realität ist ein Skandal.

Wer schließlich aus diesem vergessenen Krieg in die mehrfach ummauerte Hauptstadt zurückkehrt, ist eine völlig andere Person.

Du bist dahingehend keine Ausnahme.

And I might stop and look upon your face, disappear in the sweet, sweet gaze …

Der Beobachter ist ebenso unsicher wie sein Blick, das habe ich mir angelernt, abgeschaut.

Hält Krieg jung und fit, kann man deshalb so lange durchhalten.

Wir fragen nicht nach den verschwendeten Generationen, nach den staubigen Schuhen oder den verbeulten Wasserflaschen.

Stattdessen fragen wir einander: Bist Du tot? Tot wie ein Stein?

Wir fragen: Lebst Du? Bist Du lebendig wie eine Pflanze?

Vielleicht sehen wir ja noch viele gute Tage, diskutieren die Unterschiede zwischen Vergeben und Verzeihen.

Unsere Namen entsprachen ohnehin niemals echten Farben, kein Elternteil buchstabiert sich so.

Schlaflos höre ich später auf die Geräusche der Nacht, das Knacken der Wirklichkeit und der Welt, die sie abwirft.

Deine Bewegung ist wahrscheinlich, sie strebt dem Gefälle, dem Unvermeidlichen zu.

Your heart wears knight armour, vorsätzlich wende ich Dir den Rücken zu.

Ich werde Deine Klingen hören, bevor ich sie spüre.

Die Luft wird von meinen Schreien erfüllt sein.

Sagen reloaded

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