Читать книгу ACT in Klinik und Tagesklinik - Группа авторов - Страница 56

4 Therapeutische InterACTion im Klinikalltag Nina Romanczuk-Seiferth und Ronald Burian 4.1 ACT als therapeutisches Konzept im klinischen Alltag in konkreten Interaktionen umsetzen – Einführung

Оглавление

Die meisten Lehr- und Praxisbücher zur Anwendung von ACT beziehen sich auf die Therapie in einer ambulanten Praxis als ein prototypisches psychotherapeutisches Setting: es sitzen sich Patientin bzw. Patient und Therapeutin bzw. Therapeut gegenüber und es wird miteinander gesprochen. Die Situation ist recht übersichtlich und zumeist gut strukturiert. Alles, was geschieht, spielt sich zwischen diesen zwei Personen ab. Die Therapeutin bzw. der Therapeut erklärt zu Beginn der Therapie das eigene Vorgehen und das Rational der Behandlung. Dann wird das gemeinsame Vorgehen erarbeitet. Meist ist auch die Anzahl der vorgesehenen Therapiestunden, also die »Therapiedosis«, klar umrissen. Die unmittelbare therapeutische Interaktion bleibt auch im Verlauf der Behandlung meist auf diese zwei Personen beschränkt.

Die therapeutischen Interaktionen gestalten sich im klinischen Rahmen zumeist komplexer: Die Patientinnen und Patienten haben im Therapieverlauf Kontakt mit mehreren therapeutisch arbeitenden Personen. Im besten Fall arbeitet das Stationsteam nach einem einheitlichen Therapie-Rational, aber manchmal eben auch nicht. Und selbst wenn ersteres der Fall ist, sind unterschiedliche Perspektiven und Haltungen zu ähnlichen Themen oder Problemstellungen der einzelnen Therapeutinnen und Therapeuten durchaus die Regel. Ähnlich wie in der ambulanten Einzeltherapie wird auch in der Klinik viel gesprochen, aber einige der Therapien haben auch erhebliche non-verbale Anteile, z. B. Musik-, Kunst- und Kreativtherapie, Ergotherapie, Tanz- und Bewegungstherapie usw. Je nach Profil der Klinik, Abteilung bzw. Station sind Umfang und Dauer der vorgesehenen Therapie zumindest bei Behandlungsbeginn nicht unbedingt festgelegt, vor allem im Akutbereich.

Ein weiteres wichtiges Merkmal stationärer und teilstationärer Behandlungen ist es, dass die Patientinnen und Patienten meist eine sehr hohe Symptombelastung aufweisen, z. B. akute Suizidalität, Wahnerleben, starke Konzentrationsstörungen usw. Bei Menschen mit chronischen Erkrankungen spielen häufig krankheits- und behandlungsassoziierte Gefühle und Verhaltensweisen, wie Resignation, Hoffnungslosigkeit, Ärger, ausgeprägtes Rückzugsverhalten bis zur sozialen Isolation oder starke Identifikation mit der Krankenrolle, eine wichtige Rolle. Oft suchen diese Patientinnen und Patienten in Kliniken und Tageskliniken nicht (nur) aus sich heraus und gezielt eine Behandlung auf – wie es bei ambulanten Patientinnen und Patienten mit höherem Funktionsniveau im Alltag häufiger der Fall ist – sondern »landen« gewissermaßen per Einweisung oder durch Vermittlung von Angehörigen und sonstigen Hilfspersonen in einer Klinik oder Tagesklinik, wo ihnen nun geholfen werden soll.

Um Ansatzpunkte und Ideen für die konkrete Umsetzung von ACT in zum Teil herausfordernden Situationen im klinischen Rahmen zu geben, wird in diesem Kapitel beispielhaft auf solche Situationen eingegangen, die aus der klinischen Erfahrung im stationären und teilstationären Alltag als »prototypisch« für Klinikbehandlungen angesehen werden können. Die Auswahl der Situationen hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern fokussiert auf bestimmte Situationen, die gehäuft auftreten und eine Schlüsselrolle für das Gelingen einer (teil-)stationären Behandlung spielen können.

ACT in Klinik und Tagesklinik

Подняться наверх