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2 Im Dialog mit der Gesellschaft

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In dieser Sektion stehen die rechtlichen Dimensionen von dolmetschbezogenen Fragestellungen im Mittelpunkt. Aus pragmatischen Gründen entschieden wir, den Zitationsstil der Rechtswissenschaften an die Konventionen der Translationswissenschaft anzugleichen.

Oliver Scheiber setzt sich in seinem Beitrag mit dem Begriff der Würde auseinander, die in Mira Kadrić’ wissenschaftlichem und didaktischem Werk eine treibende Kraft spielt. Scheiber tastet sich an den Begriff der Würde zunächst philosophisch heran, um ihn dann schließlich konkret im Kontext des Gerichts- und Behördendolmetschens zu beleuchten. So zeigt sich die Würde hier unter anderem auch als gleichberechtigte Kommunikation zwischen VertreterInnen von Gerichten und Behörden und fremdsprachigen Personen. Sie zeigt sich aber auch in der Würde der DolmetscherInnen, wenn ihr translatorisches Handeln allparteilich geprägt ist und somit zu einem fairen Prozess beitragen kann.

Alexia Stuefer lässt in ihrem Beitrag „Stimmen“ unterschiedlicher österreichischer Rechtsnormen „zu Wort kommen“, die sich über die Bedeutung der Sprache(n) äußern. So werden beispielsweise Passagen aus der Verfassung und aus der Strafprozessordnung zitiert, in denen der Umgang mit den Minderheitensprachen, der Gebärdensprache aber auch das Recht auf Translationsleistungen thematisiert wird. Im zweiten Teil ihres Beitrags setzt sich Stuefer vor allem mit den österreichischen Rechtsnormen zum Dolmetschen im Strafverfahren auseinander.

Monika Stempkowski und Christian Grafl befassen sich ebenfalls mit dem Dolmetschen im Strafverfahren. In ihrem kriminalpsychologischen Beitrag gehen sie der Frage nach, wie sich das Dolmetschen auf die Lügenerkennung im Strafverfahren auswirkt. VernehmungsexpertInnen machen Lügen nämlich an inhaltlichen Kriterien fest, die durch entsprechende Techniken, wie zum Beispiel durch das kognitive Interview, erhoben werden. Die AutorInnen beschreiben zunächst grundlegende Interviewtechniken und allgemeine Lügenmerkmale, bevor sie auf die potentiellen Schwierigkeiten bei gedolmetschten Vernehmungen übergehen. Vor diesem Hintergrund thematisieren sie auch die Rolle von DolmetscherInnen, heben jedoch gleichzeitig hervor, dass zu diesem Themenfeld noch kaum aussagekräftige Forschungsergebnisse vorliegen.

Richard Soyer stellt in seinem Beitrag die Frage, was juristische Ausbildung leisten kann und soll und beschreibt in diesem Zusammenhang die von ihm initiierten Law Clinics bzw. Rechtsambulanzen an der Karl-Franzens-Universität Graz und an der Johannes-Kepler-Universität Linz. Soyer geht im Detail auf die Inhalte, den Ablauf und den Mehrwert praxisbezogener Lehrveranstaltungen ein. Resümierend hält er fest, dass durch die Kombination von Theorie und Praxis an Law Clinics und das dort vorherrschende learning by doing bestimmte Sachverhalte für Studierende nachvollziehbarer werden, was wiederum motivierend wirkt. Soyer sieht die Zukunft rechtswissenschaftlicher Curricula an österreichischen Universitäten in einem stärkeren Praxisbezug. Als Beispiel nennt er das Curriculum für das neue Bachelorstudium Rechtswissenschaften an der Johannes-Kepler-Universität Linz, in welchem eine stärkere Verzahnung von Theorie und Praxis vorgesehen ist.

Dolmetschen als Dienst am Menschen

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