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3 Zahlen, Fälle oder Menschen?

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Wenn von Asylsuchenden die Rede war, wurde zu der Zeit in den internationalen und deutschsprachigen Medien von immensen Zahlen geschrieben, die nicht zu bewältigen wären, und auch eine Zuwendung wie bei Nour wäre nicht immer leicht durchzuführen. Man erfährt auch von Fällen, die unser Sozialsystem missbrauchen wollen oder einfach kriminell sind. Aber auch das sind Probleme, die mit etwas mehr Wohlwollen, Empathie und Menschenkenntnis, organisatorischem Geschick und auch sprachlicher und transkultureller Kompetenz zumindest verringert werden könnten.

In seinem Buch Mut zum Recht! Plädoyer für einen modernen Rechtsstaat (2019) schreibt der Richter Oliver Scheiber immer wieder von Kleinkriminellen, auch unter Einheimischen, die unsere Gefängnisse überbevölkern und das Rechtssystem überlasten (während große Wirtschaftsdelikte weniger genau behandelt werden, aber ungleich mehr Schaden zufügen): Man konzentriert sich auf die Tat selbst und weniger auf den Täter oder die Täterin und deren Hintergrund. Mit der Überwindung der „Klassenjustiz“ könnten die Urteile und letztendlich die gesellschaftlichen Auswirkungen in unserem Rechtsstaat anders aussehen:

Leitprinzipien der Justiz müssen der einfache, gleiche Zugang zum Recht und das faire Verfahren sein. Das muss sich in Informationspolitik, Sprache und Kommunikation der Justiz niederschlagen. Die Justiz muss innerhalb und außerhalb des Gerichtssaals verständlich, fair und empathisch agieren und kommunizieren. (2019:72)

Diese These möchte ich nun auf den zweiten Fall im Bereich des Asyls anwenden, der aufzeigt, wie verhängnisvoll die Kulturproblematik bei mangelnder Kommunikation und Kooperation und dem daraus entstehenden Fehlverhalten sein kann.

Dolmetschen als Dienst am Menschen

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