Читать книгу Dolmetschen als Dienst am Menschen - Группа авторов - Страница 28
1 Einleitung
ОглавлениеDer vorliegende Beitrag, der sich mit einigen Schlüsselthemen im Bereich des Kommunaldolmetschens auseinandersetzt, knüpft in mehrfacher Weise an die dolmetschwissenschaftliche Arbeit von Mira Kadrić an, deren Wirken mit den Beiträgen in diesem Band gewürdigt werden soll. Als Kollegen, der nun schon gut ein Vierteljahrhundert lang in freundschaftlicher Verbundenheit mit ihr Seite an Seite und sogar Tür an Tür im Auf- und Ausbau der Translationswissenschaft an der Universität Wien engagiert ist, fällt mir dieses In-Beziehung-Setzen besonders leicht. Schließlich tBeilen wir nicht nur den selben Dienstort, sondern auch die Konzeption unseres Faches im Sinne des zunächst von und dann gemeinsam mit Mary Snell-Hornby (1995) propagierten Integrated Approach. In diesem kommt dem lange Zeit vernachlässigten Dolmetschen in gesellschaftlichen Institutionen eine zentrale Bedeutung zu, wenn es gilt, für anderssprachige Personen das Recht auf Sprache, gleichberechtigten Zugang und faire Verfahrensabläufe zu gewährleisten. Mira Kadrić hat dies am eigenen Leib in mehreren Rollen erlebt ‒ als Migrantin aus Bosnien ebenso wie als spätere Gerichtsdolmetscherin im Aufnahmeland und in weiterer Folge dann als international renommierte Expertin für die Ausbildung von professionellen DolmetscherInnen für Gerichte und Behörden. Zugleich hat sie ihre lebenspraktische Dolmetscherfahrung eingehend reflektiert und vor allem in ihrer Habilitationsforschung (Kadrić 2011, 2012) das Thema Macht in den Fokus gerückt, das, wie Prunč (2012:326f.) nachvollziehbar macht, in der vom Konferenzdolmetschen geprägten Tradition der Dolmetschwissenschaft unterbelichtet geblieben war.
Das Thema Macht soll deshalb buchstäblich im Zentrum dieses Beitrags stehen. Der Titel „Dolmetschen. Macht. Asyl“ spielt dabei auf den eines Aufsatzes an, in dem Mira Kadrić (2012) ihre empirischen Untersuchungen zur Rekrutierung von DolmetscherInnen im österreichischen Polizeiwesen präsentiert. Das Verhältnis von Macht und Menschenrechten, insbesondere dem Recht auf Asyl, wird im gegenständlichen Fall auf diskursanalytischer Basis thematisiert. Konkret wird anhand einer Konfliktsituation im Rahmen einer Asylanhörung gezeigt, inwiefern und auf welche Weise DolmetscherInnen in ihrer institutionellen Rolle Macht ausüben können. Davor wird der theoretische Rahmen für die Beschreibung des institutionellen Bedingungsgefüges und die Analyse der Gesprächsauszüge skizziert.