Читать книгу Ein Prinz für Cinderella - Группа авторов - Страница 12
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Оглавление„Was ist denn das für ein Mist?!“
Aus dem Wasserhahn kam ein Schwall braunes stinkendes Wasser. Sollte ich mir etwa damit die Haare waschen?
„Diese scheiß Bruchbude! Wie kann man nur so leben?“
Ich ließ das Wasser in der Badewanne eine Viertelstunde lang laufen, bis einigermaßen klar aussah und ich meinen Haare den Kontakt damit zumuten konnte. Haarewaschen und Duschen waren hier – wie alles andere – das reinste Abenteuer. Die Temperatur beim Duschen wechselte ständig zwischen heiß und saukalt, wenn nicht gerade eine braune Brühe die Brause verstopfte. Wäre das Fitnesscenter nicht so weit von hier entfernt gewesen, wäre ich ins Taxi gesprungen, um dort zu duschen. Meine Mitgliedschaft dürfte mein Vater wohl nicht für mich gekündigt haben, aus diesen Verträgen kam man nicht so leicht raus. Nur war eine Taxifahrt quer durch München momentan für mich unerschwinglich. Nach dem anstrengenden Tag im Tierheim hatte ich den Bus verpasst und viel zu viel Geld für das Taxi ausgegeben. Zu Hause durfte ich dann feststellen, dass ich weder Spülmittel noch Waschmittel im Haus hatte und musste nochmal los in den Supermarkt.
Mein Shampoo ging auch langsam zur Neige, das alleine kostete bereits vierzig Euro, die restlichen Pflegeprodukte nicht mitgerechnet. Wenn ich noch die Kosten für das bestellte Essen mitrechnete, dürfte ich spätestens nach einer Woche pleite sein. Ich brauchte schleunigst eine Idee, wie ich mein Konto auffüllen konnte. Da mein Vater mir großzügigerweise einen Internetanschluss gönnte, schrieb ich einen befreundeten Fotografen an, ob er mal wieder einen Modeljob für mich hätte. Auffälliger konnte ich es nicht angehen, ansonsten wüsste bald die gesamte Society von meiner Situation und ich könnte in Zukunft nur noch mit einer Tüte über dem Kopf rausgehen. Es gab übrigens in nächster Zeit keinen Modeljob für mich. Auch sonst bekam ich nur Werbung und dubiose Angebote zugeschickt, die mir alle nicht weiterhalfen. Ich hätte mir natürlich etwas von Clarissa leihen können, aber so tief war ich dann doch nicht gesunken. Zum Glück kam mir nach dem Abendessen, bestehend aus Lieferpizza und Fertigtiramisu, die rettende Idee. Das würde locker ein paar tausend Euro bringen, auch wenn mein Herz bei dem Gedanken daran blutete. Und wenn ich meine Kartons so ansah, wäre ich das gesamte Wochenende damit beschäftigt.
„Freitag bis Montag in dieser Abstellkammer, die ich immer noch nicht als Wohnung bezeichnen kann, verbringen. Gefängnis könnte kaum schlimmer sein“, jammerte ich vor mich hin. Dann machte ich mich zähneknirschend an den ersten Karton. Ich breitete gerade den Inhalt auf meinem Bett aus, als es an der Tür Sturm läutete.
„Ja, ich komm ja schon!“
Mit nassen Haaren und einem abgebrochenen Fingernagel öffnete ich die Tür. Und hätte besser vorher durch den Spion geschaut ...
„Hiii Süße!“
Clarissa stürmte mit unserer gemeinsamen Freundin Roxy in meine Wohnung. Ich war so verdattert, dass ich keinen Ton herausbrachte.
„Wieso gehst du nicht mehr ans Telefon? Ich rufe seit gestern pausenlos bei dir an“, sagte Clarissa.
„Ja ... ich hatte viel zu tun.“
„Das ist ja cool hier“, sagte Roxy. Während Clarissa mit spitzen Fingern einen Stuhl zurechtrückte, bekam Roxy leuchtende Augen beim Anblick meiner Einrichtung. Sie liebte alles, das mit dem einfachen Leben zu tun hatte, wie sie selbst sagte. Am liebsten würde sie wohl ein Praktikum in der Suppenküche machen, um endlich einmal zu erleben, wie es „ganz unten“ war. Clarissa dagegen reagierte so, wie ich es befürchtet hatte.
„Okay, was ist das hier?“ Sie sah sich irritiert und leicht angeekelt um. „Bei euch zu Hause hat man mir diese Adresse gegeben. Ich dachte schon, die wollten mich verulkten, eigentlich sind wir nur just for fun hierher gefahren. Was machst du hier? Wo ist deine richtige Wohnung?“
Sie anzulügen sah ich als einzige Möglichkeit, mein Image und meine Würde nicht komplett zu verlieren.
„Ich hab mich für eine neue Dokusoap beworben. So was Ähnliches wie Big Brother, nur mit Prominenten, die in ärmlichen Verhältnissen leben müssen. Das hier ist sozusagen die Vorbereitung.“ Na bitte, wenn es darauf ankam, war ich immer noch schlagfertig.
Clarissa klappte die Kinnlade nach unten. „Oh mein Gott ... er hat dich rausgeworfen und die Kreditkarten gesperrt!“, rief sie entsetzt.
„Ja ... aber das ist nur ...“ Ich druckste herum. „Ach scheiße, du hast recht. Wir hatten einen heftigen Streit. Er hat mich provoziert, ich habe ihn beschimpft, und jetzt bin ich hier.“
Die ganze Situation war schon schlimm genug, nicht aber so demütigend wie der Blick, mit dem Clarissa mich ansah. Er sollte wohl Mitleid ausdrücken, bekam aber durch den Ausdruck ihrer Augen einen überheblichen Touch. Als wir uns damals in der Schule kennengelernt hatten, musste ich diesen Blick häufig ertragen. Die erste Zeit hatte ich sie dafür gehasst. Ich war die Neue, die Außenseiterin, die bis dahin eine Schuluniform für ein versnobtes Kostüm gehalten hatte und ihr Pausenbrot selbst mitbrachte. Clarissa und die anderen Mädchen trugen die Nasen so weit oben, als wären sie mit der britischen Queen verwandt, und drangsalierten aus lauter Langeweile die Neulinge. Nach zwei Monaten in dieser Horrorschule hatte mich Clarissa eines Tages heulend in der Mädchentoilette erwischt. Erst hatte ich ihr eine reinhauen wollen, aber sie hatte mich in die Arme genommen und mir zugehört. Sie hatte mir gestanden, dass sie mit den wenigsten Mädchen dort befreundet war und es ihr am Anfang nicht anders ergangen war als mir. Nur mit dem Unterschied, dass für sie auch zu Hause keine Schulter zum Anlehnen existierte. Ihre Eltern hatten sie von einem Internat zum nächsten geschickt, und wenn sie sich mal in den Ferien zu Hause begegneten, wurde ihr eingeredet, etwas Besseres sein zu müssen. Das hatte sich ihr eingeprägt, doch seit diesem Gespräch auf der Schultoilette waren wir Freundinnen und vertrauten einander. Roxy hatten wir erst nach der Schulzeit kennengelernt, als sie nach Grünwald zog. Ihr Vater war Musikproduzent, die Mutter lebte auf Hawaii mit einem jungen Surfer. Für Roxy schien das kein Problem zu sein. Wer schon mit Rockstars gefeiert und den Spleen einiger Popqueens erlebt hatte, machte sich wohl nicht viele Gedanken über das Leben oder was andere von einem halten könnten. Das zeigte sich auch in ihrer ganzen Aufmachung. Der kinnlange hellblonde Pagenschnitt stand ihr ganz gut, auch wenn die pinkfarbenen Strähnen schon ewig nicht mehr im Trend lagen, doch Roxys Klamotten verursachten Clarissa regelmäßig Kopfschmerzen. Roxy gab einen Schiss auf die neuesten Trends, sie zog das an, was ihr gerade gefiel, und das in den unmöglichsten Kombinationen. Ich fand sie einfach nur witzig und süß, sie hatte so eine erfrischende Art, die mich schon öfter aus einem Stimmungsloch geholt hatte.
„Wie geil ist das denn, ist das ein Röhrenfernseher!? Und diese alten Möbel! Voll der Retro-Style.“
Das war Roxy. Ich hätte dieses Zeug am liebsten aus dem Fenster geworfen, vor allem den prähistorischen Fernseher mit der Bildröhre. Aber für die kleine Roxy in ihrer geblümten Schlaghose lebte ich in einer „voll geilen Bude.“
Clarissa dagegen entgleisten die Gesichtszüge. Sie sah aus, als hätte sie in eine Zitrone gebissen.
„Wie lange sollst du hier leben?“, fragte sie, die Augen auf die braune Cordcouch gerichtet.
„Hoffentlich nicht lange.“ Ich zündete mir eine Zigarette an und öffnete die Balkontür einen Spalt. Ja, es gab hier tatsächlich etwas, das man Balkon nennen konnte. Ungefähr drei Quadratmeter groß mit Blick auf die Straße vor dem Haus.
„Bisschen laut, findest du nicht?“, sagte Clarissa.
„Ach, das mit der Straße geht eigentlich. Viel schlimmer ist diese Sippschaft über mir. Ich glaub, bei denen gibt es keine normalen Unterhaltungen, es hört sich immer so an, als würden die streiten. Und der tropfende Wasserhahn ist eine Zumutung!“
„Und der Abfluss in der Spüle ist wohl verstopft ...“
Ich drehte mich um. Auf der Arbeitsfläche und um den Wasserhahn herum klebte eine Ladung Schaum.
„Ach das. Ich musste die Gläser von Hand spülen, weil es hier keine Spülmaschine gibt“, gestand ich. Und wer hätte gedacht, dass man Spülmittel sparsam dosieren muss.
Nun erwachte Clarissa aus ihrer Schockstarre. Sie stand auf und tippelte neugierig durch sämtliche Zimmer. Ich setzte mich und schenkte mir den letzten Rest Sekt ein, der vom Vorabend noch übrig war.
„Was ist denn mit deinem Shirt passiert? Mein Gott, ist das nicht von Joop?!“
Sie hatte wohl das entdeckt, was bis vor einer Stunde noch ein traumhaftes T-Shirt gewesen war. So langsam fühlte ich mich wie eine Totalversagerin.
„Ja ... ich musste es waschen, weil mir eine Katze draufgekotzt hat. Aber ich kenn mich mit dieser Waschmaschine nicht aus.“
Roxy schlenderte zu Clarissa ins Bad, wo sie zu zweit die Uraltwaschmaschine begutachteten.
„Wie hast du die eingestellt?“, fragte Clarissa.
„Keine Ahnung. Ich hab dieses Ding auf Kurzwaschen gestellt und ordentlich Waschmittel mit reingegeben.“
„Auweia ... ähm ... dir ist nicht zufällig aufgefallen, dass die Temperatur auf 95 Grad eingestellt war?“
Doch, es war mir aufgefallen. Gleich, nachdem ich das ruinierte Shirt aus der Maschine genommen hatte.
„Ja ja, schon recht, ich hab keine Ahnung von Hausarbeit. Jetzt kommt wieder rüber, ich muss mit euch reden.“
„Du brauchst Geld“, sagte Clarissa, noch bevor sie wieder am Tisch saß.
„Das ist es nicht.“
Sie runzelte die Stirn. „Hör zu, es braucht dir nicht peinlich zu sein. So kann ja kein Mensch leben. Also: Wie viel brauchst du?“ Sie zückte ihr Handy, öffnete rasch die Notizbuchfunktion und sah mich erwartungsvoll an.
„Nein, aber danke. Ich will meinem alten Herrn beweisen, dass ich es selbst schaffe.“
„Bist du sicher? Hey, von mir erfährt er nichts.“
„Ich bin sicher.“
„Und wie willst du Geld auftreiben?“, fragte Roxy, die mit überkreuzten Beinen auf der Couch lümmelte.
„Ich hab mal bei Franco angeklopft, ob er wieder einen Modeljob für mich hätte.“
„Franco! Der bekommt doch schon lange keine Aufträge mehr, viel zu unzuverlässig.“ Clarissa verdrehte die Augen. Da sie alles, aber wirklich alles sofort durchschaute, musste ich ihr wohl gestehen, was ich vorhatte.
„Ich hab ein bisschen ausgemistet und werd ein paar Sachen verkaufen.“
„Oh.“
„Ich stell einfach ein paar von meinen alten Klamotten bei eBay ein. Die Sachen sind wie neu und waren nicht gerade billig, dafür bekomm ich locker noch zwei Drittel vom Kaufpreis.“
Obwohl ich vorhin keine Armani-Röcke bei eBay entdecken konnte, die meinen Preisvorstellungen entsprachen. Die Leute wussten einfach nicht, was ihr Zeug wert war. Einige stellten das tatsächlich für einen Euro Startpreis ein, damit es dann für zehn Euro verkauft wurde. Das Risiko wollte ich nicht eingehen, bei mir gäbe es nur Sofortkauf. Meine Sachen waren echte Designerstücke, keine schlechten Imitate aus der Türkei oder von sonstwo, die würden mir die Frauen aus den Händen reißen.
Clarissa wirkte nicht recht überzeugt von meiner Idee. „Braucht man dafür nicht gute Fotos? Ich habe noch nie was bei dieser Plattform für Arme – entschuldige – bei diesem Auktionshaus gekauft. Aber ich habe mal gelesen, dass hochwertige Fotos wichtig sind, wenn man etwas verkaufen möchte.“
„Ach, ich zieh die Sachen einfach an und mach mit dem Handy ein paar Fotos vor dem Spiegel. Dann sieht man gleich, wie die Klamotten an einem Top-Körper wirken.“
Meine Ansage rief nicht gerade Begeisterung bei meinen Freundinnen hervor. Clarissa zuckte mit den Schultern und Roxy beschäftigte sich mit ihrem Handy. Ab und zu lachte sie oder kommentierte eine WhatsApp-Nachricht.
„Wo ist am Wochenende was los?“, wechselte ich das Thema. „Ich hätte Lust auf eine Party.“
Bei meiner Frage rutschte Clarissa unruhig auf ihrem Stuhl herum.
„Also, ich bin zu einer Fashionshow in Hongkong eingeladen“, sagte sie leise.
Fashionshow ... Und ich konnte mir weder den Flug noch ein Hotel leisten. Das war noch nie vorgekommen, und ich merkte ihr an, dass sie diese Situation als ebenso beschämend empfand wie ich.
„Okay“, sagte ich knapp.
„Hey, du kannst mit mir mitkommen“, rief Roxy fröhlich. „Ich bin morgen bei einem Konzert und soll danach auf die After-Show-Party, da gibt`s haufenweise Essen und Alkohol, alles gratis.“
Ich dachte darüber nach, wie tief ich eigentlich gesunken war. Auf jeden Fall nicht so tief, um auf eine Veranstaltung zu gehen, nur weil es dort etwas umsonst gab.
Ich überging ihren Vorschlag, murmelte etwas von, „Ich föhn mir mal die Haare“, und verzog mich ins Bad. Kaum hatte ich die Tür hinter mir zugeknallt, kämpfte ich mit den Tränen. Was war nur mit mir los? Ich hatte seit zwei Jahren nicht mehr geweint.
Reiß dich zusammen, Lucille! Das ist nur eine Phase, die kannst du später mal in deiner Biografie einbauen. In ein paar Wochen lachst du darüber, jetzt komm schon!
Ich biss mir auf die Lippen, schluckte die Tränen hinunter und kümmerte mich um meine Haare. Als ich mich stark genug fühlte, meinen Freundinnen wieder unter die Augen zu treten, sah ich sie an der offenen Wohnungstür stehen. Sie lachten, Clarissa strich sich lasziv eine Haarsträhne hinter das Ohr und Roxy lehnte am Türrahmen.
„Ah, da ist sie ja“, sagte Roxy in meine Richtung. Als ich auf sie zuging, erkannte ich, was die beiden zum Strahlen brachte. Alex stand draußen, in einem engen T-Shirt und mit einer Flasche Sekt in der Hand. Ich musste meine Freundinnen von der Tür wegschieben, damit ich durchkam. Eifersucht hatte ich lange nicht mehr gefühlt, vor allem nicht auf meine beiden Mädels. Ob es an Alex lag oder an meinen momentan sensiblen Nerven, konnte ich nicht sagen. Ich wusste nur, dass sich in mir ein Raubtier regte, und dieser innere Tiger mochte es ganz und gar nicht, wenn sich noch andere Raubkatzen in der Nähe seiner Beute befanden.
„Hi, ich wusste nicht, dass du Besuch hast. Ich hab dir was zum Einstand mitgebracht“, sagte Alex.
„Danke!“ Ich bemühte mich um Coolness, was nicht einfach war. In seiner Gegenwart zog es mir automatisch die Mundwinkel nach oben und ich fühlte mich wie elektrisiert. Ich hätte Alex gerne hereingebeten, damit wir den Sekt zusammen trinken könnten. Das wäre die perfekte Gelegenheit gewesen, ihn kennenzulernen. Aber alleine, ohne die beiden Hyänen neben mir.
„Sehen wir uns nächste Woche im Tierheim?“, fragte ich unschuldig.
„Ich werd erst am Donnerstag wieder da sein. Hast du ein Auto?“
„Eines?“, sagte ich schmunzelnd, bei dem Gedanken an den Fuhrpark zu Hause. „Normalerweise schon, aber ich hab im Moment keinen Führerschein.“
„Das kann vorkommen. Ein Kumpel von mir hat seinen vor einem Jahr verloren. Ich bin Donnerstag Nachmittag im Hundehaus. Wenn du willst, kann ich dich danach mit zurücknehmen.“
„Ja gerne.“
„Gut, dann ... wir sehen uns.“
Die Tür war noch nicht mal ins Schloss gefallen, da überschlugen sich meine Mädels vor Begeisterung.
„Wow, wo hast denn den gefunden?“
„Das ist vielleicht ein Sahnestückchen! Weißt du, ob er Single ist?“
„Er wohnt unter mir.“
„Wieso hast du ihn nicht reingebeten?“, fragte Clarissa. Ich knurrte innerlich, denn dieses Glitzern in ihren Augen gefiel mir nicht.
„Damit ihr beiden gleich über ihn herfallt?“
„Na hör mal, das ist ein Supermodel. Und diese Augen ... hui.“
„Ja, aber da er in dieser Hütte wohnt, fährt er bestimmt keinen Sportwagen“, sagte ich kühl.
Clarissa winkte ab. „Pah, was interessiert mich ein Sportwagen, davon besitze ich selbst zwei. Außerdem will ich ihn ja nicht heiraten, da fällt mir schon was Besseres ein, was ich mit diesem sexy Schnittchen anstellen würde.“
Ich kniff die Lippen zusammen und stellte mein Geschenk behutsam in den Kühlschrank. „Er ist mein Nachbar und nicht eines deiner Spielzeuge, Clarissa.“
„Oh oh, ist da jemand eifersüchtig? He, wenn er dir gefällt, dann lass ich die Finger von ihm. Du hast es im Moment schwer genug, also schnapp dir den Typen und hab ein bisschen Spaß mit ihm!“ Sie zwinkerte mir verschwörerisch zu.
Spaß haben ... im Moment war das für mich schwer vorstellbar. Auch war mein innerer Tiger nicht in Stimmung für eine Affäre, nicht mit ihm. Aber könnte eine Beziehung mit so einem Mann funktionieren? Er lebte in einer ganz anderen Welt. In meiner Welt würde er sich wahrscheinlich nicht wohlfühlen, wir hatten überhaupt keine Gemeinsamkeiten. Andererseits ... wünschte sich mein Vater nicht immer einen Mann mit einem guten Job für mich? Am besten einen vernünftigen Anzugträger ohne Vorstrafen, dafür mit einem Bausparer und langweiligen Hobbys. Wenn ich mit Alex ankäme, das würde ihn sicher zur Verzweiflung bringen, dachte ich mit einem leisen Anflug von Bosheit.
„Wir müssen dann wieder“, sagte Clarissa. „Also Süße, ich bin erst in zwei Wochen wieder im Lande. Wenn irgendwas ist, dann meld dich bei meinem Bruder. Ich sag ihm, er soll dir unter die Ärmchen greifen, wenn ein Notfall ist. Du weißt schon.“
„Bitte nicht! Ihr dürft niemandem erzählen, was im Moment bei mir los ist. Das ist alles so peinlich, und vor allem will ich nicht Christophs blöde Kommentare dazu hören. Ich komm schon klar.“
Die beiden verabschiedeten sich mit Küsschen von mir, und ich konnte mich endlich um das Auffüllen meines Bankkontos kümmern. In ein paar Tagen wären meine Klamotten und Schuhe verkauft und ich könnte wieder halbwegs vernünftig leben.