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Hintergrund für versöhnende und lösungsfokussierte Wiedereingliederungs-Versammlungen

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Die HFRJ sind eine kleine gemeinnützige Organisation (NGO), die Interventionen konzipiert, anbietet und erforscht, um Lösungen für ernste soziale Probleme zu finden. Seit 2003 nutzen die HFRJ lösungsfokussierte (solution-focused, SF) Ansätze für Interventionen restaurativer Verfahren. Über vielfältige Anwendungen solcher Ansätze in Schulen finden Sie in diesem Buch Beiträge von Ben Furman (siehe S. 193) und Sue Young (siehe S. 222).

Restaurative Verfahren stellen eine gemeinschaftliche Alternative zum traditionellen hierarchisch-autokratischen und konkurrenzbetonten Justizsystem (Walker, Rodgers a. Umbreit 2018) dar. Lösungsfokussierte Ansätze bedienen sich insbesondere sprachlicher Mittel und schätzen die Bedeutung von Beziehungen bei der Unterstützung von Menschen in Schwierigkeiten hoch ein, damit diese ihre eigenen Problemlösungen finden (Berg a. de Shazer 1993). Howard Zehr, der weithin als Pionier und Vorreiter in der Entwicklung der modernen »Restorative Justice«5 anerkannt ist, definiert sie wie folgt:

»›Restorative Justice‹ meint einen Prozess, der so weit wie möglich diejenigen einbezieht, die an einer bestimmten Straftat beteiligt sind, und bei dem Verletzungen, Bedürfnisse und Verpflichtungen gemeinschaftlich ermittelt und angegangen werden, um Verletzungen zu heilen und die Dinge so weit wie möglich in Ordnung zu bringen« (2002, S. 37; Übers. d. Ü.).

Im Jahr 2004 half Insoo Kim Berg, Mitbegründerin der lösungsfokussierten Kurztherapie, den HFRJ bei der Entwicklung des Prozesses zu Wiedereingliederungs-Versammlungen (Walker a. Greening 2010). Der Prozess war für inhaftierte Personen konzipiert, um bei geschädigten Verwandten und Freunden Wiedergutmachung zu leisten, Ziele festzulegen und einen Plan für die Erlangung oder Aufrechterhaltung eines rechtskonformen Lebens zu entwerfen. Zu den Teilnehmern der Versammlungen gehören die inhaftierte Person, ihre eingeladenen Freunde und Verwandte und alle anderen Unterstützer sowie ein Vertreter des Gefängnisses, in dem sie inhaftiert ist. Der Prozess wurde in anderen Ländern und Staaten nachgebildet. Seit 2015 wird er vom Bezirksgericht der Vereinigten Staaten in Honolulu bei Personen angewandt, die wegen Verbrechen nach dem Bundesstrafrecht inhaftiert sind, und seit 2017 bei Personen, die sich in Bewährung nach dem Bundesrecht befinden (Walker a. Kobayashi 2020).

Wiedereingliederungs-Versammlungen wenden die Prinzipien der »Restorative Justice« von Howard Zehr an. Er ist erstens der Ansicht, dass sich restaurative Verfahren von den Werten Respekt, Verantwortung und Beziehung leiten lassen muss (van Worman a. Walker 2013). Zweitens glaubt Zehr, dass es die innere Natur einer Praxis ist, die sie zu einer restaurativen Praxis macht. Er erteilt folgenden Rat:

»Letztlich laufen restaurative Verfahren auf eine Reihe von Fragen hinaus, die wir stellen müssen, wenn Unrecht geschieht. Diese Leitfragen erfassen in der Tat das Wesen der ›Restorative Justice‹« (Zehr 2002, S. 58; Übers. d. Ü.).

Die Leitfragen der »Restorative Justice« sind die folgenden:

1. Wer ist geschädigt worden?

2. Was sind die Bedürfnisse der Geschädigten?

3. Für wen ergeben sich daraus Verpflichtungen?

4. Wer ist in dieser Situation Beteiligter?

5. Welches ist der geeignete Prozess, um Beteiligte in dem Bemühen einzubeziehen, die Dinge in Ordnung zu bringen?

Die Versöhnungsphase des Wiedereingliederungs-Prozesses stellt auf der Grundlage von Zehrs Arbeit die folgenden drei Fragen:

1. Wer war von dem Verhalten und/oder der Inhaftierung der Person betroffen?

2. Wie waren diese Menschen betroffen? (bezieht sich auf diejenigen, die durch die erste Frage als betroffen erkannt wurden)

3. Was könnte getan werden, um den Schaden zu beheben?

Die Teilnehmenden einer Versammlung reflektieren und diskutieren diese Fragen offen. Die Diskussion hilft allen, die Wahrnehmungen und Erfahrungen der anderen zu verstehen, was wiederum zu Empathie, Verständnis und Heilung beitragen kann. Wenn Einzelne diese Fragen gemeinsam erforschen, hilft das diesen Menschen, sich emotional und sozial miteinander zu verbinden.

Als Nächstes befasst sich die Gruppe damit, wie der Einzelne seine Bedürfnisse nach einem gesetzeskonformen, gesunden Leben erfüllen will, und hilft ihm bei der Planung. Zu den Bedürfnissen gehören Wohnen, Arbeit oder finanzielle Bedürfnisse, Verkehrsmittel, Identifikation mit etwas/jemand, Erhaltung der körperlichen und emotionalen Gesundheit, Freizeitgestaltung sowie andere spezielle Bedürfnisse wie etwa rechtliche oder besondere Interessen, die angesprochen und geplant werden. Oft helfen die Unterstützer der Versammlung freiwillig mit, den Einzelnen bei der Erfüllung seiner Bedürfnisse zu unterstützen. Viele Familienmitglieder stellen sich zur Verfügung bei der Suche nach Arbeit, Transport und anderen Erfordernissen, die die inhaftierte Person im Gefängnis haben könnte oder nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis tatsächlich haben wird.

Der Planungsprozess für die Wiedereingliederung war ursprünglich auf O’ahu (der hawaiianischen Hauptinsel) für die vom Staat Hawaii inhaftierten Männer vorgesehen. Gegenwärtig werden die Versammlungen für Frauen in staatlichem Gewahrsam, für Frauen in Bundesgewahrsam, die sich in Erwartung ihrer Verurteilung oder kurz nach ihrer Verurteilung in Bundeshaft befinden, sowie für Frauen auf Bewährung nach Bundesrecht bereitgestellt.

Im Jahr 2015 wurde bundesweit ein Pilotprogramm eingerichtet für Personen in Bundesgewahrsam und in Erwartung einer Verurteilung (Walker a. Kobayashi 2020). Im Jahr 2017 wurden Personen, die sich unter der Aufsicht des Bundesgerichts in Honolulu auf Bewährung befanden, sowie Personen nach ihrer Verurteilung in das Pilotprogramm aufgenommen und konnten eine Wiedereingliederungs-Versammlung beantragen. Einzelne Richter des Bundesgerichts in Honolulu entscheiden zusammen mit der US-Staatsanwaltschaft und dem Anwalt der Person, ob ein Antragsteller vor oder nach der Verurteilung für eine derartige Versammlung infrage kommt.

Hawaii und andere Staaten, die im Sinne dieses Programms arbeiten, haben Versammlungen für Bewährungshäftlinge und ehemals Inhaftierte eingerichtet. Der Versammlungsprozess wurde ganz oder teilweise auch in anderen Bundesstaaten und Ländern eingeführt und nachgebildet, darunter Kalifornien, New York, Washington, D. C., Pennsylvania, North Carolina, Vermont, Bermuda sowie Ungarn, Japan, Spanien, Finnland, Indien, Singapur, Brasilien, Neuseeland und Nepal.

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