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Schritte der Wiedereingliederungs-Versammlungen

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Die Planung des Wiedereingliederungs-Prozesses beginnt damit, dass eine inhaftierte Person sich um eine Wiedereingliederungs-Versammlung bewirbt. Nachdem die HFRJ den Antrag erhalten haben, trifft sich als Nächstes ein Vermittler mit dem Antragsteller, um ein lösungsfokussiertes Gespräch zu führen. Während des Gesprächs macht sich dieser Vermittler einen ersten Eindruck von der Person.

»Ein hilfreicher lösungsfokussierter erster Eindruck setzt voraus, dass der Vermittler an der Oberfläche bleibt und ›tiefschürfende‹ Annahmen darüber vermeidet, warum sich die Personen so verhalten, wie sie dies zu einem bestimmten Zeitpunkt tun, und sich stattdessen auf die Wertschätzung jeder wie auch immer gearteten Darstellung fokussiert« (Lee, Sebold a. Uken 2003, S. 25; Übers. d. Ü.).

Nach dieser ersten Einschätzung beglückwünscht der Vermittler die Person dazu, dass sie eine Versammlung einberufen möchte, um für ihre Verwandten und Freunde Wiedergutmachung zu leisten, und dass sie einen Plan für ihre Zukunft machen möchte. Dieser »Aufruf zur Verantwortung«, wie er von Alan Jenkins (1990) beschrieben wird, liefert dem Antragsteller einen stabilen Grund in seiner positiven Motivation, seine Beziehungen zu Mitgliedern der Familie sowie Freunden und Unterstützern wiederaufzubauen bzw. aufrechtzuerhalten. Forschungen darüber, wie die Abstinenz von Kriminalität und Drogenmissbrauch funktioniert, zeigen, dass Beziehungen zu rechtskonform lebenden anderen Menschen entscheidend sind, um drogen- und straffrei zu bleiben (Maruna 2005). Während des Interviews werden keine Fragen darüber gestellt, welche Vergehen der Einzelne begangen hat, die zu seiner Inhaftierung führten. Stattdessen werden Fragen gestellt wie: »Wie sind Sie bisher so gut zurechtgekommen?« Diese Art von lösungsfokussierten Fragen hilft, das ganze Auftreten der Personen zu verändern, die häufig den Blick senken und sich ängstlich zeigen und die dann zu aufrechter Körperhaltung, offenem Blickkontakt und einem Lächeln übergehen (Walker a. Greening 2013).

Nach dem Gespräch beruft der Vermittler die Wiedereingliederungs-Versammlung ein. Diese Einberufung kann bis zu 20 Stunden benötigen, um mit allen Freunden, Familienmitgliedern und anderen Unterstützern Kontakt aufzunehmen, die die Person in ihrem Antrag zur Durchführung einer Versammlung aufgeführt hat und von denen sie hofft, dass sie daran teilnehmen möchten. Nach vielen Kontakten mit den Personen, die an dem Treffen teilnehmen werden, plant der Vermittler die Versammlung im Gefängnis.

Jede Versammlung dauert etwa drei Stunden. Die erste Frage, die der Vermittler der inhaftierten Person stellt, lautet: »Worauf sind Sie am meisten stolz bei all dem, was Sie seit Ihrer Inhaftierung erreicht haben?« Als Nächstes gehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Versammlung umher und jeder teilt mit, was ihm an der inhaftierten Person am besten gefällt und was er oder sie für ihre Stärken hält. Oft ist es das erste Mal, dass sich die Gruppe in dieser Weise auf eine respektvolle, positive Diskussion einlässt. Häufig werden sowohl die Inhaftierten als auch diejenigen, die auf deren Stärken hinweisen, von Gefühlen überwältigt und fangen an zu weinen.

Außerdem kommen die Grundbedürfnisse des Einzelnen für den Übergang und die Wiederaufnahme in die Gemeinschaft zur Sprache. Zu den Bedürfnissen gehört es zu klären, wie es dem Einzelnen gelingen kann, Wiedergutmachung zu leisten und belastete Beziehungen zu seinen engsten Freunden und Familienmitgliedern und der Gemeinschaft wiederherzustellen. Ein vorrangiges Ziel des Wiedereingliederungs-Prozesses ist es, die Wiedergutmachungsbedürfnisse von nahestehenden Personen, denen der Einzelne Schaden zugefügt hat, zu befriedigen. Zu den weiteren Lebensbereichen eines Menschen, die zu einer gesetzeskonformen Lebensführung beitragen, gehören Wohnen, Arbeitsplatz, Transport, Lichtbildausweis und Dokumente, die für die Beschäftigung benötigt werden, körperliche und emotionale Gesundheit, Bildung, Freizeitgestaltung und alle anderen besonderen Bedarfslagen, z. B. Scheidung, Einwanderungsstatus, Umgang mit ausstehenden Bußgeldern usw., die ebenfalls während des Versammlungsprozesses besprochen werden (Walker a. Greening 2013).

Francis entschied in ihrer Versammlung, dass das tägliche Schreiben eines Tagebuches ihr helfen würde, sich emotional besser zu fühlen, aber ihr fehlten die Mittel, um ein Blanko-Notizbuch oder Papier zu kaufen. Unterstützer meldeten sich freiwillig und boten ihr an, ihr ein solches Tagebuch zu besorgen. Ein kostspieliges Bedürfnis, bei dem April von den Unterstützern in ihrer Versammlung Hilfe erhielt, war ein vollständiges künstliches Gebiss. Aprils jahrzehntelanger Heroinkonsum und die Schikanierung durch häusliche Gewalt hatten nämlich dazu geführt, dass sie alle ihre Zähne verloren hatte. Als Ergebnis von Aprils Versammlung wirkten drei gemeinnützige Vereine zusammen, damit April kostenlos einen kompletten Satz Zahnprothesen erhielt. Ohne diese Hilfe hätte sie sich das künstliche Gebiss nicht leisten können, und dadurch konnte April eine Arbeit im Einzelhandel finden, mit der sie bis zum heutigen Tag ihren Lebensunterhalt bestreitet.

Die Gruppe wird auch gefragt, ob und wann sie sich erneut treffen will, um zu besprechen, wie die inhaftierte Person oder andere, die sich freiwillig gemeldet haben, um sie bei ihrem Plan zu unterstützen, möglicherweise weitere Unterstützung benötigen. Normalerweise bitten die Betroffenen etwa sechs Monate nach dem ersten Treffen um eine Folge-Versammlung. Eine Person, mit der die HFRJ zusammenarbeitete, erhielt sechs Wiedereingliederungs-Versammlungen. Sie wurde zwar mehrmals wieder inhaftiert, aber die HFRJ hören nicht auf, daran zu glauben, dass es Hoffnung auf erfolgreiche Wiedereingliederung gibt.

Wenn die Versammlung sich dem Ende zuneigt, sagt schließlich jede Person etwas Lobendes über die inhaftierte Person. Das Treffen endet damit, dass die inhaftierte Person beschreibt, wie sie die Versammlung erlebt hat, und die Möglichkeit bekommt zu äußern, was sie der Gruppe sonst noch sagen möchte. Auch das ist ein sehr herzlicher, positiver Teil des Prozesses. Einige Tage nach dem Termin wird dem Inhaftierten bzw. dem Bewährungshelfer und den Teilnehmern der Versammlung ein detaillierter schriftlicher Plan zur Verfügung gestellt. Der Plan listet alle Stärken und Leistungen auf sowie die Art und Weise, wie die Person die Bedürfnisse, über die in der Versammlung gesprochen wurde, berücksichtigen will. Während einer Versammlung bieten Menschen oft auch freiwillig ihre Hilfe an, was ebenfalls in den Plan aufgenommen wird. Alle Aktivitäten werden mit Terminangaben versehen, z. B.: Tante Mig wird mit ihrem Nachbarn darüber sprechen, dass Francis sich bis zum 12. Dezember 2020 bei dessen Autowerkstatt um einen Job bewirbt.

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