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Wie Wiedereingliederungs-Versammlungen der psychischen Gesundheit nahestehender Menschen aus dem sozialen Netzwerk helfen

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Diese Studie untersuchte den Heilungsprozess der Menschen aus dem sozialen Netzwerk einer inhaftierten Person, die an deren Wiedereingliederungs-Versammlung teilnahmen. Die Bedürfnisse der Familienmitglieder, wie die der Kinder inhaftierter Eltern, werden von der Justiz oder der Gemeinschaft nur selten, wenn überhaupt, mit Blick auf eine mögliche Unterstützung in Betracht gezogen. Die einfache Tatsache, dass jemand für diesen Wiedereingliederungs-Prozess auf die engeren Freunde und Angehörigen zugeht und sie einlädt, sich an den Versammlungen zu beteiligen, zeigt jedoch, dass die Gemeinschaft sich um sie kümmert und sie wertschätzt.

Ziel der Forschungsarbeit war es, noch mehr zu verstehen, wie die restaurative Praxis der Wiedereingliederungs-Versammlungen geliebten Menschen helfen könnte, das Wiedererleben schmerzhafter Erinnerungen zu reduzieren (Vergebung) und nach der Teilnahme an einer solchen Versammlung die Zukunft wieder positiver zu sehen (Zukunftsoptimismus). Die Definition des hier erforschten Heilungsprozesses beinhaltet »die Fähigkeit zur Vergebung, die einfach bedeutet, dass kein Wunsch nach einer anderen Vergangenheit mehr besteht [und] zunehmend Optimismus für die Zukunft aufkommt« (Walker, Tarutani a. McKibben 2015, S. 21; Übers. d. Ü.).

Als »nahestehende Menschen aus dem sozialen Netzwerk« definierte die Studie Geschwister, Eltern und andere, die emotional mit der inhaftierten Person verbunden sind (Walker, Sakari a. Brady 2006). Die Daten für die Studie wurden in telefonischen Interviews erhoben. Untersucht wurden Versammlungen, die zwischen den Jahren 2014 und 2019 durchgeführt wurden. 66 Personen, die lesbare Telefonnummern zur Verfügung gestellt hatten, wurden in den Fallakten gefunden und angerufen. Insgesamt 26 Personen wurden schließlich für diese Untersuchung kontaktiert und befragt.

Bei den Telefongesprächen wurde ein halbstrukturierter Interviewleitfaden verwendet. Dieser Fragenkatalog wurde vor Beginn des Interviews erstellt. Die Struktur des Interviews und die Reihenfolge der Themen konnten während des Gesprächs je nach Logik und Denkweise des Befragten variieren. Die Verwendung eines Gesprächsleitfadens birgt das Risiko, dass er künstlich wirkt. Es ist wichtig, dass der Forscher das Interview so natürlich wie möglich führt (Decorte e. Zaitch 2018), was hier auch versucht wurde.

Das Interview begann mit einer kleinen Einführung, bei der sich der Forscher vorstellte sowie über den Forschungsansatz und den Schutz der Privatsphäre des Befragten sprach. Als Nächstes las die Forscherin eine Erklärung zu den Themen vor. Zum einen ging es um Vergebung, definiert als die Fähigkeit, schmerzhafte Erinnerungen loszulassen, nachdem jemand an einer Wiedereingliederungs-Versammlung teilgenommen hat. Jeder Befragte wählte eine von fünf möglichen Antworten, um seine Meinung wiederzugeben. Die Antwort wurde verwendet, um die Einstellung der Befragten zum Prozess zu messen. Jeder der 26 Forschungsteilnehmer beantwortete die Fragen, indem er zwischen »stimme stark zu«, »stimme zu«, »keine Meinung«, »stimme nicht zu« oder »stimme gar nicht zu« wählte. Wenn der Befragte »stimme zu« wählte, wurde die nächste Frage gestellt: »Können Sie mir sagen, wie die Versammlung Ihnen geholfen hat, verletzende Erinnerungen loszulassen?« Wenn der Interviewte die Frage ohne Stellungnahme oder mit »stimme nicht zu« beantwortete, wurde er gefragt: »Können Sie mir sagen, wie die Versammlung Ihnen geholfen haben könnte, verletzende Erinnerungen loszulassen?«

Das zweite Thema des Telefoninterviews betraf den Zukunftsoptimismus. Für diese Studie wurde dieser wie erwähnt als die Fähigkeit definiert, zuversichtlicher in die Zukunft zu blicken. Auch hier wählte jede Person ihre Antworten aus: »stimme stark zu«, »stimme zu«, »keine Meinung«, »stimme nicht zu« oder »stimme gar nicht zu«. Danach folgte der Aussage eine offene Frage. Wenn der Befragte sich positiv geäußert hatte, lautete diese: »Können Sie mir sagen, wie die Versammlung Ihnen geholfen hat, positiv in die Zukunft zu blicken?« Wenn der Befragte die Frage ohne Positionierung oder ablehnend beantwortet hatte, wurde die Frage gestellt: »Können Sie mir sagen, wie die Versammlung Ihnen geholfen haben könnte, positiv in die Zukunft zu blicken?«

Die Antworten auf die erste Frage »Wie hat Ihnen die Wiedereingliederungs-Versammlung geholfen, schmerzhafte Erinnerungen loszulassen?«:

73 % der insgesamt 26 Befragten (19 Personen) in dieser Studie gaben an, dass sie es jetzt schafften, weniger über schmerzhafte Erinnerungen nachzudenken. 12 % (3 Personen) stimmten dieser Aussage nicht zu und waren nicht in der Lage, weniger an schmerzhafte Erinnerungen zu denken, nachdem sie an der Versammlung teilgenommen hatten.

Die Antworten auf die zweite Frage »Wie hat die Wiedereingliederungs-Versammlung nahestehenden Menschen aus dem sozialen Netzwerk geholfen, positiver in die Zukunft zu blicken?«:

84 % der 26 Befragten in dieser Studie (21 Personen) stimmten zu, dass sie nach der Teilnahme an der Versammlung positiver in die Zukunft blicken konnten. 8 % der Befragten (2 Personen) stimmten dem nicht zu und sagten, dass sie nach ihrer Teilnahme an der Versammlung nicht optimistisch in die Zukunft blicken können.

Das Interview gab den Befragten auch die Gelegenheit, mit eigenen Worten zu sagen, wie die Versammlung ihnen geholfen hatte oder hätte helfen können, positiver in die Zukunft zu blicken. Nach der Analyse der Antworten auf diese Frage wurde das Konzept des Zukunftsoptimismus in drei Dimensionen unterteilt: Kommunikation, Zukunftsorientierung und Perspektivenwechsel.

Die Kraft des Miteinander

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