Читать книгу Geldgeschichten der Bibel - Группа авторов - Страница 13

Eine kluge Lohnverhandlung
Jakob kommt zu seinem verdienten Lohn

Оглавление

Tarifverhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern sind ein besonderes Ritual, das Außenstehende oft nicht verstehen. Die Gewerkschaften müssen die ursprünglichen Forderungen aufrechterhalten und sich der uneingeschränkten Unterstützung ihrer Mitglieder versichern. Die Arbeitgeber machen sich Gedanken um die künftige Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Mit harten Bandagen und vielen Argumenten wird gekämpft, gerechnet, kalkuliert, verglichen und taktiert. Und irgendwann, nach einer 24-stündigen Marathonsitzung, kurz vor Sonnenaufgang, wird ein Kompromiss präsentiert. Beide Seiten verbuchen das Ergebnis auf dem Konto ihrer Klugheit, Schlauheit und Strategie.

Eine Lohnverhandlung der etwas anderen Art schildert die Geschichte von Jakob und Laban. Jakob, der Erzvater Israels, ist bei seinem Schwiegervater Laban in einem leitenden Dienstverhältnis. Durch seinen Unternehmergeist hat er Laban Wohlstand erwirtschaftet und ihn reich gemacht. Der Segen Gottes ruht auf Jakob. Jetzt will er sich selbständig machen und erbittet die Auszahlung seines Lohns, also Viehherden und Mitarbeiter. Auch seine Frauen und Kinder möchte er mitnehmen.

In einer ebenso klugen wie raffinierten Lohnverhandlung findet Jakob eine ungewöhnliche Lösung. Dabei haben es beide Seiten faustdick hinter den Ohren und lassen sich so einige Tricks einfallen, um die eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen – im wahrsten Sinne des Wortes! Klugheit und Gottvertrauen führen schließlich zum Erfolg für Jakob, der seinen verdienten Lohn erhält. (1Mose/Genesis 30,25–31,13)

Nachdem Rahel Josef geboren hatte, sagte Jakob zu Laban: »Lass mich nun frei! Ich möchte in meine Heimat zurückkehren. Gib mir meine Frauen und Kinder, die ich mit meiner Arbeit verdient habe, und lass mich ziehen! Du weißt, wie ich mich mit aller Kraft für dich eingesetzt habe.« Aber Laban erwiderte: »Erweise mir die Gunst, noch zu bleiben! Ich habe genau gemerkt, dass der HERR mich deinetwegen gesegnet und mir Wohlstand geschenkt hat. Was willst du künftig als Lohn? Ich gebe dir, was du verlangst.« Jakob sagte: »Du weißt ja, was ich für dich getan habe und wie dein Vieh sich vermehrt hat. Bevor ich kam, hattest du nur ein paar Tiere, und nun sind daraus so riesige Herden geworden. Für jeden meiner Schritte hat der HERR dich gesegnet. Jetzt muss ich endlich einmal an mich selbst denken und für meine Familie sorgen!«

»Sag doch, was verlangst du als Lohn?«, fragte Laban. »Gar nichts«, sagte Jakob; »du musst nur eine einzige Bedingung erfüllen, dann werde ich auch weiterhin für deine Herden sorgen: Ich werde heute aus deiner Herde alle schwarzen, schwarz gefleckten und schwarz gesprenkelten Schafe und alle weiß gescheckten und weiß gesprenkelten Ziegen entfernen. Wenn danach trotzdem noch ein gesprenkeltes oder geflecktes Ziegenlamm oder ein schwarzes Schaflamm geworfen wird, soll es mir als Lohn gehören. Du wirst künftig auf einen Blick sehen können, ob ich ehrlich gegen dich bin oder ob ich dich bestohlen habe: Die Farbe meiner Tiere wird für mich zeugen.«

»Einverstanden!«, antwortete Laban. »Wir machen es, wie du vorgeschlagen hast.« Er suchte noch am gleichen Tag aus seiner Herde alle Ziegen und Ziegenböcke heraus, an denen etwas Weißes war, und alle Schafe, an denen etwas Schwarzes war. Er gab sie seinen Söhnen, und die mussten damit drei Tagereisen weit wegziehen. Die restliche Herde blieb unter der Aufsicht Jakobs.

Nun schnitt sich Jakob Zweige von Pappeln, Mandelbäumen und Platanen und schälte Streifen von der Rinde ab. Diese weiß gestreiften Stecken legte er in die Tränkrinnen, wenn die Tiere zum Trinken kamen; denn er wusste, dass sie sich dort paarten. Und weil die Tiere beim Anblick der Stäbe begattet wurden, warfen sie lauter gestreifte, gesprenkelte und gescheckte Junge. Außerdem ließ Jakob die Tiere bei der Paarung in Richtung auf die gestreiften und dunkelfarbigen Tiere der Herde Labans blicken. Die jungen Tiere nahm Jakob beiseite und bildete eine eigene Herde daraus.

Er legte die Stecken aber nur dann in die Tränkrinnen, wenn die kräftigen Tiere sich begatteten; bei den schwächlichen Tieren tat er es nicht. So bekam Jakob die kräftigen Jungtiere und Laban die schwachen.

Auf diese Weise wurde Jakob sehr reich und besaß schließlich viele Herden, dazu Esel, Kamele, Sklaven und Sklavinnen. Jakob kam zu Ohren, wie die Söhne Labans über ihn redeten. »Sein ganzer Reichtum gehört eigentlich unserem Vater«, sagten sie. »Alles, was er hat, hat er uns weggenommen.« Auch Laban war ihm nicht mehr so wohlgesinnt wie früher. Wenn Jakob ihn sah, konnte er es deutlich an seinem Gesicht ablesen.

Da sagte der HERR zu Jakob: »Kehre in das Land deiner Vorfahren und zu deinen Verwandten zurück! Ich werde dir beistehen.« Jakob ließ Rahel und Lea zu sich auf die Weide rufen. Er sagte zu ihnen: »Ich merke genau, dass euer Vater mir nicht mehr so freundlich begegnet wie früher. Aber ich bin nur deshalb so reich geworden, weil der Gott meines Vaters mir zur Seite stand. Ihr wisst selbst, wie ich mit meiner ganzen Kraft für euren Vater gearbeitet habe. Er hat mich betrogen und meinen Lohn zehnmal verändert; aber Gott hat nicht zugelassen, dass er mir schaden konnte. Wenn euer Vater sagte: ›Du bekommst die Gesprenkelten als Lohn‹, wurden lauter gesprenkelte Tiere geboren; und wenn er sagte: ›Nein, die Gestreiften‹, gab es lauter gestreifte. Gott selbst hat die Herden eurem Vater genommen und mir gegeben. Während der Brunstzeit der Tiere sah ich im Traum, dass alle Böcke, die die Schafe und Ziegen besprangen, gestreift, gesprenkelt und gescheckt waren. Der Engel Gottes rief mich im Traum beim Namen, und als ich antwortete, sagte er: ›Sieh genau hin: Alle Böcke sind gestreift, gesprenkelt und gescheckt; denn ich habe gesehen, was Laban dir antut. Ich bin der Gott, der dir in Bet-El begegnet ist; dort hast du mir einen Stein geweiht und ein Gelübde getan. Zieh jetzt aus diesem Land fort und geh in deine Heimat zurück.‹«

Geldgeschichten der Bibel

Подняться наверх