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Geld regiert die Welt
Vorwort

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»Geld regiert die Welt« – wie oft wird dieses Sprichwort zitiert! Meist ist ein resignativer Unterton dabei kaum zu vermeiden. Fast nichts in dieser Welt läuft ohne Geld. Ob in unserem eigenen Leben oder auf der großen Weltbühne: Irgendwie dreht sich immer alles um Geld und Gut, um Vermögen und Besitz. Wir verbringen viel Zeit damit, uns Gedanken ums Geld zu machen: Wo kaufe ich am günstigsten ein? Warum verdient meine Schwester mehr als ich? Kann ich mir ein neues Auto leisten? Sind die Benzinpreise schon wieder gestiegen? Wie lege ich mein Geld am besten an? ... Wir werden auch an dieses Wort erinnert, wenn Wirtschaftsführer wieder einmal nicht satt werden und sich ihre Vergütungen kräftig erhöhen lassen. Oder wenn Politiker gegen Gesetze, die sie selbst erlassen haben, verstoßen und zum eigenen Vorteil oder zu Gunsten der Partei Gelder verschieben. Beim Geld scheint die Moral aufzuhören. Und dass es den Charakter verdirbt, wissen wir schon längst.

In einer Fülle von geflügelten Worten haben die Menschen von jeher ihre Alltagserfahrungen mit dem lieben Geld auf den Punkt gebracht. So kann Margarethe in Goethes Faust ausrufen: »Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles!« – eine frühe und etwas elegantere Version unseres Eingangszitats. Dabei hat das Geld immer auch etwas Anrüchiges und sollte mit Diskretion behandelt werden: »Über Geld spricht man nicht, man hat es.« Etwas anders hat dies der Kaiser Vespasian gesehen mit seinem berühmten Ausspruch: »Pecunia non olet« – Geld stinkt nicht. Die Bibel berichtet im Buch Exodus vom sprichwörtlich gewordenen »Tanz um das goldene Kalb« (2Mose/Exodus 32) und der Prediger Salomo erkannte schon vor über 2000 Jahren die Gefahren des Reichtums: »Wer Geld liebt, wird vom Geld niemals satt« (Prediger 5,9). Auch »Geiz ist die Wurzel allen Übels« (nach 1Timotheus 6,10) und »Geben ist seliger denn Nehmen« (Apostelgeschichte 20,35) sind zu stehenden Redewendungen geworden.

Mehr als viele wissenschaftliche Bücher über Geld und Finanzwirtschaft bringen diese Sprichwörter unsere Lebenswirklichkeit zum Ausdruck. Das Geld regiert unsere Welt und unsere Gedanken – doch was ist Geld eigentlich? Und welche Aufgaben und Funktionen hat es?

Die Ökonomie bietet uns eine schlichte Definition: Geld ist alles, womit man bezahlen kann. Dazu gehören natürlich die gewohnten Geldscheine (Noten) und Münzen. Im Altertum bezahlte man mit einem wichtigen Gut, z.B. mit Tieren, Edelsteinen, Edelmetallen (geprägt oder ungeprägt), gelegentlich auch mit Menschen. Das so genannte Warengeld hat eine besonders lange Tradition. Heutzutage kennen wir modernere Formen: So rückt neben dem Plastikgeld (Kreditkarte, Geldkarte etc.) das elektronische Geld immer mehr in den Vordergrund – ganz entsprechend dem virtuellen Zeitalter.

Die verschiedenen Geldarten zeigen bereits die verschiedenen Funktionen, die das Geld übernehmen kann. Die erste klassische Funktion des Geldes war die Tauschfunktion. Im Altertum bezahlte man nicht mit Geldscheinen, sondern indem man Waren gegen andere Waren eintauschte. Die zweite Funktion entwickelte sich mit dem Übergang von der Tauschwirtschaft zur Handelswirtschaft: die Zahlungsfunktion. Das – meist geprägte – Geld diente als Recheneinheit, war also die Währung eines Landes. Diese Funktion besteht bis heute. Mit dem Fortschreiten der nationalen Ökonomie kam zunehmend ein Drittes zur Geltung: die Wertaufbewahrung in Form von Geld. Geld kann gespart und gehortet werden, ohne dass es verfault oder verrottet. Anders als die Kamele im Orient hat es eine zeitlich unbefristete Existenz. Geld stirbt nicht.

Wenn wir landläufig von »Geld« reden, dann meinen wir aber noch viel mehr. Wir denken zugleich auch an Vermögen und Besitz, an unser Hab und Gut. Geld steht nicht nur für Münzen und Scheine, sondern für fast alle materiellen Güter. Doch nicht nur für das. Der Engländer sagt treffend: time is money – Zeit ist Geld – und deutet damit an, dass es auch noch eine ganz andere Art von Reichtum gibt. Zeit ist ein immaterielles Gut, das kostbar und dennoch nicht mit Geld zu bezahlen ist. Es sind gerade diese unbezahlbaren Güter, die das Leben reich machen. Neben der Zeit sind das z.B. wichtige Menschen – Familie, Partner, Freunde –, unsere Gesundheit, unser Lebensraum, die Schöpfung, aber auch unsere Beziehung zu Gott. Mit Münzen hat dieser Reichtum nichts zu tun. Wir bekommen ihn geschenkt – ohne Vorleistung und Bezahlung. Zu den immateriellen Gütern zählen schließlich auch Wissen und Bildung, ein heutzutage ungeheuer wichtiger Besitz.

Diese Bandbreite, die sich hinter dem schlichten Wörtchen »Geld« verbirgt, spielt eine Rolle, wenn wir nach Geldgeschichten in der Bibel fragen. Wir können gespannt sein, was die Bibel über die Jahrhunderte ihrer Entstehung zum Thema »Geld« zu sagen hat. Dabei ist »Geld« auch für die Bibel ein sehr weiter Begriff. Der »Mammon« (von Martin Luther so übersetzt) umfasst alles Hab und Gut, alles Vermögen und allen Besitz.

Es fällt auf, dass es in der Bibel von geflügelten Worten, die unseren Umgang mit Geld und Gut, mit Vermögen und Zeit beschreiben, nur so wimmelt. Das Alte Testament überliefert eine Fülle bewegender Geschichten, die sich (auch) ums Finanzielle drehen. Welch einen Reichtum finden wir da bei den Menschen, auf denen der Segen Gottes ruht! Zugleich aber erzählen warnende Stimmen von dem Fluch, der auf diesem Reichtum liegen kann. Denn Geld befindet sich immer in Händen von Menschen, die vom Geldrausch in eine abgründige Tiefe gerissen werden können. Im Neuen Testament finden wir unzählige Ratschläge, Appelle, Warnungen und seelsorgerliche Hinweise zu unserem Finanzmanagement. Jesus redet vordergründig sogar viel mehr über Geldangelegenheiten als über Himmel und Hölle! Er knüpft damit direkt an die Lebenswirklichkeit seiner Zuhörer an. Und er sieht einen besonderen Aufklärungsbedarf für einen Gott wohlgefälligen Umgang mit dem Geld – und der ist heute mit Sicherheit nicht kleiner geworden.

Wir haben deshalb eine spannende Forschungsreise durch die Bibel vor uns. Wenn wir in den bunten Reigen ihrer Geschichten eintreten, werden wir schnell merken, dass die Bibel oft mitten in unsere vom Geld regierte Lebenswirklichkeit hineinspricht – so als würde sie persönlich zu uns reden und unseren Umgang mit dem Geld auf den Prüfstand stellen.

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