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Vorwort

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Liebe Almanach-Leserinnen und Leser, ich hoffe, Sie haben die letzten Monate gut überstanden und sind alle gesund. Ohne Übertreibung kann man sagen, dass Corona die größte Krise im deutschen und internationalen Fußball seit Ende des 2. Weltkriegs ausgelöst hat. Damals lag vieles buchstäblich in Trümmern. Heute ist die Situation komplexer. Das Virus tötet nicht mit Bomben und Maschinengewehren, sondern treibt unsichtbar und geräuschlos sein Unwesen. Auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen, verharmlosen oder gar leugnen. Die Gefahr ist noch nicht vorbei. Und niemand kann prognostizieren, wann wir wieder „normale“ Verhältnisse haben werden wie vor Freitag, dem 13. März 2020.

An diesem Freitag entschloss sich die DFL, den kommenden Spieltag ohne Zuschauer durchzuführen und verordnete der Liga eine zweiwöchige Pause, die am 24. März bis Ende April verlängert wurde. Am gleichen Tag sagte die UEFA alle ausstehenden Europapokalspiele ab, nachdem am Tag zuvor bereits die Europa-League-Spiele der Frankfurter Eintracht und des VfL Wolfsburg gegen den FC Basel und Schachtar Donezk ohne Zuschauer stattfanden. Am 17. März wurde die EM-Endrunde, am 23. März die Olympischen Spiele in Tokio auf 2021 verschoben. Der Fußball befand sich wie das öffentliche Leben im „Lockdown“.

Ich war anfangs überrascht, dass mir der Fußball weniger fehlte, als ich gedacht hatte. Erst mit den Geisterspielen nach dem Re-Start im Mai kam Wehmut auf. Denn als regelmäßiger Stadionbesucher konnte man sich nicht mit der sterilen Stimmung bei den Live-Übertragungen anfreunden. Fußball ohne Zuschauer ist wie Geschäfte ohne Kunden, Kneipen und Restaurants ohne Gäste, Kinos und Theater ohne Besucher. Es ist nicht nur eine Krise des Fußballs, sondern eine Krise der ganzen Zivilgesellschaft. Solidaritätsbekundungen mit allen Personen, die für das Funktionieren unseres täglichen Lebens sorgen, gab es zuhauf. Ich hoffe, Sie werden auch in Zukunft nicht vergessen.

Es gab auch widersprüchliche Diskussion um die Wiederaufnahme des Spielbetriebs im Profibereich. Besonders die Drittligaklubs forderten einen Abbruch der Saison. Denn die Schere zwischen den Ligen droht(e), sich weiter zu vergrößern. Nicht nur Fanorganisatoren standen und stehen einem „System, in das in den letzten Jahren Geldsummen jenseits der Vorstellungskraft vieler Menschen geflossen sind“ und das „vollkommen vom Fluss der Fernsehgelder abhängig“ ist, mehr als kritisch gegenüber. Dabei versuchten Vereine und Verbände eigentlich nur, „den Laden wieder ins Laufen zu bringen“, wie Fredi Bobic am 1. Mai im „kicker“ erklärte.

Doch der Profifußball ist nur die Spitze des Eisbergs. In den Regional-, Ober- und den Amateurligen kam der Laden nicht mehr zum Laufen. Besonders die kleinen Vereine stehen vor einer existenzbedrohenden Krise. Denn sie leben von den Zuschauern, die am Wochenende auf den Sportplatz kommen, ihre Bratwurst und ihr Bier im Vereinsheim konsumieren. Besonders im Jugendbereich könnte der sportliche „Lockdown“ verheerende Folgen haben. Niemand wird es Eltern verübeln, wenn sie ihre Kinder aus Angst vor Ansteckung nicht mehr zum Training schicken. Doch wenn die Basis des Fußballs austrocknet wie der Wald und die Felder im Land, dann hat das irgendwann auch Auswirkungen auf den höherklassigen Fußball.

Schon die Saison 2020/21 wird beweisen müssen, ob der Fußball stark genug ist, alle Herausforderungen zu meistern. Da von der Regionalliga abwärts der Abstieg ausgesetzt wurde, gehen vielen Ligen mit 20 oder mehr Vereinen an den Start. Die Regionalliga Nord spielt deshalb in zwei Gruppen mit anschließender Meisterschafts- und Abstiegsrunde. Die Oberligen in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz/Saar gehen ebenfalls zweigeteilt an den Start. Die Oberliga Niederrhein dagegen will mit 23 Klubs spielen. Das sind 46 Spieltage in einer Spielklasse, in der eigentlich „Amateure“ am Start sind. Man kann sich ausmalen, was passiert, wenn es wieder zu Unterbrechungen im Spielbetrieb kommen sollte. Denn der Spielbetrieb kostet Geld. Wenn man aber keines mehr einnimmt, wird es eng. Drücken wir die Daumen!

Ach ja. Fußball gespielt wurde schließlich auch noch. Der FC Bayern München holte nach 2013 erneut das Triple. Dabei sah es im November 2019 nicht gerade rosig aus für den Rekordmeister. Das 1:5 bei seinem Ex-Klub Eintracht Frankfurt kostete Trainer Niko Kovac den Job. Anders als in den Vorjahren, als es an der Säbener Straße immer „große“ Namen sein mussten, besann man sich diesmal aber auf sich selbst und machte mit Hansi Pflügler den „Co“ zum Chef. Und voilà: es funktionierte! Unter seiner Regie gewannen die Bayern von 36 Pflichtspielen 33, verloren nur zwei (gegen Leverkusen und in Gladbach) und spielten einmal unentschieden (in Leipzig). Kein Wunder, dass ihn die deutschen Sportjournalisten zum Trainer des Jahres wählten. In der Bundesliga verfehlten die Bayern ihren Torrekord aus der Saison 1971/72 (101) nur knapp. Dieses Mal machten sie genau die 100 voll. 34 davon erzielte Robert Lewandowski, der sich damit nicht nur zum fünften Mal die Torjägerkanone sicherte, sondern auch zum Fußballer des Jahres gewählt wurde. Und auch in der Champions League stellten die Münchner eine neue Bestmarke auf. Elf Siege in elf Spielen schaffte vorher noch niemand.


Trainer des Jahres: Hans-Dieter Flick führte den FC Bayern München zum zweiten Triple nach 2013.

Auch wenn der FC Bayern erst am 20. Spieltag dauerhaft die Tabellenführung übernahm, balgten sich die übrigen „Verdächtigen“ letztlich nur um die Plätze 2 bis 7. Sechs der sieben deutschen Europapokal-Teilnehmer 2020/21 waren bereits in der abgelaufenen Saison dabei. Einziger „Neuling“ ist die TSG Hoffenheim. Dafür ist Eintracht Frankfurt nach zwei Jahren in Folge nicht mehr international dabei. Fast nicht mehr dabei gewesen wäre auch Werder Bremen am anderen Ende der Tabelle. Vom 21. bis zum 33. Spieltag lag der viermalige Deutsche Meister ununterbrochen auf dem vorletzten Platz und es drohte der zweite Abstieg nach 1980. Erst auf den letzten Drücker kletterte man noch auf den Relegationsplatz, in der gegen den Überraschungsdritten der 2. Bundesliga, den 1. FC Heidenheim, doch noch der Klassenerhalt gelang.

Aus Liga 2 kehrt mit dem VfB Stuttgart nur einer der drei Absteiger 2019 ins Fußball-Oberhaus zurück. Meister wurde Arminia Bielefeld, das damit zum achten Mal in die Bundesliga aufsteigt. Genau 50 Jahre nach dem ersten Aufstieg 1970. Diesen hat erneut der Hamburger SV verpasst, der erneut nur Vierter wurde und damit bereits in seine dritte Saison in der Zweitklassigkeit geht. Mit einem Bein in der 3. Liga stand der 1. FC Nürnberg, bevor er in der 6. Minute der Nachspielzeit in Ingolstadt den Kopf aus der Abstiegsschlinge zog. Nach dem Abstieg von Dynamo Dresden ist der Osten jetzt nur noch mit Erzgebirge Aue in der 2. Bundesliga vertreten. Mit Chemnitz und Jena stiegen zudem zwei weitere Ost-Klubs aus der 3. Liga ab. Außerdem scheiterte der 1. FC Lokomotive Leipzig in den Aufstiegsspielen zur 3. Liga am SC Verl. Neben des Westfalen begrüßen wir mit dem VfB Lübeck und Türkgücü München zwei weitere neue Gesichter in der 3. Liga. Lediglich Ex-Bundesligist und DFB-Pokal-Halbfinalist 1. FC Saarbrücken hatte dieser Spielklasse bereits von 2010 bis 2014 angehört.

Wenig zu berichten gibt es von den Nationalmannschaften, die seit Monaten nicht mehr im Einsatz waren. Für das A-Team von Jogi Löw beginnt Anfang September mit der Nations League wieder der Ernst des Lebens. Dank einer Aufstockung der Gruppen blieb Deutschland in der Liga A. Für die U 21 und Frauen ist die EM-Qualifikation das nächste Ziel.

Unser Ziel ist uns bleibt es, Ihnen weiterhin einen informativen Almanach zu präsentieren. Das war nicht immer einfach in den vergangenen zwölf Monaten. Sowohl mein Kollege Robert Hohensee und ich mussten wegen Krankenhaus- und Reha-Aufenthalten eine Zwangspause einlegen. Dafür konnte mit Denis Malek ein junger Kollege für die Zusammenstellung des Spieler-Abc gefunden werden. Da das Transferfenster noch bis Anfang Oktober geöffnet ist, mussten wir hier mit dem Redaktionsschluss des kicker-Sonderhefts zur Bundesliga-Saison 2020/21 am 23. August abschließen. An dieser Stelle möchten wir uns erneut für die zahlreichen Zuschriften bedanken, die uns über unsere E-Mail-Adresse almanach@kicker.de oder per Brief erreicht haben. Gleichzeitig bitte ich aus den genannten Gründen um Nachsicht, dass noch nicht alle persönlich beantwortet werden konnten. Zum Abschluss bleibt dieses Jahr nur die Hoffnung auf einen möglichst reibungslosen Verlauf der Saison 2020/21. Wenn es etwas mehr werden sollte, werden wir uns sicherlich alle freuen. Bleiben Sie gesund!

Nürnberg, im September 2020 U. M.
Kicker Fußball-Almanach 2021

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