Читать книгу Kirche - Группа авторов - Страница 18

4. Praxis

Оглавление

Im Licht dieser Überzeugungen haben wir eine Praxis für die Pflanzung von neuen Ausdrucksformen von Kirche entwickelt. „Die meisten neuen Ausdrucksformen von Kirche fangen klein an mit den ausgesandten Teams, die damit beginnen, Kirche zu sein“ (George Lings). Die Form der neuen Gemeinde kann ganz verschieden sein. Die Verschiedenartigkeit der Kontexte erfordert verschiedenartige neue Ausdrucksformen von Kirche. Obwohl es eine dominante westliche Kultur gibt, liegt der Schlüssel zur Pflanzung einer neuen Ausdrucksform von Kirche im lokalen Kontext, der sehr unterschiedlich sein kann. Welche Kräfte prägen eine Lokalität? Ist es eine Nachbarschaft oder ein Netzwerk, oder eine Kombination von beiden? Gemeindepflanzen macht ein Studieren des lokalen Kontextes nötig.

Wir schlagen das folgende Vorgehen vor: Die Arbeit beginnt und wird immer durch hörendes Gebet getragen, eine Phase des geistlichen Beurteilens, wie und wo der missionarische Geist bereits am Werk ist und den Weg bereitet. Dies entwickelt sich dann zu einer geeigneten Form von christlichem Dienst in diesem Kontext. Um diese Anfänge herum formiert sich eine neue Gemeinschaft. Wir wollen christliche Gemeinschaften schaffen, nicht nur christliche Veranstaltungen. Innerhalb dieser Beziehungen wird der Ruf Christi in die Jüngerschaft erkundet. Erst dann kann eine geeignete Form von öffentlichem Gottesdienst Gestalt annehmen.

Diese Praxis hat ihren Preis. Es heißt in „Mission bringt Gemeinde in Form“: „Eine heilige Kirche wird der eigenen Kultur absterben, um für Gott in einer anderen Kultur lebendig zu werden.“5 Im Hintergrund dieser Aussage steht Joh 12,24: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein: wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ Dieser Bibelvers hat uns als Arbeitsgruppe sehr betroffen gemacht und zu denken gegeben. In Jesu Beispiel erkannten wir ein Prinzip des liebevollen Opfers für andere, das wir daraufhin auf das Pflanzen neuer Gemeinden angewandt haben.

Wir nannten es „Sterben um zu leben“, denn nur dann kann etwas Unvorhergesehens wachsen: „Der Same verliert seine ursprüngliche Identität, nämlich die als Teil der aussendenden Gemeinde mit ihrer ganz bestimmten Prägung und Kultur. Er wird etwas anderes, als er es vorher war. Sterben, um zu leben ist also natürlicher Bestandteil des Pflanzungs-Prozesses.“6

Wenn eine neue Ausdrucksform von Kirche einmal zu einer Gottesdienstgemeinde geworden ist, dann entwickelt sie Trittsteine: um den Teilnehmern zu helfen, in den christlichen Glauben hinein und im Glauben zu wachsen. Diese werden im Gottesdienst gefeiert. Neue Ausdrucksformen von Kirche sind daher anfangs oft katechumenale Gemeinschaften: Menschen erkunden den Glauben oder denken über eine Rückkehr zum Glauben nach. Es ist oft notwendig, dass Menschen zur Gemeinschaft gehören, bevor sie ihre Botschaft glauben können. Oft bringen sie wenig Vorwissen mit, aber sie erwarten, teilnehmen zu können. In diesem Stadium bereitet die neue Ausdrucksform von Kirche einen Weg zu Jesus, indem sie eine Reihe von Einzelschritten auf dem Weg einrichtet – wobei Taufe/Erneuerung des Taufversprechens/Konfirmation und Heiliges Abendmahl sich ganz natürlich eingliedern lassen.

Untersuchungen in drei Diözesen (Liverpool, Canterbury und Leicester) im Jahr 2012 zeigen, dass „fresh expressions of church“ zwischen 10 und 11 % der Gottesdienstbesucherzahl insgesamt und sie 18 % der Kirchengemeinden in diesen Diözesen ausmachen. Durchschnittlich gehören ihnen 40 Personen an. Sie sind im gesamten Spektrum sozialer und ökonomischer Kontexte eingerichtet worden, die von wohlhabenden Schichten bis zu prekären Milieus, von ländlichen Räumen bis zu Großstädten reichen.

Von je fünf Mitgliedern war einer bereits zuvor Kirchgänger – meistens ein Mitglied des Pflanzungsteams, es gibt wenig Transferwachstum. Zwei waren entkirchlicht, sie hatten bereits zuvor mit Kirche zu tun, hatten aber schon länger keinen Kontakt mehr mit dem kirchlichen Leben. Zwei waren gänzlich unkirchlich, sie haben noch nie zu einer Kirche gehört.

Ein geordnetes sakramentales Leben kann in verschiedenen Entwicklungsstadien von neuen Ausdrucksformen von Kirche entstehen. In diesen Diözesen hatten 47 % der neuen Gemeinden Abendmahlsgottesdienste und 26 % Taufgottesdienste gefeiert.

Das größte Wachstum im Bereich der „fresh expressions“ in der Kirche von England verzeichnen wir in den letzten drei Jahren. Insofern setzt sich eine dynamische Entwicklung weiterhin fort.

Drei entscheidende Faktoren wirken sich dabei positiv aus: Es gibt neue Vorstellungen von möglichen kreativen Formen von Kirche auf der örtlichen Gemeindeebene, die im Zeichen einer inkarnatorischen Mission stehen. Ohne die entsprechende Dynamik an der Basis hätte eine landesweite Initiative nicht diese Resonanz. Es herrscht ein neues Klima auf kirchenleitender Ebene. Anstelle von „Der Bischof würde es nie erlauben!“ erleben Kirchengemeinden, dass der Bischof sehr enttäuscht wäre, wenn es zu keinen Experimenten käme. Es gibt neue Ressourcen zur Ideenvermittlung und Ausbildung von Mitarbeitenden.7

Vor allem aber spüren wir, dass wir von einer Bewegung des Heiligen Geistes erfasst sind.

Unser Kollege George Lings schrieb kürzlich: „Die Zunahme von neuen Ausdrucksformen von Kirche in der Kirche von England seit 1980 … ist ein deutliches Wirken des Geistes in unserer Zeit.“

1 Übersetzung Astrid Quick, Überarbeitung Dirk Stelter und Philipp Elhaus. Vgl. auch die Beiträge von Graham Cray auf der Konferenz Gemeinde 2.0: Dieser Weg wird kein leichter sein – Mut zur Veränderung, in: Heinzpeter Hempelmann, Michael Herbst, Markus Weimer (Hg.), Frische Formen für die Kirche von heute, Neukirchen-Vluyn 2011, 63–76 sowie „Ekklesiologie, Kultur und Mission“ in: Christoph Ernst, Christopher Hill, Leslie Nathaniel, Friederike Nüssel (Hg.), Ekklesiologie in missionarischer Perspektive, Leipzig 2012, 198–221.

2 Church house publishing (Hg.), Mission-shaped Church. Church Planting and Fresh Expressions of Church in a Changing Context, London 2004. Vgl. die deutsche Übersetzung: Michael Herbst (Hg.), Mission bringt Gemeinde in Form, Neukirchen-Vluyn 2006. Die folgenden Zitate stammen, soweit nicht anders benannt, aus der deutschen Übersetzung.

3 Rowan Williams, Vorwort zu „Mission-shaped Church“, in: Michael Herbst (Hg.), Mission bringt Gemeinde in Form, Neukirchen-Vluyn 2006, 25.

4 Jürgen Moltmann, Kirche in der Kraft des Geistes, München 1975, 386.

5 Michael Herbst (Hg.), Mission bringt Gemeinde in Form, Neukirchen-Vluyn 2006, 181.

6 Ebd., 78.

7 Vgl. die umfangreichen Informationen zu Trainingsprogrammen, Publikationen, DVDs und anderes mehr auf www.freshexpressions.org.uk.

Kirche

Подняться наверх