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Einführung
ОглавлениеRichard Hartmann
Der vorliegende Band hat eine doppelte Funktion: Er versteht sich einerseits als Tagungsdokumentation der Tagung „Landpastoral“ in Hünfeld vom 10.–12. Oktober 2011 und greift bewusst über die rein wissenschaftlichen Beiträge hinaus eine Vielfalt von Tagungselementen auf: neben der Predigt von Generalvikar Stanke auch Erfahrungsberichte oder gar ein Arbeitsprotokoll. Andererseits soll über den Charakter der Tagungsdokumentation hinaus das Thema in einen weiteren Rahmen gestellt werden, um die Herausforderung der Landpastoral zu neuen Handlungsschritten zuzuspitzen.
Im ersten Abschnitt „Zeichen der Zeit: Neu sehen“ legt Hubertus Schönemann in der Durchsicht bischöflicher Dokumente Texte vor, die verdeutlichen, wie wichtig eine pastorale Neuausrichtung ist. In deren Grundaussagen wird bereits spürbar, dass auch auf höchster Ebene pastorale, konzeptionelle und planerische Veränderungen als notwendig erkannt worden sind. Gerhard Stanke ordnet in seiner Predigt den Prozess in die Rezeption der Rede von den Zeichen der Zeit von Johannes XXIII. und die Aufgaben der Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“ ein und stellt die provozierende Frage, was uns hindert, heute diese Zeichen zu verstehen.
Der zweite Abschnitt „Landsichten“ wendet den Blick auf die Landerfahrungen selbst. Der renommierte Geograph Gerhard Henkel entfaltet – auf dem Hintergrund seiner langjährigen Erfahrung und aus gegenwärtigen Begegnungen heraus – die Chancen und Herausforderungen der Landregionen. Er wirft mit uns einen Blick „aufs Land“. Bei der Tagung selbst konnten wir uns dies noch anschaulicher durch die von den Fernsehanstalten produzierten Bilder und Schemen vor Augen führen: Klaus Bassiner vom ZDF präsentierte Einblicke in die Serienproduktionen der öffentlichen und privaten Medienanstalten. Mit dem Referat des Vorsitzenden des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken Alois Glück, das beim Renovabiskongress vom 1.∇3. September 2011 in Freising gehalten worden war, nehmen wir die Erfahrungen jahrzehntelanger politischer Arbeit mit in den Band auf, die nicht unmaßgeblich geprägt war von der eigenen Lebensgeschichte in der Katholischen Landjugend- und Landvolk-Bewegung.
Mehrere Beiträge dokumentieren im dritten Abschnitt den „Gestaltwandel“. Der Theologe und Künstler Stefan Weyergraf gen. Streit, der etliche Projekte der Umgestaltung von Kirchen auf dem Land begleitet, gewährt auch in diesem Beitrag den Leserinnen und Lesern Einblick in die Erfahrungen, die der Blickwechsel nach sich zieht. Richard Stefke befasst sich mit dem Gestaltwandel aus Sicht der Verbände, Stephan Kreye wendet sich der Institution einer Land-Volkshochschule zu. Kirchliches Engagement auf dem Land kann, wie Maria Hensler zeigt, auch als klassisch bürgerschaftliches Engagement verstanden werden. Mit Jürgen Schilling richten wir den Blick auf die Evangelische Kirche, die mit ähnlichen Herausforderungen ringt.
All diese Erfahrungen führen zu etlichen theologischen Fragestellungen, denen sich im vierten, „Theologische Einsichten“ betitelten Abschnitt Hans-Joachim Sander und Birgit Hoyer widmen. Hans-Joachim Sander geht auf das Verhältnis von Stadtreligion und Landreligion ein und fragt nach den Orten Gottes und den Heterotopen. Birgit Hoyer sieht, dass das Land anders ist, anders als viele erwartete Idyllen und auch wesentlich konfliktbeladener. Als Erfahrungshintergrund dient ihr das Schicksal der Vertriebenen in den Dörfern.
Was folgt aus all dem? Im abschließenden Beitrag versucht Richard Hartmann die wichtigsten Herausforderungen zu benennen, um fast schon eine Agenda für die pastoralen Zukunftsentscheidungen vorzulegen. Wer sich dem Thema „Kirche auf dem Land“ stellt, wird sich doppelt „umschauen“ müssen: zunächst einfach im Sinne aufmerksamen Wahrnehmens, dann aber auch im Sinne einer neuen und veränderten Ausrichtung des Handelns.