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Welche Minderheit hat die Mehrheit?

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Für etliche Großstädte in Europa geht man zurzeit davon aus, dass dort an sonntäglichen christlichen Gottesdiensten Migrantinnen und Migranten längst die Mehrheit darstellen. Für London und für das protestantische Hamburg gilt als gesichert, dass die Gottesdienstbesucherzahl der Christinnen und Christen afrikanischer Herkunft diejenige der anglikanischen bzw. lutherischen Gottesdienstbesucherinnen und - besucher längst übertroffen hat. Im Ruhrgebiet dürfte die Zahl der sonntäglichen Gottesdienstbesucherinnen und -besucher mit Migrationshintergrund ebenfalls die größte Gruppe darstellen. Unter den Vorzeichen einer formalen Zählung der Konfessionszugehörigkeit in Deutschland (amtliche Kirchenmitgliedschaftsstatistik) würde man wohl zu anderen Ergebnissen kommen. Dabei wäre dieser Befund nicht eindeutig: Anzunehmen ist nicht zuletzt eine große Zahl von Migrantinnen und Migranten, die sowohl einer Migrationsgemeinde als auch einer Großkirche angehören. Von daher dürfte der Blick auf die Gottesdienstbesuchszahlen zumindest als eine Vergleichsebene neben anderen eine wichtige Ergänzung des Gesamteindrucks darstellen.

Keine kirchliche Gemeinschaft kann in Deutschland oder in der Schweiz für sich beanspruchen, Mehrheit zu sein. Diese diasporale Wirklichkeit jeder Kirche bzw. Denomination gilt es anzuerkennen. Es gibt nur noch größere oder kleinere Minderheiten, die ein sehr buntes und plurales Bild des Christlichen in Europa bezeugen. Giancarlo Collet hat mit Blick auf die faktische „Enteuropäisierung der europäischen Christenheit“ die ökumenische und missionarische Herausforderung beschrieben: „Gemeinsam das Evangelium verkünden“ (Collet 2010, 243-266). Diese Aufgabe impliziert praktisch-theologische Klärungen:

Religion und Bildung in Kirche und Gesellschaft

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