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Vom Handeln zum Begriff? – Ein Beitrag zur Geschichte missionarischer Jugendarbeit

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Ulrike Treusch

Wer heute den Begriff „missionarische Jugendarbeit“ in eine Suchmaschine eingibt, wird schnell fündig und stößt auf Netzwerke, die sich als Träger missionarischer Jugendarbeit verstehen, wie z. B. das netzwerk-m oder Arbeitsgemeinschaften Missionarische Jugendarbeit. Der Suchende findet Vereine und Werke, die sich dezidiert der missionarischen Jugendarbeit verpflichten, wie z. B. den CVJM-Gesamtverband mit einem entsprechenden Fachreferat und dem Wunsch: „CVJM will missionarische Jugendarbeit ausbauen“15, aber auch Hinweise auf Schulungen und Studientage sowie Materialien zur Verfügung stellen. Missionarische Jugendarbeit hat eine deutlich wahrnehmbare Internet-Präsenz, die jedoch den Begriff inhaltlich meist nicht näher erklärt. Für die Personen und Gruppen, die missionarische Jugendarbeit umsetzen, scheint der Begriff klar bestimmt zu sein als eine oder die Form von Jugendarbeit, die junge Menschen zum christlichen Glauben einladen will. So versteht auch das vorliegende Handbuch missionarische Jugendarbeit Formen von Jugendarbeit, die auf der Basis freiheitlich-demokratischer Werte und auf Grundlage des Evangeliums Jugendliche zum christlichen Glauben einladen wollen und darin sowohl einen biblischen Auftrag als auch eine positiv lebensverändernde Wirkung für Jugendliche sehen.16

Wer jedoch einen Blick in die pädagogische oder theologische Fachliteratur wirft, wird feststellen, dass der Begriff „missionarische Jugendarbeit“ erst ab den 1970er-Jahren verstärkt auftaucht, im Kontext der Diskussion um Konzepte evangelischer Jugendarbeit. Im Handbuch Jugend (2013) erhält „missionarische Jugendarbeit“ bereits einen eigenen Artikel und wird hier durch das Ziel definiert, „dass Jugendliche zum christlichen Glauben eingeladen und zu einer existenziellen Glaubensentscheidung ermutigt werden“ (Kißkalt 2013: 417). Dabei betont der Verfasser zu Recht: „Diese Zielsetzung findet sich in der Jugendarbeit aller Kirchen“ (Kißkalt 2013: 417). Doch sieht er innerhalb dieser allgemeinen missionarischen Aufgabe eine explizit missionarische Jugendarbeit: „Ein explizit missionarisches Anliegen und ein Verständnis von Mission, das auf eine individuelle Entscheidung für den christlichen Glauben besonderen Wert legt, findet sich im Bereich der Evangelischen Jugend vor allem in ausdrücklich missionarisch orientierten Jugendgruppen“ (Kißkalt 2013: 417). Damit bleibt eine gewisse Begriffsunschärfe: Wenn alle christlich-kirchliche Jugendarbeit ein missionarisches Ziel hat, inwiefern unterscheidet sich davon „ausdrücklich missionarisch orientierte“ Jugendarbeit in Konzeption, Formen und Methoden?

Der vorliegende Beitrag möchte zur Präzisierung des Begriffs „missionarische Jugendarbeit“ beitragen, indem er untersucht, wann und in welchem Kontext ein fester Begriff „missionarische Jugendarbeit“ entstand und was dieser in seiner anfänglichen Verwendung bezeichnete. Dabei wird zunächst (1) ein Blick auf die Entstehung missionarischer Jugendarbeit im 19. Jh. geworfen, da diese als missionarisches Handeln der ausdrücklichen Begriffsverwendung vorausgeht. (2) In einem zweiten Schritt wird im Kontext evangelischer Jugendarbeit in Deutschland zwischen 1945 und 1970 das erste Auftreten des Begriffs „missionarische Jugendarbeit“ untersucht, um (3) abschließend das Verhältnis von jugendmissionarischem Handeln und Begriff zu resümieren.17

Handbuch missionarische Jugendarbeit

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