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Weihnachten

Weihnachten erklärt sich selbst. Seine Botschaft ist einfach, so wie fast alle großen Ideen. Es ist das Fest der neuen Welt Gottes. In der Welt Gottes herrschen Friede und Liebe unter den Menschen, und Leid und Trauer sind vergangen. Deshalb wird Weihnachten auf dem ganzen Globus gefeiert, und deshalb ist es der größte Erfolg des Christentums. Alle zehren davon, die Politik, die Kultur, die Wirtschaft. Manchem Händler rettet Weihnachten die Jahresbilanz. Das Fest belebt die durch die Digitalisierung bedrohten Innenstädte. Es hat Illusionsschlüsselindustrien geschaffen, die Schnitzer im Erzgebirge wie die Glasbläser in Thüringen. Spendenwerke freuen sich über die zu Weihnachten offeneren Herzen und Konten.

Mitunter beschweren sich Kirchenfunktionäre über den Rummel in der Weihnachtszeit, der den Sinn des Festes angeblich verdeckt. Die übervollen Weihnachtsmärkte, die schon am Totensonntag anfangen sollen, der Spekulatius nach den Sommerferien, der Druck zum Kaufen und Verkaufen im Dezember, die vielen Feiern.

Aber es ist erst einmal umgekehrt. Noch durch jede religionsentwöhnte Weihnachtsansprache bricht sich eine Hoffnung Bahn: Das Fest soll ein Zeichen setzen, dass am Anfang die Liebe steht, die schenkt, und nicht das Geschäft, der Deal, der darauf zielt, mehr zu nehmen, als er gibt. Weihnachten macht Menschen bereit, abzugeben, weil sie ahnen, dass auch sie selbst die entscheidenden Dinge nicht kaufen, sich nicht einmal selbst geben können. Und dass wir werden müssen wie die Kinder, um das Bild von der neuen Welt Gottes in unserem Herzen zu bewahren.

Friede und Liebe – die Hoffnung darauf, dass beide stärker sind als Hass und Gewalt, zieht eine Spur der Zuversicht durch die Geschichte. Darauf hat der Sozialethiker Wolfgang Huber aufmerksam gemacht. Sie führt zu der Einsicht, dass jeder Mensch die gleiche Würde hat. Wenn wir Versöhnung verbreiten und Frieden halten, folgen wir der Botschaft des Engels, der den Hirten die Geburt des Kindes verkündete, seinem Versprechen der Liebe. Es gilt immer und überall, nicht nur innerhalb von Konfessions- oder Religionsgrenzen.

Dann allerdings enthält die Botschaft von Weihnachten eine Entschleunigung. Darin liegt der Argwohn von Kirchenfunktionären gegenüber der Hektik der Weihnachtszeit richtig. Frieden geht nicht schnell, und Versöhnung braucht Zeit. Wir feiern Feste auch deshalb, weil zum Menschsein Zeit gehört. Wenn jemand in Not gerät oder wenn jemand Gewalt braucht, dann muss sofort gehandelt werden. Und Geschwindigkeit ist Macht. Wer die Räder seines Autos mit vielen PS durchdrehen lässt, will Macht zeigen. Wer Frieden stiften will, muss Beziehungen aufbauen. Wer Liebe gibt, muss einen anderen wahrnehmen. Er braucht Zeit, und er muss Zeit geben. Er muss sich seiner Macht entledigen, wie es Gott im Kind in der Krippe getan hat.

Deshalb ist Weihnachten ein Fest der Beziehungen. Die leben wir in Familien, daher wird Weihnachten zum Familienfest. Wie feiert man, wenn man allein lebt? Wie erreicht einen die Botschaft dann? Wie lassen sich zu Weihnachten Beziehungen stiften und erleben? Irmgard Schwaetzer hat es hier aufgeschrieben.

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