Читать книгу Pharmakotherapie in der Intensivmedizin - Группа авторов - Страница 136
Morphin (z. B. Morphin Merck ®) Charakterisierung
ОглавлениеMorphin ist ein reiner μ-Agonist und ein stark wirksames Opioid.
Morphin induziert die Freisetzung von Histamin aus Mastzellen.
Nach oraler Applikation wird Morphin hauptsächlich aus dem oberen Dünndarm und zu einem kleinen Teil aus dem Magen resorbiert.
Die orale Bioverfügbarkeit beträgt 20–40 %, Morphin besitzt einen ausgeprägten Firstpass-Effekt.
Ein Wirkeintritt ist nach oraler Gabe nach 30–90 Minuten zu erwarten, nach intravenöser Applikation innerhalb weniger Minuten.
Die Wirkdauer beträgt 4–6 Stunden. Bei retardierten Formulierungen ist sie auf 12 Stunden verlängert.
Nach parenteraler Applikation beträgt die Eliminationshalbwertszeit etwa 2–5 Stunden, sie kann allerdings individuell recht unterschiedlich sein. Die Elimination erfolgt vornehmlich renal.
Morphin penetriert gut in Leber, Niere, Muskelgewebe und in den Gastrointestinaltrakt.
Morphin wird überwiegend in der Leber verstoffwechselt. Auch das Darmepithel ist am Metabolismus beteiligt. Die Metabolite sind vorwiegend Morphin-3-glucuronid und Morphin-6-glucuronid. Sie besitzen eine längere Halbwertszeit als freies Morphin. Morphin-6-glucuronid ist biologisch wirksam.
Die Plasmaproteinbindung beträgt 20–35 %, hauptsächlich an Albumin.
Durch Morphin wird aus Mastzellen Histamin freigesetzt, welches Hautreaktionen, Hypotonie sowie Bronchokonstriktion hervorruft. Bei Asthmatikern kann dies einen asthmatischen Anfall auslösen.
Bei Niereninsuffizienz kumuliert der biologisch wirksame Metabolit Morphin-6-glucuronid. Die Wirkdauer ist dabei insgesamt verlängert, da die Halbwertszeit der Metaboliten länger als die Morphin-Halbwertszeit ist.
Sondenkost verringert die Resorption von oral appliziertem Morphin.
Im Verlauf der Therapie vermindert sich bei längerfristiger Anwendung die zentrale Empfindlichkeit für Morphin (Toleranzentwicklung!). Es können Morphin-Dosierungen notwendig sein, die sich im Falle einer Erstanwendung bereits in toxischen Bereichen befinden würden.
Die Äquipotenz zwischen oraler Gabe und parenteraler Gabe beträgt 3:1. Bei Umstellung von oraler Gabe auf parenterale Applikation muss dementsprechend die Dosis um zwei Drittel reduziert werden.
Morphin Retardkapseln (z. B. von Hexal) können in der Regel über eine Sonde appliziert werden (Mindestdurchmesser der Sonde: 8 Charrière). Die in den Hartkapseln befindlichen retardierten Pellets sollten dafür in 20 ml Wasser suspendiert werden (nicht mörsern!). Die Sonde muss vorher und nachher mit mind. 15 ml Flüssigkeit gespült werden, da die Resorptionsrate von Morphin durch Sondenkost verringert wird.