Читать книгу Planetary Health - Группа авторов - Страница 7
Geleitwort
ОглавлениеIch staune immer wieder, was sich seit einigen Jahren alles entwickelt zu Planetary Health in Deutschland und weltweit. Zu manchem habe ich durch ein Saatkorn beigetragen, so vieles wächst und gedeiht durch das Engagement von immer mehr Menschen, wie auch dieses Buch. Ein Beispiel von positiver Ansteckung, das Hoffnung macht.
Warum brauchen wir eine planetare Perspektive auf die Gesundheit? Die Medizin ist vielerorts stark biomedizinisch geprägt; Krankheitsursachen werden vor allem auf der Mikroebene untersucht. Das ist nicht falsch, aber unvollständig. Es ist klar, dass die Lebensumstände und die Umwelt einen enormen Einfluss auf die Gesundheit haben. Als vor 150 Jahren das Abwasser hierzulande noch in die Gosse gekippt wurde und dort vor sich hinstank, grassierte die Cholera. Verbesserte Hygiene und Abwasserkanäle sind Erfolge von Public Health, mit Vorreitern wie John Snow und Rudolf Virchow. Heutzutage kippen wir unsere Abgase in die Atmosphäre, Unmengen Plastik in die Meere etc., als ob der Planet eine riesige Müllhalde wäre. Das rächt sich jetzt und zerstört unsere eigenen Lebensgrundlagen durch Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Umweltverschmutzung. Eine planetare Notfallsituation.
Planetary Health nimmt die größtmögliche Makroperspektive ein und schaut auf den gesamten Planeten Erde mit all seinen menschengemachten und natürlichen Systemen als Grundlage für unsere Gesundheit. Dabei werden Verbindungen vom ganz Großen zum mikroskopisch Kleinen offenbar, beispielsweise zu unserem Immunsystem. Denn alles hängt letztendlich zusammen, wie in einem Organismus. Diese Zusammenhänge können wir verstehen und vermitteln. Die negativen Folgen der planetaren Krise für die Gesundheit, aber auch die enormen gesundheitlichen Vorteile einer nachhaltigeren Lebensweise.
Neben all den Fakten, Zusammenhängen und praktischen Aspekten geht es bei Planetary Health im Kern auch um die Beziehung von Mensch und Natur, um unsere Haltung. Betrachten wir die Erde mit ihren vielfältigen Lebensformen als einen Haufen Ressourcen nur für uns Menschen, zur Ausbeutung nach Belieben? Halten wir uns für getrennt von der Natur und über ihr stehend? Oder begreifen wir staunend, dass wir Menschen als Lebewesen Teil sind dieses atemberaubend schönen, lebendigen Planeten Erde, wie ein Organ eines Organismus? Dass unsere Gesundheit untrennbar verbunden ist mit der anderer Lebensformen und des Gesamtorganismus? Wenn wir uns der tiefen Verbundenheit allen Lebens bewusstwerden und uns davon inspirieren lassen, können wir eine Haltung des Mitgefühls entwickeln und sorgsamer miteinander und mit dem Planeten umgehen. Als Heilberufe mit einer besonderen Verantwortung für den Schutz des Lebens sollten wir zu diesem Heilungsprozess beitragen, für gesunde Menschen auf einer gesunden Erde.
Univ.-Prof. Dr. Dr. Sabine Gabrysch, Juli 2021