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2 Evidenz für orthogeriatrisches Co-Management nach proximalen Femurfrakturen

Kilian Rapp und Benjamin Bücking

Durch eine Kooperation von Unfallchirurgen, Geriatern und eines multiprofessionellen therapeutischen Teams sollen die Funktionalität bei Frakturpatienten verbessert und das Risiko einer Institutionalisierung oder Mortalität vermindert werden. Es liegen mittlerweile eine Reihe von Studien vor, die einen oder mehrere dieser Endpunkte untersuchten. Eine herausragende Stellung nimmt dabei eine randomisiert-kontrollierte Studie (RCT) aus Norwegen ein. Hier fanden sich vier Monate nach Hüftfraktur bessere körperliche Funktionsparameter in dem Behandlungsarm, der eine umfassende geriatrische Betreuung vorsah (Prestmo et al. 2015). Um Unterschiede in der Mortalitäts- und Institutionalisierungsrate zu zeigen, reichen die Fallzahlen von RCTs allerdings in der Regel nicht aus. Reviews, die jeweils RCTs eingeschlossen hatten, fanden eine, wenn auch nicht-signifikante, niedrigere Mortalität bei Patienten nach orthogeriatrischem Co-Management (Handoll et al. 2009; Bachmann et al. 2010; Bücking et al. 2013; Wang et al. 2015; Nordström et al. 2018).

Zudem liegen Beobachtungsstudien mit sehr großen Fallzahlen aus mehreren Ländern vor. Diese beschreiben übereinstimmend eine geringere 30-Tages-Mortalität bei Hüftfrakturpatienten mit orthogeriatrischem Co-Management (Zeltzer et al. 2014; Kristensen et al. 2016; Forni et al. 2016; Nordström et al. 2016). Dies trifft auch für eine Untersuchung zu, die mit Daten aus Deutschland durchgeführt wurde (Rapp et al. 2020). Bei hochaltrigen Personen war hier das Risiko, an einer Hüftfraktur innerhalb von 30 Tagen zu versterben, um 22 % niedriger, wenn ein orthogeriatrisches Co-Management erfolgte. Dies zeigte sich bei Frauen und Männern, unterschiedlichen Altersgruppen und bei Patienten mit und ohne Pflegebedarf. Zu der Frage, welche Patientengruppe den größten Benefit durch ein ortho-geriatrisches Co-Management hat, liegen widersprüchliche Daten vor. Während in der zuvor zitierten Norwegischen Studie vor allem die weniger vorerkrankten Frauen vom Co-Management profitierten (Prestmo et al. 2016), zeigte sich in einer anderen Studie, dass der positive Effekt der interdisziplinären Behandlung bei den multimorbiden Patienten am größten war (Pajulammi et al. 2017).

Welche Form der Zusammenarbeit zwischen Unfallchirurgie und Geriatrie die höchste Effektivität zeigt, ist noch unklar. In einer Meta-Analyse finden sich Hinweise darauf, dass die günstigsten Effekte auf das Überleben dann zu erwarten sind, wenn die postoperative Betreuung auf einer von einem Geriater geleiteten Station erfolgt (Moyet et al. 2019), während dies in einer zweiten Meta-Analyse nicht bestätigt werden konnte (Grigoryan et al. 2014). Zum aktuellen Zeitpunkt ist die Frage der besten Form der Kooperation also noch nicht abschließend zu beantworten.

Neben der Mortalität untersuchten einige Studien auch den Einfluss eines orthogeriatrischen Co-Managements auf das Institutionalisierungsrisiko. Dabei scheint ein orthogeriatrisches Co-Management auch einen günstigen Einfluss auf die poststationäre Institutionalisierungsrate zu haben (Wang et al. 2015; Nordström et al. 2018).

Die zurückliegenden Studien zum Effekt eines orthogeriatrischen Co-Managements betreffen ganz überwiegend Patienten mit Hüftfrakturen. Die bisherige Evidenz legt aber nahe, dass sich ein orthogeriatrisches Co-Management auch bei Patienten mit anderen Frakturtypen wie Becken- oder Oberarmfrakturen günstig auswirkt.

Merke:

Aktuelle Studien zeigen, dass das orthogeriatrische Co-Management die Funktionalität bei Patienten mit proximaler Femurfraktur verbessern und das Risiko einer Institutionalisierung oder zu versterben vermindern kann.

Literatur

Bachmann S, Finger C, Huss A, et al. Inpatient rehabilitation specifically designed for geriatric patients: systematic review and meta-analysis of randomised controlled trials. BMJ 2010;340:c1718.

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Forni S, Pieralli F, Sergi A, et al. Mortality after hip fracture in the elderly: The role of a multidisciplinary approach and time to surgery in a retrospective observational study on 23,973 patients. Arch Gerontol Geriatr 2016;66:13–7.

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Handoll HH, Cameron ID, Mak JC, Finnegan TP. Multidisciplinary rehabilitation for older people with hip fractures. Cochrane Database Syst Rev. 2009 Oct 7;(4):CD007125.

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Nordström P, Thorngren KG, Hommel A, Ziden L, Anttila S. Effects of Geriatric Team Rehabilitation After Hip Fracture: Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. J Am Med Dir Assoc. 2018 Oct;19(10):840–845.

Pajulammi HM, Pihlajamäki HK, Luukkaala TH, Jousmäki JJ, Jokipii PH, Nuotio MS. The Effect of an In-Hospital Comprehensive Geriatric Assessment on Short-Term Mortality During Orthogeriatric Hip Fracture Program-Which Patients Benefit the Most? Geriatr Orthop Surg Rehabil. 2017 Dec;8(4):183–191.

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Prestmo A, Saltvedt I, Helbostad JL, Taraldsen K, Thingstad P, Lydersen S, Sletvold O. Who benefits from orthogeriatric treatment? Results from the Trondheim hip-fracture trial. BMC Geriatr. 2016 Feb 19;16:49.

Rapp K, Becker C, Todd C, Rothenbacher D, Schulz C, König HH, Liener U, Hartwig E, Büchele G. The Association Between Orthogeriatric Co-Management and Mortality Following Hip Fracture. Dtsch Arztebl Int. 2020 Jan 24;117(4):53–59.

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Zeltzer J, Mitchell RJ, Toson B, et al. Orthogeriatric services associated with lower 30-day mortality for older patients who undergo surgery for hip fracture. Med J Aust 2014;201:409–11.

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