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2. Kapitel: Der schwierige Weg zu den Heiden

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Lukas stellt in seiner Apostelgeschichte den Weg des Christentums als eine kontinuierliche Entwicklung dar. Geographischer Ausgangspunkt ist Jerusalem. Von hier führt der Weg über Judäa und Samaria bis an die Grenzen der Erde (Apg 1,8). Personeller Haftpunkt sind die Zwölf, die ihrerseits weitere Gremien, etwa den Siebenerkreis (Apg 6,1–7), oder weitere Personen, etwa Paulus (Apg 9,27f.) oder Barnabas (Apg 11,22), autorisieren. Inhaltlicher Orientierungspunkt ist die Pfingstpredigt des Petrus, die als „Wort“ schlechthin (Apg 2,41) apostrophiert wird. Lukas schreibt narrative Ekklesiologie. Die von ihm erzählten Anfänge setzen eine normative Vorgabe für die Gegenwart. Zum „Weg“, wie das Christentum bei Lukas metaphorisch genannt wird (vgl. Apg 9,2), kann sich nur zählen, wer mit diesen Anfängen in Beziehung steht. Nun weist aber die lukanische Darstellung in sich Spannungen auf und gibt damit Hinweise auf eigenständige, ursprünglich weniger harmonische Traditionen und Entwicklungen. Der Siebenerkreis wird nach Apg 6,2f. eingesetzt, um karitative Dienste im Bereich der Armenfürsorge zu übernehmen („den Tischen dienen“). Aber in den Erzählungen der Apostelgeschichte treten Stephanus und Philippus, die prominentesten Vertreter dieses Kreises, niemals in dieser Funktion auf. Vielmehr sind sie Männer des Wortes (Apg 6,9; 8,5) und der Wundertat (Apg 6,8; 8,6). Der Streit, den Stephanus in den Synagogen entfacht (vgl. Apg 6,8–12), führt nach Apg 8,1–3 dazu, dass „alle“ – außer den Aposteln – „in die Gegenden von Judäa und Samarien zerstreut“ werden. Allerdings setzt die weitere Erzählung nach wie vor die Anwesenheit der Jesusjünger in Jerusalem voraus: Sie fürchten sich vor Paulus (Apg 9,26), ziehen Petrus zur Rechenschaft (Apg 11,2f.) und versammeln sich in Häusern (Apg 12,12). Hat nur der Siebenerkreis die Stadt verlassen? Lag Lukas daran, diese Gruppe, die für den weiteren Weg des Christentums die entscheidenden Weichenstellungen vorgenommen hat, ganz dicht mit den Anfängen der Gesamtbewegung zu verflechten, um sie als ursprungsgemäß zu qualifizieren? Hat er sie deshalb institutionsgeschichtlich an die Zwölf angebunden und die Verfolgung literarisch über „alle“ hereinbrechen lassen, um im Rückschluss auch „alle“ zu Trägern ihrer Ideen zu machen? Stoßen wir also neben den Jerusalem-Rückkehrern um Petrus und den Q-Leuten, die nicht nach Jerusalem zurückgekehrt sind, auf eine dritte treibende Kraft, die in Jerusalem entstanden ist, aber nach innersynagogalen Streitigkeiten und der Hinrichtung ihrer Führergestalt die Stadt verlassen hat?

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