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4. Ergebnis
ОглавлениеGerade das zuletzt genannte Beispiel zeigt, dass eine direkte Linie von Papst Paul VI. zu seinen Nachfolgern Johannes Paul II. und Benedikt XVI, führt. Joseph Kardinal Ratzinger war Präfekt der Kongregation für die Katholische Glaubenslehre und als solcher Autor der Erklärung Ordinatio Sacerdotalis in der Autorität von Papst Johannes Paul II., dessen Nachfolger er dann werden sollte. Die Frage des Diakonats der Frau wurde von der Internationalen Theologenkommission angesprochen, aber offen gelassen.28 An der Zölibatsgesetzgebung sollte sich nichts ändern.
Damit erhärtet sich der Eindruck, dass die entscheidenden Weichenstellungen bei den innerkirchlichen Kontroversen der letzten Jahrzehnte bereits von Papst Paul VI. vorgenommen worden sind. Dies scheint bereits frühzeitig erfolgt zu sein, wie etwa der Blick auf die Entstehung der Nota explicative praevia zum Kirchenschema noch während des Konzils zeigt.
Fragt man sich nach den Gründen für die vorsichtige Vorgehensweise von Papst Paul VI., so wird man mit persönlichen und strukturellen Gründen rechnen. Persönlich war Papst Paul VI. ein Mensch, der sich mit Entscheidungen schwer tat, sie aber dann doch sehr eigenständig fällte. Sein Biograph erwähnt das Amtsverständnis des Papstes, das von dem Bewusstsein geprägt war, zwischen Christus und der Kirche bzw. der Menschheit zu stehen. Dies konnte gelegentlich zu Alleingängen führen, die ihm dann Kritik eintrugen.29
Zu den persönlichen kommen freilich auch institutionelle Gründe. Das Verhältnis von bischöflicher Communio und päpstlichem Primat war auch auf dem Konzil nie ganz zur Zufriedenheit gelöst worden. Man hat hier von der „Quadratur des Kreises“ gesprochen.30 Wenn im Verlauf eines Konzils zu eben dieser Frage einem Dokument des Konzils vom Papst kraft seiner Autorität ein Text angefügt wird, scheint der Entscheidungsspielraum des Konzils eingeschränkt zu sein, auch wenn bei der Schlussabstimmung dann fast alle Konzilsväter ihrem Text im Lichte der „Nota“ zustimmen.
Im Vergleich zum Pontifikat Johannes XXIII. scheint die Kurie seit dem Beginn des Pontifikats von Papst Paul VI. wieder größeren Spielraum gewonnen zu haben. Dies sollte sich erheblich in der Zeit nach dem Konzil verstärken. Der Kurie hatte Giovanni Montini eine lange Zeit seines Lebens angehört und so ist der verstärkte Einfluss nicht verwunderlich.
In der Gegenwart wird der Ruf laut: „Zurück zur Zukunft“!31 Die Kirche ist eingeladen, den Impuls des Zweiten Vatikanischen Konzils noch einmal neu für sich zu entdecken und im Vertrauen auf den Beistand des Geistes diejenigen Fragen anzugehen, die das Konzil offen gelassen hatte.
Anmerkungen
1 Vgl. www.memorandum-freiheit.de
2 Vgl. Kardinal Martini, C. M. u. G. Sporschill: Jerusalemer Nachtgespräche. Über das Risiko des Glaubens. Freiburg–Basel–Wien ([62012).
3 Vgl. ebd., 50–62, 70–76.
4 Vgl. ebd., 110–112.
5 Vgl. ebd., 106–109.
6 Vgl. ebd., 112f.
7 Vgl. ebd., 114f.
8 Vgl. ebd., 125.
9 Erstveröffentlichung des Interviews mit Georg Sporschill und Federica Radice Fossati Confalonieri im Corriere della Sera vom 1.9.2012, deutscher Text u.a. in Christ und Welt 37 vom 6.9.2012.
10 Vgl. Ernesti, J.: Paul VI. Der vergessene Papst. Freiburg–Basel–Wien (2012).
11 Vgl. dazu Ernesti (2012), 108. Ernesti nimmt rückblickend auf S. 123–126 Papst Paul VI. gegen den Vorwurf in Schutz, er sei der Konzilsminderheit zu weit entgegen gekommen, den die Schule von Giuseppe Alberigo erhoben hatte, vgl. Alberigo, G.: Transizione Epocale. Studi sul Vaticano II (Texti e ricerche di scienze religiose, NS 40). Bologna (2009), 766–859. Zur Nota explicativa praevia vgl. noch Tagle, L. A.: Die „Schwarze Woche des Konzils (14. bis 21. November 1964)“. In: Alberigo, G. u. G. Wassilowsky (Hrsg.): Geschichte des Zweiten Vatikanischen Konzils (1959–1965). Bd. IV. Mainz–Leuven (2006), 449–530: bes. 486–521; Hünermann, P.: Theologischer Kommentar zur dogmatischen Konstitution über die Kirche Lumen Gentium. In: HThKVat II, 2. Freiburg (2004) (Sonderausgabe 2009), 263–582: bes. 539–547: Die Nota explicativa praevia.
12 Vgl. Ernesti (2012), 218f.
13 Vgl. ebd., 216–233.
14 Vgl. ebd., 204–207
15 Vgl. LG 42, 29; OT 10.
16 Vgl. Ernesti (2012), 206.
17 Vgl. Deutsche Bischofskonferenz (Hrsg.): Die römische Bischofssynode 1971 – Der priesterliche Dienst – Gerechtigkeit in der Welt. Eingeleitet von Klaus Hemmerle und Wilhelm Weber. Trier (1972), 65.
18 Die pastoralen Dienste in der Gemeinde. Einleitung: Walter Kasper. In: Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland. Beschlüsse der Vollversammlung. Offizielle Gesamtausgabe I, Freiburg–Basel–Wien (1976), 581–636: bes. 590–592.
19 Vgl. ebd., 629.
20 Vgl. ebd., 591.
21 Die Vorgeschichte der Frage ist aufgearbeitet bei Reininger, D.: Diakonat der Frau in der einen Kirche. Mit einem Geleitwort von Bischof Lehmann. Ostfildern (1999).
22 Vgl. Gemeinsame Synode (1976), 595f., 616f., 633f.
23 Vgl. GS 29.
24 Die Erstveröffentlichung auf Englisch erfolgte in der Zeitschrift Origins 6, Nr. 6 (1. Juli 1976), 90–96 sowie in dem von Leonard Swidler und Arlene Swidler herausgegebenen Band Women Priests. Appendix II: Can Women Be Priests? New York u.a. (1977), 338–346; dazu vgl. dort auf S. 25–34 den Beitrag von R. Donahue: A Tale of Two Documents zum Text der Bibelkommission im Vergleich mit „Inter Insigniores“; deutscher Text des Beitrags der Bibelkommission gekürzt in: Groß, W. (Hrsg.): Frauenordination. Stand der Diskussion in der Katholischen Kirche. München (1996), 25–31.
25 Groß (1996), 26.
26 Vgl. Groß (1996), 25.
27 Text AAS XLIX (1977), 98–116; deutscher Text VAS 117. Kurze Einführung bei R. Donahue (s. Anm. 24).
28 Vgl. Commissione Teologica Internazionale, Il diaconato evoluzione e prospettive. CivCatt 1554, n° 3663, vol. I (2003). 253–336: bes. 336.
29 Vgl. Ernesti (2012), 71f.
30 Vgl. Prügl, T.: Primat des Papstes und Kollegialität der Bischöfe – Konsensmodell oder Quadratur des Kreises? In: Tück, J.-H. (Hrsg.): Erinnerung an die Zukunft. Das Zweite Vatikanische Konzil. Freiburg–Basel–Wien (2012), 268–282.
31 Vgl. den in der vorigen Anm. angeführten Sammelband.