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„Bar Jona“
ОглавлениеIm Unterschied zum Ersten Vatikanischen Konzil, an dem im Schnitt etwa 600 Personen teilnahmen und deshalb eine Bestuhlung in den Querschiffen von St. Peter ausreichend war, musste auf dem Zweiten Vaticanum Platz für 2500 Konzilsväter plus mehrere Hundert Beobachter, Theologen und Zuhörer geschaffen werden. Das war nur im Hauptschiff möglich. Im Querschiff wurde eine Cafeteria eingerichtet. Unter der Kuppelinschrift mit der Seligpreisung des Petrus war die „Bar Jona“ täglich ab 11.00 Uhr Treffpunkt vieler Konzilsväter.
In der Bar fanden viele geplante und zufällige Begegnungen statt. So berichtet der Münsteraner Weihbischof Heinrich Tenhumberg, bei dem sich nicht nur Informationen über die „Bar Jona“, sondern auch über die zweite Bar, die „Barrabbas“, finden, über Reaktionen nach Abstimmungen über die Kirchenkonstitution: „Ich treffe gerade nach dem Bekanntwerden des Ergebnisses der letzten Abstimmung von heute morgen Bischof Dr. Schröffer auf dem Wege von seinem Platz zur Bar Jona. Er strahlt förmlich, wie ich ihn selten gesehen habe.“3
Wenn ein Konzilsvater eine schlechte Rede vortrug oder diese wegen des landesspezifischen Akzents schwer zu verstehen war, leerten sich die Reihen der Zuhörer und die Warteschlangen vor der Bar wurden länger. Yves Congar weist des Öfteren darauf hin, dass die Bar „archiplein“4 sei. Doch auch Ermahnungen zeigten ihre Wirkung, wie ein Beispiel aus der dritten Konzilssessio zeigt, niedergeschrieben von Otto Semmelroth:
„Kurz vor zwölf Uhr ging ich mit P. Grillmeier in die Bar, und da zeigte sich die Wirksamkeit der eindringlichen Mahnung von Felici, dem Generalsekretär des Konzils: es war kein einziger Bischof in der Bar, und nur ein paar Periti. Felici hatte eindringlich gemahnt, daß die Väter auf ihren Plätzen bleiben möchten.“5