Читать книгу Alt, krank und verwirrt - Группа авторов - Страница 44
6.2.1 Was hat Pflege mit Ethik zu tun?
Оглавление• Waschen
Wie fühlt es sich an, wenn mein Gesicht, mein ganzer Körper mit Latexhandschuhen gewaschen wird? Würde ich diese Vorgangsweise auch meiner Mutter, meinem Kind zumuten?
Was geht in einem Menschen vor, dessen Unterkörper gerade von mir gewaschen wird, während meine Kollegin ihm am Kopfende seine Medikamente verabreicht?
• Essen verabreichen Wie sehr kann ein Mensch sein Essen genießen, wenn ihm die Nahrung zu schnell, zu heiß (zu kalt) oder mit einem zu großen Löffel verabreicht wird? Wünscht die Bewohnerin, dass ihr die Nahrung eingegeben wird, obwohl sie selbst essen kann? »Mit Hilfe« geht es zugegebener Weise viel schneller, und die auf diese Weise Versorgte macht dabei nicht alles schmutzig. Warum »passiert« es immer wieder, dass individuelle Vorlieben nicht berücksichtigt werden, und die Bewohnerin bekommt (z. B. aus Bequemlichkeitsgründen) immer Grießbrei, obwohl alle wissen, dass sie lieber etwas Pikantes isst.
• Ankleiden
Früher mussten viele Bewohnerinnen den ganzen Tag Schlafrock und Nachthemd tragen, auch wenn sie nicht bettlägerig waren und ohne Weiteres Privatkleidung hätten tragen können. Diese Unsitte ist zum Glück mittlerweile verschwunden. Doch es passiert noch gelegentlich, dass eine Bewohnerin im hinten offenen Nachthemd über den Gang läuft, die Inkontinenzhose oder sogar das blanke Gesäß sind für alle Vorbeikommenden deutlich sichtbar.
Einige Jahre lang wurden für inkontinente Demenzkranke eine Art »praktischer« Strampelanzüge als Tagesbekleidung empfohlen. Sie hatten hinten einen langen Zippverschluss. Die Bewohnerinnen konnten sich daher nicht so leicht selbst ausziehen und die Windel blieb dort, wo sie hingehört. Wie entwürdigend dieser Bekleidungsmodus für alte Damen und Herren war, spielte keine Rolle.