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IV
ОглавлениеDurchaus vergleichbar dazu verfolgt auch Heinrich Kaufringer in seinem mære u.d.T. Die Suche nach dem glücklichen Ehepaar (ca. 1400) diese Thematik, wo ein Ehemann mit seiner Frau in einen Konflikt gerät, weil er sie als zu geizig beurteilt, während sie ihn für seine übermäßige Freizügigkeit und Interesse, Freunde einzuladen und mit ihnen zu feiern, kritisiert. Als ihm schließlich der sprichwörtliche Kragen platzt, begibt er sich auf die Suche nach einem Ehepaar irgendwo in der Welt, das tatsächlich glücklich miteinander lebt. Wenn er nicht erfolgreich sein würde, hat er nicht vor, zu seiner Frau zurückzukehren.
Obwohl er zweimal glaubt, bei dieser Suche erfolgreich geworden zu sein, stellt sich jedes Mal heraus, dass diese vermeintlich glückliche Ehe durch die Strategie erkauft worden ist, dass der Mann mittels einer Illusion der Welt vorgaukelt, vollkommen zufrieden zu sein. Unterdrückung, psychische Misshandlung, Impotenz, Bestrafung und klägliche Hilflosigkeit machen sich sofort bemerkbar, als der Protagonist auf die wahren Verhältnisse aufmerksam gemacht wird. Am Ende wird ihm sogar deutlich vor Augen geführt, dass seine eigenen Probleme kaum wert sind, erwähnt zu werden im Vergleich zu denen, unter denen die vermeintlich glücklichen Ehemänner zu leiden haben. Sobald er diese Erkenntnis erworben hat, kehrt er sofort zu seiner Ehefrau zurück und akzeptiert von da an ihre persönliche Schwäche, während er nachgibt und seine Feierfreude zum Teil zurücknimmt. Sie besitzt, wie der Suchende lernen muss, Ehre und öffentliches Ansehen, und ihre Sparsamkeit sei im Grunde kaum ein Charakterfehler im Vergleich zu den Schwächen anderer Frauen. Im Laufe der Zeit erweist sich, dass sich die Spannungen zwischen ihnen aufzulösen beginnen, weil sich die Gegensätze abmildern und sich so am Ende doch eheliche Freude einstellt. Es geht also grundsätzlich um die Suche nach individuellem und sozialem Glück, das eigentlich viel näher liegt, als der Protagonist meint, denn auch wenn er selbst am Ende nicht vollkommen mit der Sparsamkeit seiner Frau zufrieden ist, weiß er sie doch nach seinen Erfahrungen in der Fremde viel mehr zu schätzen und kann so ein zufriedenes und freudenreiches Eheleben mit ihr führen.1