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2. Sprachliches Helfen

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Wir möchten nun das sprachliche Helfen weiter bestimmen. Dabei verstehen wir die Rolle von Sprache als Mittel des Helfens. Sprache kann auch als Objekt des Helfens gedacht werden (z.B. bei der Sprachproduktion als Unterstützen, Kokonstruktion oder Abnehmen von Formulierungen, aber auch beim Erstellenhelfen bestimmter spezifischer Textsorten wie Behördenbriefe oder beim Scaffolding etwa beim Erzählen). Wir fokussieren hier zunächst auf die Betrachtung von Sprache als Mittel des Helfens, Situationen, in denen Sprache (auch) Objekt des Helfens ist, müssen Gegenstand einer eigenen Untersuchung sein, die hier den Rahmen sprengen würde.

Als zentral für das Helfen haben wir bisher die folgenden Elemente bestimmt: Ein Einvernehmen über das zu erzielende Ergebnis und damit über die zu erreichende Veränderung als Voraussetzung, um Helfen in Gang zu setzen; eine Befähigung der Helfenden die Hilfesuchenden bei der Erreichung des Ergebnisses zu begleiten; die Übernahme von (Teil-)Handlungen durch eine helfende Person, welche die Hilfeempfangenden (momentan) nicht selbst (in derselben Geschwindigkeit/ Qualität etc.) ausführen können. Grundlegend für unsere Betrachtung des Helfens ist, dass dieses darauf abzielt, in verschiedener Weise Veränderung zu induzieren. In welcher Hinsicht das Abnehmen von welchen (Teil-)Handlungen vereinbart wird, deutet in die Richtung der angestrebten Veränderung. Wir wollen nun weiter explorieren, welche kommunikativen und mentalen Aufgaben grundlegende Strukturmerkmale des Helfens darstellen. Diese werden wir zunächst theoretisch erörtern und in der Folge anhand von Beispielen aus helfenden Interaktionen in verschiedenen institutionellen Kontexten elaborieren.

Wie unsere Analysen zeigen, ist die Handlungsstruktur des Helfens in verschiedenen Handlungskonstellationen grundlegend dieselbe, sie ist aber, je nach Einbettung des Helfens, innerhalb von Kontinuen stärker oder schwächer ausgeprägt und zeigt sich entsprechend auch in ihrer sprachlichen Realisierung unterschiedlich (vgl. Pick 2017a). Wir gehen davon aus, dass das Helfen als ein Teil von verschiedenen Handlungskomplexen auftritt, in denen jeweils unterschiedliche übergeordnete Zwecke verfolgt werden. Helfen wird zudem gemeinsam von allen Beteiligten prozedural und interaktional vollzogen (s. auch Schmitt 2012), da auch die Hilfeempfangenden interaktional beteiligt sind, u.a. indem sie Hilfebedürftigkeit anzeigen, sich helfen lassen oder Ziele klären.

Wie beschrieben gehen wir davon aus, dass das sprachliche Helfen als ein Abnehmen von (Teil-)Handlungen zu bestimmen ist. Diese Handlungen beziehen sich beim sprachlichen Helfen nicht auf praktisches Handeln, sondern auf eine mentale Vorstrukturierung des Handelns. Zur weiteren Bestimmung des sprachlichen Helfens greifen wir zunächst auf Ergebnisse zum Beraten zurück. Beratendes Helfen eignet sich als Ausgangspunkt für unsere Überlegungen vor allem deshalb, weil zu diesem Handlungstyp eine Reihe linguistischer Ergebnisse vorliegen (Überblick bei Pick 2017c) und weil das Beraten einer der zentralen Handlungstypen sprachlichen Helfens ist (Kallmeyer 2000: 236). Da sich diejenigen Merkmale des Beratens, die sich auf das Helfen beziehen lassen, auch in nicht-beratenden Formen sprachlichen Helfens wiederfinden, entwickeln wir den Begriff sprachlichen Helfens zunächst anhand des Beratens.

Pragmatik der Veränderung

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