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Landleben ohne Bauern: die enclosures

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Im englischen Königreich, also am anderen Ende des Kontinents, führte eine in ihren Folgen nicht minder radikale Entwicklung, die durch die enclosures, die Aneignung des Gemeindelands durch die Herren, verursacht wurde, zu einem ländlichen Raum ohne Gemeinschaftsbildung und ohne Bauernschaft, zu Landschaften ohne Anbauflächen, die lediglich als Weideland oder dem Zeitvertreib der Herren dienten. Die Vertreibung der Landwirte, die zum Wachstum der englischen Städte führte, hinterließ nur wenige Spuren im Gedächtnis der Handelnden. Eine von ihnen ist eine tragische Passage in der Utopia von Thomas More, der ein hellsichtiger Zeuge der ersten Etappen dieses Prozesses war:

„So oder so wandern die Unglücklichen aus, Männer, Weiber, Kinder, Ehemänner und Gattinnen, Waisen, Wittwen, Mütter mit kleinen Kindern, mit einer zahlreichen dürftigen Familie, da der Ackerbau vieler Hände bedarf – sie wandern aus, sage ich, aus ihren altgewohnten Heimstätten, und finden kein schützendes Obdach; ihren ganzen Hausrath, für den ohnehin nicht viel zu erzielen ist, müssen sie, da sie ausgetrieben werden, für ein Spottgeld hergeben, und wenn sie dann diesen Erlös binnen Kurzem bei ihrem Herumschweifen aufgebraucht haben, was bleibt ihnen schließlich übrig, als zu stehlen und danach von Rechtswegen gehängt zu werden, oder als Bettler sich herumzutreiben? Dann werden sie als Landstreicher in’s Gefängniß geworfen wegen müssigen Herumtreibens, während sie doch Niemand in Arbeit nehmen will, obwohl sie sich höchst begierig anbieten. Denn wo nicht gesäet wird, da ist es mit dem Ackerbau nichts, den sie doch allein erlernt haben.“5

Selbst die Natur, die als den Menschen vorgegeben und ihrer Zeit gegenüber indifferent gilt, kennt nichts Unveränderliches, weder hinsichtlich der Landschaftsformationen noch in Bezug auf die Konsistenz der Ökosysteme. Sowohl die geschriebenen Quellen als auch paläoökologische Untersuchungen zur frühen Umwelt liefern für mehr als ein Jahrtausend eine Abfolge von Wellen, in denen die bestehende Fruchtfolge durch die Einführung neuer Sorten ergänzt wurde, etwa von Getreidesorten wie Roggen, Buchweizen, Mais, Grünfutter wie Klee, Esparsetten, Luzernen, Textil- und Farbstoffpflanzen wie Hanf, Leinen, Pastel (Deutsche Indigo) und Krapp (Färberröte). Diese Entwicklungen verweisen auf die Innovationsfähigkeit einer Subsistenzlandwirtschaft auch in Zeiten des Mangels, wie es das 16. und 17. Jahrhundert waren. Zwar bezeugen Kräuterbücher und landwirtschaftliche Lehrbücher das Interesse für neue Sorten, doch hat sich in den Vorstellungen vom Landleben nichts von der Erinnerung an die Umwälzungen erhalten, deren Ausmaße die Forschungen des italienischen Historikers Mauro Ambrosoli belegen. Das betrifft die Verbreitung der Futterpflanzen auf dem ganzen Kontinent zur Zeit der Renaissance ebenso wie die der Bäume, die von den lokalen Behörden entlang der öffentlichen Straßen in der kurzen Periode des napoleonischen Kaiserreichs gepflanzt wurden.

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