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Ereignismeldung UdSSR Nr. 170
ОглавлениеI. Standorte und Nachrichtenverbindungen:
Die mit Ereignismeldung Nr. 168 vom 13. Februar 1942 gemeldeten Standorte und Nachrichtenverbindungen sind unverändert geblieben.
II. Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:
Einsatzgruppe A meldet:
Über die Entwicklung der Lage in Leningrad ergibt sich auf den verschiedenen Lebensgebieten für die Zeit von Mitte Dezember bis Anfang Februar folgendes Bild1:
1.) Bevölkerung und Stimmung: Die Sowjets begannen im Dezember 1941 grössere Transporte von Zivilisten über den zugefrorenen Ladoga-See durchzuführen.2 Die Transporte geschahen teils mit Lkw, teils mit Schlitten. Die Lkw nahmen je 18 Personen auf. In den Fahrzeugen konnten 20 kg Gepäck je Person mitgenommen werden. Anrecht auf Plätze in den Fahrzeugen hatten nur Familien mit Kindern unter 11 Jahren. Wegen Benzinmangel und durch die ständigen Beschießungen der Verbindungswege über den Ladoga-See durch die deutsche Artillerie wurde diese Evakuierungsaktion bald stark eingeschränkt. Fortlaufend werden jedoch vom Flugplatz Rshewka aus mit Flugzeugen die Transporte hauptsächlich von Juden, Spezialarbeitern und hohen Funktionären des Sowjetregimes durchgeführt. Zu diesem Zweck standen Ende Dezember täglich etwa 15 Transportmaschinen mit einem Fassungsvermögen von je 30 Personen zur Verfügung, die dreimal am Tage eine Flugstrecke von 150 km in Richtung Wologda zurücklegten. Diese Evakuierungen verfolgen zunächst propagandistische Zwecke. Von tatsächlicher Bedeutung sind sie nur für die Familien höherer ziviler und militärischer Funktionäre bezw. für Juden. Auch eine von den Sowjets erhoffte Entlastung der Ernährungslage ist nicht zu erwarten, da die Zahl der Evakuierten bei einer Gesamtbevölkerung von über 4 Millionen überhaupt nicht ins Gewicht fällt. Angeblich soll über die Hälfte der vor dem Krieg in Leningrad ansässigen Juden evakuiert sein. In Leningrad befinden sich heute noch ca. 150.000 Juden. Fast sämtliche Lebensmittelvertriebsstellen sowohl für die Zivilbevölkerung als auch für die Armee sind in Händen von Juden. Dementsprechend fallen die Juden im Straßenbild durch ihre bessere Kleidung und besseres Aussehen sofort auf. Die Beschießung Leningrads durch die deutsche Artillerie vermag heute das Leben der Zivilbevölkerung kaum mehr wesentlich zu beeinflussen, so sehr hat sie sich bereits daran gewöhnt. Der Verkehr auf der Strasse nimmt seinen Fortgang trotz der Warnung der Einwohner durch die Lautsprecher der unter Beschuss liegenden Stadtteile (Seit Mitte Januar sind auch die öffentlichen Lautsprecheranlagen ausser Betrieb). Auch die an den Lebensmittelgeschäften anstehenden Personen lassen sich nicht durch starken Beschuss von ihren Plätzen vertreiben. Die öffentlichen Schutzräume werden kaum noch benutzt. Wegen Mangel an Kohlen, zum Teil auch wegen Zerstörung sind die E-Werke stillgelegt. Damit ist auch die Leningrader Industrie bis auf eine geringe Anzahl von Betrieben der Ernährungs- und Rüstungsindustrie, die noch mit einzelnen Abteilungen arbeiten, praktisch stillgelegt. Da man von seiten der entlassenen Arbeiterschaft Unruhe befürchtete, wurden die Arbeiter trotz Stillegung der Betriebe z.T. weiter besoldet, z.T. bei verschiedenen Notstandsarbeiten, Schneeschippen usw. beschäftigt.
Schon im Dezember wiesen große Teile der Zivilbevölkerung Leningrads Hungerschwellungen auf. Es passierte immer wieder, daß Personen auf den Strassen zusammenbrachen und tot liegen blieben. Im Laufe des Januar begann nun unter der Zivilbevölkerung ein regelrechtes Massensterben. Namentlich in den Abendstunden werden die Leichen auf Handschlitten aus den Häusern nach den Kirchhöfen gefahren, wo sie, wegen der Unmöglichkeit, den hartgefrorenen Boden aufzugraben, einfach in den Schnee geworfen werden. In der letzten Zeit sparen sich die Angehörigen meist die Mühe des Weges bis zum Friedhof und laden die Leichen schon unterwegs am Strassenrand ab. Ein Überläufer machte sich Ende Januar die Mühe, in einer verkehrsreichen Strasse in Leningrad am Nachmittag die vorübergeführten Handschlitten mit Leichen zu zählen und kam im Verlauf einer Stunde auf die Zahl von 100. Vielfach werden Leichen auch schon in Höfen oder auf umfriedeten freien Plätzen gestapelt. Ein im Hof eines zerstörten Wohnblocks angelegter Leichenstapel war etwa 2 m hoch und 20 m lang. Vielfach werden die Leichen aber gar nicht erst aus den Wohnungen abtransportiert, sondern bloß in ungeheizte Räume gestellt. In den Luftschutzräumen findet man häufig Tote, für deren Abtransport nichts geschieht. Auch beispielsweise im Alexanderowskaja-Krankenhaus sind in ungeheizten Räumen, Gängen und im Hofe 1200 Leichen abgestellt. Schon Anfang Januar wurde die Zahl der täglichen Todesopfer des Hungers und der Kälte mit 2–3000 angegeben. Ende Januar ging in Leningrad das Gerücht, daß täglich bereits an die 15.000 Menschen sterben und im Laufe der letzten 3 Monate bereits 200.000 Personen Hungers gestorben seien. Auch diese Zahl ist im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung nicht allzu hoch. Es ist aber zu berücksichtigen, daß sich die Todesopfer mit jeder Woche ungeheuer steigern werden, wenn die jetzigen Verhältnisse – Hunger und Kälte – bestehen bleiben. Die eingesparten Lebensmittelrationen auf die einzelnen verteilt sind jedoch ohne Bedeutung. In besonderem Maße sollen Kinder Opfer des Hungers werden, namentlich Kleinkinder, für die es keine Nahrung gibt. In der letzten Zeit soll zudem noch eine Pockenepidemie ausgebrochen sein, die außerdem noch unter den Kindern zahlreiche Opfer fordert.
Über das Schicksal der in Leningrad sesshaften Volksdeutschen ist nur bekannt, daß in der kleinen deutschen Kolonie Petrewskaja Slawianka zahlreiche Volksdeutsche in strengster Isolierung leben. Sie dürfen das Gebiet der Siedlung nicht verlassen, und jeder Verkehr wird ihnen streng verboten. Unter dem Druck der immer unerträglicher werdenden Lage ist der Judenhass merkbar gewachsen. Es liegen Meldungen vor, daß es verschiedentlich zu Ausschreitungen gekommen ist. So wurden im Laufe des Dezembers mehrere Jüdinnen, die beim Lebensmitteleinkauf bevorzugt abgefertigt worden waren, von der vergeblich anstehenden Menschenmenge erschlagen. Auch Juden, bei denen Lebensmittellager gefunden wurden, sind von ihren Hausgenossen erschlagen worden. Die Miliz vermag gegen die Hassausbrüche nichts zu unternehmen, zumal die Bevölkerung sich in den meisten Fällen auf die Seite der Angreifer stellt. Mit Schadenfreude werden die Juden auf ihr Schicksal im Falle des deutschen Einmarsches hingewiesen. Unter der Arbeiterschaft verschiedener Werke, die wegen Stillegung des Betriebes mit Notstandsarbeiten beschäftigt waren, ist es zu Streikbewegungen gekommen, die z.T. auch auf die Arbeiterschaft von Rüstungsbetrieben übergriffen. Der Grund war meist die schlechte Verpflegung sowie die daraus sich ergebende Entkräftung. Durch die Heraufsetzung der Brotration Anfang Januar (s.u. Ziff. 2) hat sich die Stimmung in Leningrad nicht gebessert, da sich an der Ernährungslage durch den Wegfall einer Reihe bis jetzt noch erhältlicher Nahrungsmittel praktisch nichts geändert hat.
Die sowjetische Propaganda bemüht sich, die Stimmung durch Berichte von den Erfolgen der Sowjettruppen und Schwierigkeiten der Deutschen durch den für sie ungewohnten strengen Winter zu heben. Es erweist sich jedoch, daß das Vertrauen der Bevölkerung in die Sowjetpropaganda so weit erschüttert ist, daß auch den wirklichen Erfolgsmeldungen nicht recht geglaubt wird. Besonders die Schilderungen der Versorgungsschwierigkeiten unter den Deutschen stoßen auf höhnische Ablehnung. Die eigenen Soldaten verhungerten ja und hätten nichts Warmes anzuziehen. An den entscheidenden Umschwung, den der Sowjetpropaganda zufolge der Winter in der Kriegslage bringen sollte, glaubt niemand mehr. Hinsichtlich des künftigen Schicksals der Stadt herrscht eine passive Resignation. Obwohl die Propaganda sich sehr bemüht, die Hoffnung auf Entsatz immer wieder neu anzufachen, herrscht doch die allgemeine Überzeugung, daß die Sowjetmacht nicht mehr stark genug sei, das Schicksal der Stadt zu wenden. Im Gegenteil, es greift vielfach eine Art Erbitterung gegen die Deutschen um sich, daß diese nicht endlich in Leningrad einmarschieren. An die Eroberung Petersburgs durch die Deutschen knüpfen sich nicht mehr die gleichen Erwartungen wie im Herbst. Man ist sich klar darüber, daß es auch weiterhin Verpflegungsschwierigkeiten geben wird, erhofft aber doch eine Wendung zum Besseren.
2.) Versorgungslage: Die Eröffnung der Eisstrasse über den Ladoga-See ermöglichte es den Sowjets, im beschränkten Maßstab eine Ergänzung der zur Neige gehenden lebenswichtigen Vorräte vorzunehmen. So ist allem Anschein nach Benzin und Mehl auf diesem Wege in die Stadt geschafft worden, denn seit Ende Dezember herrscht in Leningrad und an der Leningrader Front zwar noch außerordentlicher Benzinmangel, jedoch sieht man wieder Kraftfahrzeuge fahren, was am Anfang Dezember kaum noch der Fall war. Vom 21. November bis 25. Dezember betrugen die Lebensmittelnormen für die Zivilbevölkerung:
Arbeiter | Angest. u. Fam. Angeh. | |
Brot | 250 gr | 125 gr pro Tag |
Fleisch | 300 gr | 150 gr für 10 Tage |
Grütze | 300 gr | 150 gr für 10 Tage |
Öl | 350 gr | 100 gr für 10 Tage |
Zucker u. Süßwaren | 500 gr | 150 gr für 10 Tage |
Butter ist seit der 2. Dezemberdekade überhaupt nicht mehr zu haben, doch erhalten Säuglinge bis zu 9 Monaten täglich 200 gr Milch. Am 25. Dezember erfolgte eine Erhöhung der Brotration auf 350 gr für Arbeiter und 200 gr für Familienangehörige und Kinder. Die geringen Bestände an sonstigen Lebensmitteln reichen aber für eine gleichmäßige Versorgung der Gesamtbevölkerung nicht mehr aus. So werden zwar an Kinder theoretisch 400 gr Grütze, 100 gr Zucker und einmal 100 gr Schokolade in der Dekade ausgegeben, doch lassen sich diese Zuteilungen praktisch bereits nicht mehr im vollen Umfange durchführen. Ölkuchen oder ein sehr gestrecktes Roggenmehl treten an die Stelle der Grütze. Ende Dezember geriet das Verteilungswesen der Stadt erneut in Unordnung; die um diese Zeit fälligen Rationen waren vielfach erst nach einer Woche oder nach 10 Tagen praktisch erhältlich. Die Lebensmittelversorgung im Januar ist dadurch gekennzeichnet, daß die Bevölkerung mit ihren nunmehr wieder regelmäßiger ausgegebenen Brotrationen auszukommen hat. Im Gegensatz zu früher hat sich das Anfang Dezember eingeführte Stammkundensystem durchgesetzt. Wenn es den Sowjets nicht gelingt, während der Wintermonate mit der Möglichkeit eines Transportes über den Ladoga-See eine gewisse Vorratswirtschaft für die Stadt zu betreiben, wird sich die Ernährungslage im Frühjahr katastrophal verschlechtern.
Einen besonderen Umfang hat der Tauschhandel angenommen. Auf dem Wege des Schwarzhandels sind Lebensmittel ferner noch zu phantastischen Preisen gegen bares Gold erhältlich. 100 gr Brot kosteten Ende Dezember 60,– bis 70,– Rbl., eine Katze 100,– bis 250,– Rbl.; Hunde sind kaum mehr zu sehen und werden mit 3000,– Rbl. und darüber bezahlt. Auf dem Wege von Durchstechereien und Veruntreuungen gelangt immer wieder etwas Brot aus den Versorgungsstellen in den illegalen Tauschhandel und wird von den Wohlhabenderen gegen Hergabe von Wertsachen und warmen Bekleidungsstücken eingetauscht. Für einen Wintermantel oder einen guten Anzug kann man 1 kg Brot erhalten, für ein gutes Hemd, eine gute Hose oder eine Uhr 200 gr Brot. Ferner wird Brot gegen Spiritus oder Schnaps, Kerzen und Petroleum getauscht. Im übrigen sind geringe Quanten von Hafermehl, Ölkuchen, Eau de Cologne (anstelle von Wodka), Zigaretten und Streichhölzer sowie Brennholz und Wein in kleinen Flaschen die wichtigsten Umsatzgüter dieses Tauschhandels. Eine Art Naturalwährung: 100 gr Brot = eine 25-Stck.-Packung Zigaretten hat sich herausgebildet. Auf Grund dieser Währung werden meist die Preise berechnet, da Geld nur ungern angenommen wird.
Die Stromversorgung in der Stadt ist seit dem 1.1.1942 stillgelegt. Nur einzelne wenige Rüstungs- und Ernährungsbetriebe können mit Strom in begrenztem Umfange versorgt werden. Schon vom 8.12.1941 ab wurden selbst in gut versorgten Betrieben täglich nur 1–2 Stunden Strom abgegeben. Die Behörden gingen auf Ölbeleuchtung über. Ab Ende Dezember stellte die Strassenbahn ihren Verkehr auch auf den letzten Linien ein. Noch nicht völlig unterbunden war die Wasserversorgung, obwohl in manchen Bezirken die Zivilbevölkerung dazu übergehen mußte, das Wasser durch Schmelzen von Schnee zu gewinnen. Im allgemeinen arbeitete noch die Wasserleitung, doch reichte der Druck nur zur Versorgung des ersten Stockwerkes aus. Seit dem 1. Januar jedoch erhalten die städtischen Pumpwerke keinen Strom mehr und stellten damit ihre Tätigkeit ein. Die Bevölkerung ist gezwungen, sich das Wasser aus der Newa zu holen oder sich Schnee zu schmelzen. Kohlenbestände sind in Leningrad nicht mehr vorhanden. Zum Heizen wird Holz aus dem Abbruch zerstörter Häuser verwertet. Das Sammeln von Holzmaterial in den Trümmern zerschossener Gebäude war zeitweise ebenso verboten wie das Abtragen von Zäunen u. dergl. und den städtischen Organen vorbehalten. Nachdem es sich erwies, daß dies praktisch nicht durchzusetzen war, behielten sich die Milizorgane nur eine ordnende Kontrolle der Abtragung von Ruinen vor. Petroleum ist nicht mehr vorhanden bezw. nur noch in ganz kleinen Mengen im Schwarzhandel erhältlich. Dafür wurde im Januar etwa Leuchtöl ausgegeben und auch auf dem Markt mit 50,– Rbl. der Liter gehandelt. Praktisch herrscht nach Einbruch der Dämmerung Dunkelheit in den kaum geheizten Wohnungen. Für die wichtigsten Verrichtungen dient eine Kienspanbeleuchtung. Die Versorgungslage der Stadt ist seit Anfang Januar 1942 in ein Katastrophalstadium getreten. Das Überdauern ist eine Frage der kräftigeren Konstitutionen. Fälle von Kannibalismus wurden bekannt.
3.) Verteidigungsvorbereitungen und Lage in der Armee: Auch im Januar wurde am Ausbau der Stellungen um Leningrad gearbeitet. An verschiedenen Stellen des Südrands der Stadt wurden neue Gräben ausgehoben, z.T. unter Einsatz großer Arbeitergruppen. Auch die Anlage neuer größerer Minenfelder wurde bekannt. Verwandt werden vorwiegend Minen im Format 30 mal 50 cm Grundfläche in Holzkästen. In den südlichen Stadtteilen wurde eine Reihe von fünfstöckigen Häusern zur Verteidigung eingerichtet; die Fensteröffnungen wurden zugemauert und mit Schießscharten versehen. Die so geschaffenen Festungen sollen z.T. mit Pak und 76-mm-Geschützen bestückt sein. An den wesentlichsten Brücken und Eisenbahnüberführungen sind Sprengladungen angebracht. In einer Reihe von Fällen wurden von Überläufern die Vorbereitungsarbeiten beobachtet. Die zentrale Leitung aller dieser Arbeiten liegt bei der Hauptverwaltung des Leningrader Elektrizitätsnetzes, der sogen. Lenenergo.
Die Verpflegungssätze für die im Leningrader Frontgebiet in den vorderen Linien abgesetzten Truppen haben eine Erhöhung gefunden. Statt bisher 500 gr Brot werden jetzt 600 gr ausgegeben. Einzelne Truppenteile, wie Schneeschuhbataillone und die sogen. Bondarew-Division, die sich im Kampf ausgezeichnet hatte und jetzt im Oranienbaumer Kessel angesetzt ist, erhalten darüber hinaus Sonderzuwendungen, namentlich an Schnaps und Zigaretten. Der offizielle Verpflegungssatz für die vorderen Truppenteile ist seit dem 21.1.1942: Brot 600 gr täglich, Grütze 220 gr täglich, Butter 43 gr täglich, Zucker 35 gr täglich, Fleisch 125 gr täglich, Zigaretten 50 Stück für 3 Tage. Diese Sätze werden aber durchaus nicht immer eingehalten; namentlich die Fleisch- und Fettrationen fallen meist ganz aus. Als Fleisch wird nur Pferdefleisch oder gesalzener Fisch ausgegeben. Die weiter rückwärts stationierten Truppenteile leiden Hunger. Hungerschwellungen sind an der Tagesordnung. In einem Eisenbahnbataillon an der finnischen Front starben im Laufe von 3 Wochen 8 Mann an Hunger. 50 % des Btl. war wegen allgemeiner Entkräftung vom Dienst befreit. Trotz der Verbesserung der Verpflegungslage für die vorderen Truppenteile und der verstärkten Propaganda, die von großen Erfolgen und einer bald zu erwartenden Entlastung spricht, ist die Stimmung in der Truppe nach wie vor ausgesprochen schlecht.
Grund zur Unzufriedenheit sind vielfach die katastrophalen Verhältnisse in Leningrad, wo die Familien vieler Rotarmisten verhungern. Es wird auch daher der Postverkehr mit den Angehörigen in L. völlig unterbunden. So erhalten z.B. die im Oranienbaumer Kessel angesetzten Soldaten Feldpostbriefe aus allen Teilen der Sowjetunion, nur nicht aus Leningrad. Ein weiterer Grund zur Unzufriedenheit ist die unregelmäßige und vielfach unvollständige Zustellung der Verpflegung, vor allem aber die ungeheueren Verluste bei sinnlosen und meist schlecht geführten Angriffen, bei jenen Politruks und Offiziere meist völlig fehlen. Die Politruks und Offiziere haben es daher auch schwer, Ordnung und Disziplin aufrecht zu erhalten. Es kommt in einem fort zu Widersätzlichkeiten und lange nicht in allen Fällen kann durchgegriffen werden. Trotzdem werden täglich auf einem Leningrader Friedhof etwa 20 Meuterer von einem Exekutionskommando erschossen. Nach der Schätzung eines im allgemeinen zuverlässigen Gewährsmannes sind heute noch 20–25 % der Mannschaften bereit, für ihre „sozialistische Heimat“ zu kämpfen und schenken der sowjetischen Propaganda Glauben, namentlich hinsichtlich der in letzter Zeit besonders drastisch dargestellten Grausamkeiten, die der Gefangene auf deutscher Seite zu gewärtigen habe. Während früher immer zwischen überzeugten Nazis und anderen Deutschen, die Gegner des Hitlerismus seien, unterschieden wurde, lautet die Parole heute, alle Deutschen wären „barbarische Faschisten“ und müssten vernichtet werden. Schon vor Weihnachten wurde den Offizieren und Politruks ein von Mechlis unterschriebener Geheimbefehl bekanntgegeben, nach dem wegen der unmenschlichen Behandlung russischer Kriegsgefangener durch die Deutschen in Zukunft keine deutschen Gefangenen mehr gemacht werden sollten. Der Befehl durfte den Mannschaften nicht bekanntgemacht werden, doch sollte in der Truppe der Hass gegen die Deutschen derart geschürt werden, daß sie von sich aus jeden Deutschen niedermachen. Ein übergelaufener sowjetrussischer Abwehroffizier äußerte, er könne jedem Deutschen, der sich der Gefangenschaft nicht mehr entziehen könne, nur raten, selbst Hand an sich zu legen. Demgegenüber wird jedoch bekannt, daß gerade im Leningrader Gebiet in Einzelfällen Kriegsgefangene eine einigermaßen anständige Behandlung erfahren haben, wohl weil sie einen gewissen Seltenheitswert darstellen. Es soll angeblich zwischen überzeugten „Hitleristen“ – d.h. solchen, die bis zum letzten Augenblick Widerstand leisten – und solchen, die sich gefangen geben, unterschieden werden. Die für Kriegsgefangene festgesetzte tägliche Brotration beträgt 100 gr.
Es besteht ein Geheimbefehl, nach dem Deutschstämmige nicht an der Front einzusetzen seien, ebenso keine Männer, deren Familien sich im besetzten Gebiet befinden. Um die häufiger werdenden Fälle von Desertion zu bekämpfen, ist ein Befehl erlassen worden, nach dem Offiziere von Truppenteilen, bei denen es Überläufer gibt, erschossen werden. Ferner werden alle Posten in den vorderen Linien doppelt besetzt und immer so, daß die beiden Männer einander nicht kennen. Da das Überlaufen auf diese Weise stark erschwert ist, sollen viele Soldaten auf einen baldigen deutschen Angriff hoffen, um sich dann ergeben zu können. Unter den Offizieren soll der Prozentsatz derer, die bereit sind, überzulaufen, wesentlich geringer sein und etwa 20–25 % betragen. In der Truppe soll allgemein damit gerechnet werden, daß, wenn es im Winter nicht gelingen sollte, die besetzten Gebiete vom Feinde zu säubern, im Frühjahr, spätestens im Sommer der endgültige Zusammenbruch der Roten Armee erfolgen müsse. Seitens des Nachrichtendienstes der Leningrader Front sind auch in letzter Zeit wieder Agenten eingesetzt worden, wobei weniger Frauen, dagegen hauptsächlich Jugendliche unter 16 Jahren bezw. über 60 Jahre alte Männer verwandt wurden. Die Agenten hatten vielfach den Auftrag, in den besetzten Gebieten Ausweispapiere mit deutschen Dienststempeln zu entwenden bezw. Personen der örtlichen Bevölkerung mit systematischem Dokumentendiebstahl zu beauftragen. Ferner hat eine Reihe von Agenten den Auftrag erhalten, im Falle eines Rückzuges der deutschen Truppen mit diesen mitzuziehen und in jedem Ort Meldungen über ihre Feststellungen über Richtung des Rückzuges usw. am letzten Dorfbrunnen zu vergraben bezw. an anderen ausdrücklich vereinbarten Orten (In Luga beispielsweise an einem genau bezeichneten Ort am Bahnhof). Im allgemeinen sollen die Ergebnisse des sowjetrussischen Nachrichtendienstes, nach dem Zeugnis eines sowjetrussischen Abwehroffiziers, in der letzten Zeit sehr mager geworden sein. Beispielsweise ist man sich über die Stärke der gegenüberliegenden deutschen Truppenteile völlig im unklaren, ebenso über die Standorte höherer deutscher Stäbe. So wird der Sitz des AOK in Krasnoje-Selo und des Heeresgruppenkommandos in Luga vermutet.
Die Nachschubstrasse über den Ladoga-See ist immer noch stark befahren. Von Pionieren werden die beiden Fahrbahnen vom Schnee freigehalten und die durch Artilleriebeschuß und Bombentreffer verursachten Schäden in der Eisdecke durch Bohlendielen überbrückt. Ein Lkw legt die Fahrt vom Dorf Nowaja Ladoga bis zum Westufer des Ladoga-Sees (48 km) in etwa 130 Minuten zurück. Ein Agent, der von Taschkent aus nach Leningrad in Marsch gesetzt worden war, um hier angesetzt zu werden, zählte bei seiner Fahrt über den Ladoga-See etwa 100 Lkw, die ihm begegneten. Vom Westufer des Ladoga-Sees führt eine Strasse etwa noch 4 km bis zum Bahnhof Irinowka, von wo aus unregelmäßig Güterzüge nach Leningrad verkehren. Die Transporte nach Leningrad enthalten meist Mehl, Munition und Treibstoff und nehmen auf der Rückfahrt Flüchtlinge auf. Zusammengefaßt ist zu sagen, daß die Lage in Leningrad nach unseren Begriffen bereits jetzt schon katastrophal ist und sich – wie die Entwicklung in den letzten Monaten klar gezeigt hat – stets statt ansteigend von Woche zu Woche verschlechtern wird. Es ist jedoch nicht zu erwarten, daß von offizieller sowjetrussischer Seite hieraus irgendwelche Konsequenzen gezogen werden. Wenn auch mit einzelnen Auflehnungen, so ist doch nicht mit einem organisierten Aufstand, der irgendeine Änderung bringen könnte, zu rechnen. Die Stadt ist fest in der Hand der Sowjets.
Einzelmeldungen aus dem Bereich der Einsatzgruppe A: 1.) Von der Wehrmacht ist an das Generalkommissariat in Reval die Forderung gestellt worden, aus Ingermanland 10.000 Finnen, die später nach Finnland umgesiedelt werden sollen, in Estland aufzunehmen. Das Generalkommissariat hat dagegen Einspruch erhoben, weil es sich bei diesen Umsiedlern vorwiegend um Kinder und Greise handelt, die zwischenzeitlich als Arbeitskräfte nicht eingesetzt werden können, und weil die augenblickliche Ernährungslage Estlands eine Aufnahme verbietet. 2.) In Anbetracht der gegenwärtigen Seuchenverbreitung und der während und nach der Schneeschmelze bestehenden Gefahr des Auftretens neuer Epidemien sind die Kreis- und Stadtärzte des Generalkommissariats Estland angewiesen worden, sofort mit der Sanierung ihrer Bezirke zu beginnen. 3.) Eine in Dorpat in 32 Unternehmungen durchgeführte Razzia zur Bekämpfung des Schleichhandels hat zur Beschlagnahmung größerer Warenmengen geführt. Es wurden sichergestellt: 1250 kg Fleisch, 2 Ferkel, 60 kg Butter, 10 l selbstgebrannter Schnaps, 25 kg Seife, 60 Pakete Zigaretten und 200 Pakete Farben. 4.) In unmittelbarer Nähe von Luga wurde ein Partisanenlager vernichtet, in dem 9 Männer und 4 Frauen hausten. Durch die Wirkung einer Handgranate wurden mehrere Partisanen sofort getötet, während die übrigen nach kurzer Gegenwehr durch Gewehrbeschuß unschädlich gemacht werden konnten. 2 Partisanen entkamen verwundet und schlecht bekleidet in der Dunkelheit. Mit ihrem Tode ist jedoch zu rechnen. Durch Explosion der lagernden Handgranaten und Munition wurden sämtliche Waffen und Vorräte vernichtet. 2 Pferde mit Lastschlitten wurden sichergestellt. 5.) Im Dorf Usatischtsche bei Pleskau wurden bei Aufspürung eines Partisanentrupps 1 Feldwebel und 6 Mann der Wehrmacht getötet, 6 schwer verletzt. Das Haus, in dem sich die Partisanen aufhielten, wurde durch Handgranaten in Brand gesetzt; die Partisanen kamen dabei ums Leben. 6.) Im Bezirk Aglona-Lettgallen wurde eine Partisanenorganisation festgestellt. Der größte Teil der Dorfbewohner dieses Bezirks sind altgläubige Russen. Jedes Dorf bildete eine Kampforganisation (unter Führung eines Dorfältesten). Leiter der Gesamtorganisation war Leutnant der Roten Armee Alekseij Kulikow, der festgenommen wurde. Kukilow war vom Stab der Roten Armee nach Lettgallen entsandt worden. Seine Gehilfen waren Matrosen. Bisher wurden 94 Männer und 4 Frauen dieser Organisation verhaftet und 4 Personen auf der Flucht erschossen. Ein schweres MG, 2 IMG, 1 MP, 1 halbautomatisches Gewehr, 6 russische Gewehre und 3 Handgranaten wurden sichergestellt. 7.) In Rositten ist ein Aufruf in lettischer Sprache gefunden worden, der die Bewohner zum Fernbleiben vom Freiwilligendienst auffordert. Ferner wurde in Rositten ein Angestellter des Kreischefs festgenommen, der bei Werbeaktion für RAD antideutsche Propaganda betrieb. 8.) Festnahme eines Kapitäns und eines Sergeanten der Roten Armee sowie einer Frau, die seit 3 Wochen Kurierdienste zwischen der Widerstandsbewegung in Minsk und einer Partisanengruppe westlich von Minsk geleistet haben. Ferner wurde ein russischer Major festgenommen, der als Arbeiter beim Luftgaukommando beschäftigt war und dem Verbindung zur russischen Widerstandsbewegung nachgewiesen wurde. 9.) In Minsk mußten ein Meister und ein Wachtmeister der Schutzpolizei verhaftet werden, die Postverbindungen zwischen Ghettojuden und ihren Angehörigen im Reich hergestellt haben. Angehörige des Generalkommandos und 2 Wehrmachtsangehörige sind beteiligt. Gold- und Silberwaren wurden beschlagnahmt. Bisher wurden 11 deutsche Juden, darunter der Leiter des Ältestenrates, festgenommen.
Einsatzgruppe D meldet:
l.) Allgemeine Lage3: Die Tatsache, daß die Roten ihr Ziel, die Krim zurückzuerobern, bisher nicht erreicht haben, sondern mit blutigen Verlusten abgewiesen wurden, hat die Stimmung der Bevölkerung im ganzen gesehen positiv beeinflußt. Eine Ausnahme bilden die Gebiete an den beiden Fronten im Osten und Westen. Besonders in Feodosia leben die Einwohner in ständiger Furcht, daß die Roten in Kürze zurückkommen. Mehrfach ist es einzelnen Russen gelungen, aus Kertsch durch die russischen sowie deutschen Linien ungehindert durchzukommen. Diese Rückkehrer verbreiten in der Stadt Gerüchte über die laufenden Truppenverstärkungen der Russen usw. Das Kommando in Feodosia konnte in den letzten Tagen 3 Frauen festnehmen, die von den Roten nach Kertsch für Schanzarbeiten mitgenommen waren, dort aber geflüchtet und zurückgekehrt sind, weil in Kertsch die Hungersnot sehr groß sein soll. Auch sie hatten über Massenaufmärsche der Roten Gerüchte verbreitet. Die Ernährungslage als wichtigster Stimmungsfaktor hat sich insgesamt nicht verschlechtert. Im Gegenteil haben regelmäßige Zuteilungen wenn auch geringer Getreide- oder Mehlmengen in den größeren Orten dazu beigetragen, das Vertrauen den Deutschen gegenüber zu festigen. Auch die Versorgungslage in den Gebieten der Südkrim hat sich durch die inzwischen erfolgte Wiederaufnahme des Fischfangs gebessert. Man sieht die Gefahr einer Hungersnot durch das Eingreifen deutscher Stellen behoben, zumal noch die Überwindung des Hungerjahres 1932 allein durch Fischfang in lebhafter Erinnerung ist. Von Aluschta und Jalta aus wird bereits ein Teil des Fischfangs für andere Gebiete verwandt. Die derzeitige leichte Aufbesserung der Ernährungslage darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß es sich um ein von der Hand- in den Mundleben handelt und die Schwierigkeiten für die Zukunft damit nicht behoben sind. An politischen Gerüchten geht z.Zt. in Karasubasar, wahrscheinlich angeregt durch die Tatarenaktion, das Gerücht, daß die Türken die Krim besetzen würden. In Aluschta wurde vielfach die Äußerung gehört, daß die Deutschen durch die Schaffung einer tatarischen Krim die Türkei für sich gewinnen könnten. In anderen Orten will man wissen, daß eine selbständige Krim unter deutscher Führung geplant sei.
2.) Sicherheitspolizeiliche Arbeit: Insbesondere wurden die nördlichen Teile der Krim sicherheitspolizeilich bearbeitet. 4 Teilkommandos sind dabei, die Gebiete Ort für Ort durchzukämmen. Es handelt sich meist um Dörfer mit 150–300 Einwohnern, die sich vorwiegend aus Russen und Ukrainern zusammensetzen. Neben der Erledigung der Exekutivaufgaben errichteten die Teilkommandos in den Ortschaften Meldeköpfe. Von Zeit zu Zeit werden die V-Männer abgefragt, die über alle Zugezogenen und sonstigen Ereignisse zu melden haben. Im ganzen kann gesagt werden, daß sich in den ländlichen Gebieten des nördlichen Teils verhältnismäßig wenig unzuverlässige Elemente aufhalten. Bedeutende Funktionäre usw. wurden bisher nicht festgestellt, sondern in erster Linie sich versteckt haltende Juden und vereinzelt Partisanen erfaßt. Bis Ende Februar wird die besetzte Krim einmal durchgekämmt sein, wobei einzelne wichtige Gebiete und besonders die Städte laufend überholt werden. Ermittlungen nach vereinzelten Juden, die sich bisher durch Verstecken oder falsche Personalangaben der Erschießung entzogen haben, wurden fortgesetzt. In Simferopol wurden vom 9.1.–15.2. über 300 Juden erfaßt und exekutiert. Die Zahl der Exekutierten ist damit in Simferopol auf nahezu 10.000 Juden gestiegen und etwa um 300 höher als die Zahl der registrierten Juden. Auch in den anderen Kommandobereichen wurden noch jeweils 100–200 Juden erledigt. Neben der Unschädlichmachung von kommunistischen Funktionären und NKWD-Agenten, von denen in den einzelnen Arbeitsräumen je über 100 erfaßt wurden, steht nach wie vor die Partisanenerkundung in den Räumen Bachtschissaraj, Jalta und Karasubasar im Vordergrund. Während die Überfälle auf die Straßen der Westkrim infolge des Geleitzugsystems und stärkerer Sicherungen etwas zurückgingen, erfolgten mehrere Angriffe auf Ortschaften. In der Nacht vom 7. und 8.2. wurde Kousch von 300 Partisanen angegriffen und 8 Häuser in Brand gesteckt. Die Partisanen wurden mit Hilfe einer Tatarenselbstschutzkompanie (TSKP) und einer Wehrmachtseinheit zurückgeschlagen. Am 9.2. überfielen 150 Partisanen, die nach Art der TSKP mit Armbinden versehen waren, das Dorf Stzlia, das ausgeplündert wurde. Bei Berichten an die Armee wurde wiederholt auf unbedingt notwendige stärkere Bekämpfung der Partisanen vor Beginn der wärmeren Jahreszeit hingewiesen. Z.Zt. werden mehrere Großeinsätze aufgrund der hiesigen Erkundungsergebnisse vorbereitet. Im Ostteil, insbesondere im Raum Karasubasar, wurden 4 Überfälle auf deutsche Lkw’s verübt, einer davon von 200 Partisanen, die z.T. Schneehemden trugen. Am 1.2. wurde das Dorf Kasanli besetzt. TSKP befreite das Dorf und erschoß 6 Partisanen und 2 Kommissare. Ein Versuch, Ortalan zu besetzen, wurde von den TSKP abgeschlagen. Ein für den 9.2. geplanter Überfall auf Tschokrak zur Befreiung von 40 dort untergebrachten Kriegsgefangenen wurde durch Erkundung des Kommandos verhindert. Am 3.2. gingen bei Karasubasar 6 Fallschirmspringer nieder. Aktion des Kommandos mit TSKP verhinderte das Mitnehmen abgeworfener Batterien und Sprengmittel durch die Fallschirmspringer, die sich zu Partisanen durchschlagen konnten. Beute, u.a. „Molotow-Coktail“, wurde sichergestellt. Auch für den Ostteil sind mehrere Aktionen, für die die Unterlagen der Wehrmacht zur Verfügung gestellt wurden, geplant. Im Nordteil der Krim wurde eine Partisanengruppe von sieben Mann gefaßt, die sich zur Ukraine durchschlagen wollte, um angeblich in Nikolajew besondere Aufträge zu empfangen. Vom 1.–15.2. wurden 1451 Personen exekutiert, davon 920 Juden, 468 Kommunisten, 45 Partisanen und 12 Plünderer, Saboteure, Asoziale. Gesamtzahl bisher 86.682.
Meldungen der Einsatzgruppen B und C liegen nicht vor.
III. Reich und besetzte Gebiete:
Der Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in den besetzten Gebieten Kärntens und Krains – Veldes meldet: Durch den starken Schneefall beschränkt sich zur Zeit die Bandenbekämpfung auf die Ermittlungstätigkeit der Sicherheitspolizei und den Einsatz von V-Leuten. Die Kräfte der Ordnungspolizei üben den Objektschutz aus und errichten Streifenschutz in den Tälern und bewohnten Ortschaften. Die Berge, in denen sich die Banditen aufhalten, sind nur für Skifahrer zu erreichen. Das Kommando der Schutzpolizei, das mit Skiern ausgerüstet ist, ist nicht in der Lage, die großen Gebiete so abzukämmen, wie es erforderlich wäre. Die Banden haben sich seit einigen Wochen in einzelne Gruppen aufgeteilt und halten sich, da sie selbst fast nicht über Skier verfügen, in Almhütten versteckt. Ihre Aufspürung und Liquidierung durch besonders zusammengesetzte und mit Skiern ausgerüstete Kommandos ist in die Wege geleitet. Außer dem Bandenführer Bernad wurde bei der gleichen Aktion (vgl. Ereignismeldung vom 11.2.42, Nr. 167, S. 12) auch der berüchtigte Bandenführer Alois Pecnik von der Sicherheitspolizei erschossen. Pecnik war längere Zeit in Rußland, war schon vor der Besetzung des Gebietes ein führender Kommunist und Bandit und war zuletzt Bandenführer und Führer bei zahlreichen Mord- und Terroraktionen. Mehrere Morde hat er selbst durchgeführt. Auf seinen Kopf waren RM 20.000, – ausgesetzt.
Der Kdr. d. Sipo u.d. SD in der Untersteiermark – Marburg meldet: Am 17.2.42 gegen 07.00 Uhr wurde bei Edlingen, Krs. Trifail, der Arbeiter Franz Prasnikar, geb. am 26.11.1913, von 4 unbekannten Kommunisten erschossen. Prasnikar hatte am 9.1.41 [sic] der Polizei gemeldet, daß sich in der Scheune seines Vaters 4 kommunistische Banditen verborgen halten, die dann durch polizeilichen Einsatz vernichtet wurden. Prasnikar wurde auf dem Wege zur Arbeitsstätte von 4 Unbekannten zur Ausweisleistung angehalten und dann von rückwärts erschossen. Erhebungen sind im Gange. Vergeltungsmaßnahmen wurden eingeleitet.
BAB, R 58/220
1 Vgl. Anna Reid: Blokada. Die Belagerung von Leningrad 1941–1944, Berlin 2011, S. 252–370.
2 Zum Kontext: Rebecca Manley: To the Tashkent Station. Evacuation and Survival in the Soviet Union at War, Ithaca/London 2009.
3 Vgl. Angrick: Besatzungspolitik und Massenmord, S. 458–503.