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Ereignismeldung UdSSR Nr. 178
ОглавлениеI. Standorte und Nachrichtenverbindungen: Zeit: 9. März 1942.
Die mit Ereignismeldung Nr. 172 vom 23.II.1942 gemeldeten Standorte und Nachrichtenverbindungen sind unverändert geblieben.
II. Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:
Einsatzgruppe A: Standort Krasnogwardeisk.
Aus Litauen: In mehreren Orten westlich Babtei, die überwiegend russische und polnische Bevölkerung besitzen, wurden Partisanen in grösserer Anzahl gemeldet. Die zur Bekämpfung dieser Partisanengruppe eingeleiteten polizeilichen Maßnahmen führten am 3. ds. Mts. zu einem vollen Erfolge. Es wurden insges. 102 Personen, darunter 11 Frauen, zur Vernehmung vorgeführt. Ausserdem wurden 6 russische Kriegsgefangene aufgebracht und von der Zivilbevölkerung 12 russische und ein polnischer Bauer, denen die Unterstützung von Partisanen und die Verbindung mit sowjetischen Terroristen nachgewiesen werden konnte, erschossen. Die Kriegsgefangenen wurden vorläufig zum Zwecke der eingehenden Vernehmung in Gewahrsam genommen. Am 27.2. wurden in Pabrade und Butiai 4 weitere Personen, die an Sabotageakten an Eisenbahneinrichtungen beteiligt waren, festgenommen und nach Wilna überführt. Unter den Festgenommenen befindet sich auch der Organisator der Sabotageakte Stanislaus Szklenik aus Pabrade. Bei der Festnahme zweier Attentäter im Dorfe Guzi wurden 5 Dorfbewohner ermittelt, die im Besitze von Schusswaffen und Munition waren. Es konnten 2 Revolver, 1 Karabiner und eine Kiste Gewehrmunition gefunden und sichergestellt werden. Alle 5 Personen wurden an Ort und Stelle erschossen. Am 28.2. gelang die Festnahme des Polen Waclav Frytling, der in eine Spionage- und Dokumentenfälschersache verwickelt ist. F. soll ausserdem Mitglied einer polnischen Geheimorganisation in Wilna und für diese als Kurier tätig sein.
Aus Lettland: In den letzten Tagen wurden 3 aus dem Reich nach Riga verbrachte Juden aufgegriffen, die aus dem Ghetto bezw. den Barackenlagern geflüchtet waren. Die Juden wurden in Gegenwart der Ghetto- bezw. Lagerinsassen erschossen bezw. erhängt. Am 23.2. wurde in einem Hausbriefkasten eines Rigaer Grundstücks ein durch Vervielfältigungsapparat hergestellter Aufruf in lettischer Sprache vorgefunden. Der Aufruf schliesst mit den Worten: „Wir sind bereit, für diesen gemeinsamen Kampf alles zu opfern, wir wollen aber zuerst klar und deutlich wissen, was unser Volk davon haben wird. Bevor uns dieses nicht eindeutig versprochen wird, soll kein Lette, der Volk und Heimat liebt, auf falsche Versprechungen hören und keinen geheimen oder öffentlichen Aufforderungen Folge leisten.“ Im Gedenken an den Beginn der Offensive der baltischen Landeswehr und des Kalpaks-Bataillons gegen die Bolschewisten in Kurland am 3.3.19 fand am 3.3.42 eine schlichte Feier auf dem Heldenfriedhof in Riga statt. Am Abend wurde in der Domkirche ein Gedächtnisgottesdienst abgehalten, zu dem unter anderem auch der SS- und Polizeiführer für den Gen.Bez. Lettland erschienen war.
Aus Weißruthenien: Am 2.3. wurden 3 junge Burschen aufgegriffen, die den Partisanen in der Umgebung von Minsk Zuträgerdienste geleistet hatten. Weiter konnte der in der Leitung einer Partisanenwerbestelle führend tätig gewesene Jude Bronstein festgenommen werden. Im Laufe der Ermittlungen konnte festgestellt werden, daß die Partisanen in der Umgebung von Minsk laufend Nachschub an Menschen und Material aus Minsk erhalten. So ist in den letzten Tagen ein Transport von 13 Partisanen von Minsk in Richtung Lagoisk in Marsch gesetzt worden. Täglich gehen neue Meldungen ein, daß im Bereich der Sicherungsdivision Fernsprechleitungen und Feldkabel der Wehrmacht in Sabotageabsicht zerstört werden. So wurde die Leitung des Nachrichtenbereichsführers Sluzk im Walde zwischen Rudnja und Jarovkan an 3 Stellen durchschnitten. Am 2. und 3.3. gelang die Vernichtung einer Partisanenkolonne von 7 Panjeschlitten. Die Partisanen führten nicht nur Waffen und Munition in grösserem Umfange bei sich, sondern waren auch reichlich mit Lebensmitteln versehen. Im Zuge der weiteren Ermittlungen gegen die Partisanenwerbeorganisation Juschkewitsch gelang die Festnahme der angeblichen Auftraggeberin mit ihrem Ehemann. Bei einer am 2. und 3.3. durchgeführten Judenaktion wurden in Minsk 3412 Juden1, in Wilejka 302 und in Baranowicze 20072 erschossen. Insges. wurden also 5721 Juden exekutiert. In deutschen Kreisen wird die Partisanenfrage immer eingehender besprochen. Von weissruthenischer Seite wird dazu erklärt, daß sich die Partisanenbewegung stärker entwickelt habe als bei Einbruch des Winters und daß die Situation tatsächlich ernst sei. Die in Minsk am 3.3. durchgeführte Judenaktion hat in der Stadtbevölkerung die Vermutung aufkommen lassen, daß in den nächsten Wochen weitere grössere Aktionen in ganz Weissruthenien stattfinden werden. Die Bevölkerung begrüsst die eingeleiteten Aktionen, denn sie ist ergrimmt darüber, daß die Juden ernährungsmäßig doch relativ gut versorgt sind, was bei der Durchsicht der leergewordenen Judenwohnungen immer wieder festgestellt werden konnte. Auf Veranlassung des Kommandeurs der Sipo u.d. SD fand jetzt im Gen.Komm. eine Besprechung der die Volksdeutschen betreffenden Fragen statt. Eine grosszügige und umfassende Betreuung der Volksdeutschen soll umgehend eingeleitet werden. Auf Grund einer vertraulichen Meldung gelang die Festnahme des früheren Leiters der Finanzabteilung des Zivilgefängnisses in Minsk. Weiter wurde ein Sowjetrusse festgenommen, der im dringenden Verdacht der kommunistischen Betätigung stand. In letzter Zeit häufen sich Übergriffe der Schutzmannschaft gegenüber der Zivilbevölkerung. Plünderungen, Diebstähle und körperliche Mißhandlungen sind die Begleiterscheinungen von Hausdurchsuchungen. Bei der Festnahme 2 russ. Juden in Minsk konnte festgestellt werden, daß unter den russ. Juden noch ein verzweigter Handel mit Gold getrieben wird. Bei der Fahndung nach den Tätern eines Raubüberfalles konnten 2 bewaffnete Russen festgenommen werden. Die beiden Russen kommen wahrscheinlich auch als Täter für einen im Herbst 1940 begangenen Mord an einem Kolchosvorsteher in Frage, da der s.Zt. ausgeführte Überfall unter den gleichen Umständen vor sich gegangen war wie der letzte. Von seiten der Anhänger der weissruthenischen nationalsozialistischen Partei wurde wegen der fehlenden deutschen Propaganda, vor allem in den Landgebieten, Klage geführt. Die Erfolge der Werbung der Partisanen und ihrer von Tag zu Tag anwachsenden Aktivität werden in diesen Kreisen auf das fast vollkommene Fehlen deutscher Gegenpropaganda zurückgeführt. Die Agitation der polnischen Widerstandsbewegung hält unvermindert an. Sie wird nicht nur aggressiver, sondern auch unvorsichtiger. Immer wieder ist der kath. poln. Geistliche der erste Antreiber. Bei einer Taufe in Lida äusserte der poln. Pfarrer: „Sei gesegnet polnische Mutter, so lange polnische Kinder geboren werden. Noch ist Polen nicht verloren.“ Die Stimmung der Frauen und Mütter in den Städten ist besonders auch deshalb so abgesunken, weil für die Kinder keinerlei Milch zur Verfügung gestellt werden kann. Um eine stärkere Milchzufuhr wie bisher nach der Stadt Minsk zu erreichen, ist durch den Gebietskommissar Minsk-Land eine Anordnung ergangen, nach der für jede Kuh auf den Kolchosen, ohne Rücksicht, ob die Kuh trägt oder nicht, 1 ltr. Milch abzuführen ist. Am 28.2.42 wurde von dem Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD eine Kleiderspendeaktion durchgeführt, die von den bedachten Volksdeutschen dankbar aufgenommen wurde.
Aus Estland: In der Gemeinde Konnu, Dorf Suru, wurden am 27.2.2 Fallschirmspringerinnen festgenommen, die aus einem russ. Flugzeug abgesetzt worden waren. Sie hatten von der baltischen Roten Flotte in Leningrad den Auftrag erhalten, in einem Betrieb in Reval Arbeit zu suchen. Dort sollten sie die Stimmung der Bevölkerung erkunden und sich mit Personen, die bereit waren gegen die Deutschen zu arbeiten, in Verbindung setzen, um die Beschaffenheit der Transportwege und Transportmittel sowie den Zustand des Revaler Hafens zu erkunden. Zur Nachrichtenübermittlung war ihnen ein Funkgerät mitgegeben worden. Einen Tag später wurden der Mann der einen Fallschirmspringerin u. ein Este, die gleichfalls an anderer Stelle abgesprungen waren, festgenommen. In Estland haben in letzter Zeit die Fleckfiebererkrankungen wieder zugenommen. Als Ursache hierfür konnte ermittelt werden, daß Wehrmachtsangehörige verwundete oder flüchtige Zivilpersonen aus russ. Gebieten über die Grenze nach Estland hereinbringen und daß russ. Flüchtlinge selbst über die z.Zt. zugefrorenen Seen, vor allem den Peipussee, ins Landesinnere kommen. Die russ. Flüchtlinge treten mit der einheimischen Bevölkerung in direkte Verbindung, ohne vorher eine Quarantäne durchgemacht zu haben. Die Frage der Reprivatisierung des Hausbesitzes beschäftigt in immer stärkerem Maße die Bevölkerung. Es wird befürchtet, daß das Eigentum überhaupt nicht mehr zurückgegeben wird. Ein Wiederankaufen der Häuser durch die ehem. Besitzer komme wegen Geldmangels nicht in Frage. Viele der nationalisierten Häuser befänden sich in einem verfallenen Zustande. Da aber bei der bestehenden Rechtslage wenig Wert auf Reparaturen gelegt werde, verkommen die Häuser immer mehr.
Einsatzgruppe B: Standort Smolensk.
Die Lage und Stimmung im Witebsker Bezirk erfuhr eine wesentliche Verschlechterung. Ursache für diese Tatsache ist in zwei entscheidenden Faktoren zu suchen: In der Nacht zum 29./30. Januar wurde der zweite Bürgermeister der Stadt Witebsk ermordet. Dieser Vorfall löste in der Bevölkerung naturgemäß Unruhe und ein Gefühl der Unsicherheit aus. Seitens der Stadtbewohner wurde dieser Mord einerseits als ein Racheakt der Juden und zum anderen als eine Arbeit der Partisanen angesehen. Die durch diesen Mord hervorgerufene Beunruhigung steigerte sich besonders in Witebsk beinahe zu einer Panik, als die Bevölkerung von den Maßnahmen der deutschen Militärbehörden zur Verteidigung Witebsks gegen den befürchteten Durchbruch der Bolschewisten Kenntnis erhielt. Die Folge war, dass ca. 8000 Personen aus der Stadt flüchteten. Die in der Stadt verbliebenen Einwohner trafen vorsorglich Fluchtvorbereitungen. Die Stadt selbst schien tagelang wie ausgestorben insbesondere deshalb, da in Befürchtung des erwarteten Russeneinfalls sich jeder in seiner Wohnung aufhielt. Beide Gründe führten zu Arbeitsstockungen in den verschiedensten Betrieben, in der Stadtverwaltung und dem unter deutscher Leitung stehenden Arbeitsamt. Z.Zt. ist wieder eine gewisse Beruhigung eingetreten. Es wird jedoch einige Zeit dauern, bis die bisherige Aufbauarbeit in vollem Umfang wieder aufgenommen werden kann.
Gerüchte über den Durchbruch der Bolschewisten und das Erscheinen roter Truppenteile vor den Toren Witebsks führten in der Polozker und Neweler Gegend gleichfalls zu starkem Absinken der Stimmung, die durch Erzählungen von Flüchtlingen aus Toropez und Welikije-Luki stark beeinflusst wurden. In Newel und Polozk wurde die Flucht der Zivilbevölkerung in rückwärtige Gebiete durch Verbot der Kommandanturen und Sicherung der Ausfallstrassen unterbunden: Abgesehen von einem verstärkten Aufflackern bolschewistischer Gedanken, die sich in einem neuen Zustrom zur Partisanenbewegung bemerkbar machen soll (genaue Feststellungen hierfür konnten noch nicht getroffen werden), ist die Stimmung im grossen und ganzen als deutschfreundlich zu bezeichnen. Die in letzter Zeit eingetretene Stabilität an einigen Frontabschnitten hat auf die Bevölkerung Mogilews nur in geringem Maße beruhigend gewirkt. Dagegen haben Gerüchte, z.B. dass die Bolschewisten vor Witebsk stehen, weiterhin Beunruhigung hervorgerufen. Grosse Teile der Bevölkerung sind ausserordentlich zurückhaltend und nur sehr schwer zu bewegen, aktiv am Wiederaufbau mitzuarbeiten. Auch die Ernährungslage ist nach wie vor angespannt. Der arbeitenden Bevölkerung stehen pro Tag 300 gr Brot zur Verfügung. Da die Zuteilungan 2 Tagen der Woche ausfällt, kommen in Wirklichkeit auf den Kopf nur 225 gr Brot. Andere Nahrungsmittel gibt es nicht; der in Arbeit stehende Einwohner hat lediglich Gelegenheit, in den Speisesälen der Fabriken bzw. der Stadt ein bescheidenes Mittagessen einzunehmen. In Orscha wurde die Bevölkerung insofern stimmungsmäßig stark beeindruckt, als bei einem am 3.2. erfolgten Luftangriff mehrere Zivilbewohner getötet wurden. Verschiedene Gerüchte, wie z.B. Smolensk und Witebsk seien von den Roten besetzt, die Deutschen befänden sich auf der Flucht usw., trugen dazu bei, die Stimmung weitgehendst zu beeinflussen, insbesondere deshalb, weil die Bevölkerung das Schlimmste bei einer evtl. Rückkehr der Bolschewisten befürchtet. Der Flüchtlingsstrom, der sich vor einiger Zeit durch Roslawl bewegte, hatte innerhalb der Bevölkerung eine ängstliche Stimmung hervorgerufen, die aber inzwischen abgeebbt war. Anlass zur Besorgnis gibt nunmehr die ausserordentlich starke Partisanentätigkeit südwestlich von Kirowograd. Die Bevölkerung ist der Ansicht, dass die Partisanen mit Unterstützung regulärer bolschewistischer Truppen bis nach Roslawl kommen könnten. Im grossen und ganzen ist jedoch auch hier die Stimmung durchaus deutschfreundlich, und man erwartet und erhofft einen baldigen Sieg der deutschen Wehrmacht.
In Orel war die militärische Lage und somit auch die Stimmung der Bevölkerung ausserordentlich angespannt. Der starke Druck der Bolschewisten gegen die Stellungen vor Orel hielt in der Berichtszeit unvermindert an; es wurde mit wechselseitigem Erfolg gekämpft. Lage und Stimmung der Bevölkerung sind durch die militärischen Operationen stark beeinflusst und werden durch Gerüchte sowie Agententätigkeit des Feindes wesentlich verschärft. Die Ernährungsfrage der Zivilbevölkerung ist noch nicht geregelt, Heizungsmaterial ist kaum vorhanden. In dieser Hinsicht ist man über Einquartierungen deutscher Soldaten sehr erfreut, da diese schon irgendwie für Heizmaterial sorgen. In Brjansk kann die Lage und Stimmung der Bevölkerung als ruhig bezeichnet werden. Die in den letzten Wochen systematisch verbreiteten Gerüchte über die Rückkehr der Bolschewisten sind verstummt. In der Stadt selbst sowie in der näheren Umgebung lebt die Bevölkerung mit der deutschen Wehrmacht in gutem Einverständnis. Auch in Kursk ist innerhalb der Bevölkerung eine merkliche Beruhigung eingetreten. Es hat den Anschein, als ob das Vorgehen gegen Verbreiter von Gerüchten sowie die Beseitigung eines Teiles dieser Personen wesentlich dazu beigetragen hat. Die Stimmung der Bevölkerungin Smolensk ist ruhig. Auch die in letzter Zeit fast täglich stattfindenden Luftangriffe der Bolschewisten haben eine nachteilige Wirkung bisher nicht ausgeübt. Vielfach wird behauptet, dass die Angriffe der Roten zu spät kämen und an der russischen Niederlage nichts mehr ändern können. Auch vergleicht man die jetzige deutsche Luftabwehr mit der der Russen vom Vorjahre und ist überzeugt, dass die deutsche Abwehr wesentlich besser ist. Nur vereinzelt wurden Fälle festgestellt, in denen Bewohner eindeutig für die Bolschewisten Stellung nehmen. Die Masse der Bevölkerung glaubt an einen deutschen Sieg und führt die örtlichen Erfolge der Sowjets nur darauf zurück, weil diese die Kälte besser vertragen können.
Von der Einsatzgruppe C liegen keine Meldungen vor.
Einsatzgruppe D: Standort Simferopol.
Allgemeine Lage: In der Gesamthaltung der Bevölkerung ist keine Veränderung eingetreten. Die militärische Lage wird zwar nach wie vor besonders im Süd- und Ostteil der Krim mit einer gewissen Besorgnis verfolgt, doch hat sich die Stimmung der Einwohner trotz der Angriffe der Russen an der Ost- und Westfront nicht verschlechtert. An der Südküste haben in den letzten Tagen abgeworfene Flugblätter der Sowjets der Bevölkerung besonders drastisch die Verlogenheit der bolschewistischen Propaganda gezeigt. In den Flugblättern heisst es, dass die Krim bereits erobert sei und die roten Truppen im Vormarsch auf Odessa seien. Das Ausbleiben der von den Russen gross angekündigten Erfolge bestärkt die Bevölkerung in der Überzeugung, dass der Vormarsch der Deutschen im Frühjahr erfolgreich weitergehen wird. Im Vergleich zur ersten Februarhälfte hat sich die Ernährungslage im Raum Bachtschissaraj durch Maßnahmen, die aufgrund der hiesigen Berichterstattung an die Armee erfolgten, gebessert, während Schwierigkeiten an der Südküste, besonders in Jalta, noch andauern. Die Hungersnot weiter Teile der Bevölkerung ist dort noch nicht behoben. Die Sterblichkeit ist im Januar auf Februar um 100 % gestiegen. In der Nordkrim ist die Stimmung infolge der besseren Ernährungsmöglichkeiten als günstiger anzusehen. Insgesamt kann gesagt werden, dass auch der Teil der Bevölkerung, der sich den Deutschen gegenüber zurzeit noch passiv verhält, sofort aktiv mitarbeiten wird, wenn die noch vorhandenen Fronten auf der Krim aufgerollt sein werden.
Tätigkeit der Sicherheitspolizei: Während der Berichtszeit wurden die Gebiete der Krim nördlich Simferopol weiter durchgekämmt. Der Westteil bis zur Linie Jewpatoria–Ak–Schaich, der Ostteil bis zur Bahnlinie Simferopol–Dshankoj sowie die Bandengebiete im Norden bis zur Höhe Dshankoj sind jetzt bearbeitet worden. Die zurzeit im mittleren Teil angesetzten Teilkommandos sind durch schlechte Wegeverhältnisse sehr gehemmt. Die einmalige Durchkämmung der Gesamtkrim steht jedoch kurz vor dem Abschluss, wobei die südlichen Arbeitsräume der Kommandos 10b, 11a und 11b, besonders die grösseren Orte, mehrfach bzw. laufend überholt werden. Kommando 12 hat in der Berichtszeit infolge grosser Kältegrade und Schneestürme sowie unpassierbarer Strassen die Tätigkeit auf die Orte und nähere Umgebung der abgezweigten Teilkommandos beschränken müssen. Die Standorte werden zurzeit in den Raum südlich Stalino vorverlegt. In der Berichtszeit konnten weitere Erfolge bezüglich der Ermittlung und Unschädlichmachung von unzuverlässigen Elementen aufgrund des weiter ausgebauten V-Männer-Netzes verzeichnet werden.
Neben der Aufgreifung von über 1000 Juden und Zigeunern konnten zahlreiche politisch verdächtige Personen gefasst werden. a) Kommunisten: Vom 16. bis 28.2.42 wurden 271 Kommunisten und NKWD-Agenten ermittelt und unschädlich gemacht. Unter den Festgenommenen befanden sich u.a. Schabedien, Kommissar des Vernichtungsbataillons Bachtschissaraj und Instrukteur des Bildungswesens im Rayon Bachtschissaraj, Ibraimow, Chef d. Fahndungsabteilung des NKWD, Tairow, Parteifunktionär. Mitarbeiter Tairowj setzte die Lebensmittellager in Bachtschissaraj in Brand. Amadow, Kommissar des Vernichtungsbataillons Albat und Partisanenverbindungsmann, Pitworko, Führer der Partisanenabteilung Sewastopol und Gurijenko, Stabschef der Partisanenabteilung Sewastopol. Ibraimow, Tairow, Pitworko, Gurijenko sowie eine Partisanenagentin wurden als abschreckendes Beispiel in Bachtschissaraj öffentlich erhängt. In Jalta konnte eine sich neu bildende Komsomolzenzelle ausgehoben und die führende Komsomolzin Lissa Nowa festgenommen werden. Die Nowa ist selbst Partisanin und hielt später von Jalta aus Verbindung zu den Partisanen. Nach Landung der Russen in Feodosia wurde diese Keimzelle besonders aktiv durch Flüsterpropaganda usw. In Ortschaften des Rayons Jalta wurden ausserdem gefasst: Jagja-Chalij, führender Kommunist und Mitbegründer der Sowjetherrschaft auf der Krim, Taubermann, Jude und kommunistischer Agitator für die Südkrim, Smolenzewa, gehörte als uniformiertes Flintenweib dem Vernichtungsbataillon in Jalta an. Nahe der Ostfront auf der Halbinsel Kertsch konnten in der Berichtszeit 6 NKWD-Agenten, die sich in kleineren Orten versteckt hielten, durch VM-Meldungen ermittelt werden. Die Vernehmung hat ergeben, dass sie Tausende Verschickungen und Ermordungen veranlasst hatten. Einer der 6 Agenten, Buriak, war zuletzt Beamter des NKWD in Charkow. Während seiner Amtstätigkeit wurden etwa 5000 Menschen erschossen und über 10.000 zwangsverschickt.
b) Während die Partisanenüberfälle in der 2. Februarhälfte u.a. durch den Einsatz der Tatarenselbstschutzkompanien im West- und Ostteil des Jaila-Gebirges nachließen, waren die Partisanen zwischen Jalta und Aluschta wesentlich aktiver. Kleinere Gruppen überfielen mehrfach einzelne Wehrmachtsfahrzeuge und beunruhigten laufend die Küstenstrasse. Es handelt sich um 3 grössere Partisanengruppen, die als Folge von Aktionen südlich Bachtschissaraj bis an die Küste abgedrängt wurden. Aufgrund der ausführlichen Erkundungsergebnisse der Teilkommandos, die sich in der Hauptsache auf Meldungen des VM-Netzes stützen, wurden in der Berichtszeit von der Wehrmacht 3 grössere Unternehmen durchgeführt: 1. Im Raum Karasubasar wurden unter Einsatz von Rumänen und Tataren mehrere Lager ausgehoben, 68 Partisanen getötet, 12 Erdhütten vernichtet und zahlreiches Waffenmaterial erbeutet. 2. Südlich Bachtschissaraj wurden bei einer ähnlichen Aktion 73 Partisanen, darunter 30 Rotarmisten, getötet und ebenfalls 6 grössere Stützpunkte und Kasernen vernichtet sowie zahlreiches Material erbeutet. 3. Nordwestlich Sudak wurde ein befestigtes Lager der Partisanen vernichtet und 42 Partisanen getötet. Bei einer Aktion westlich Feodosia wurden 16 Partisanen, darunter ein Bataillonskommissar und 3 Offiziere einer NKWD-Einheit, gefangengenommen. Die Kommandos stellten ausser den genauen Erkundungsergebnissen bei allen Unternehmen wegekundige Führer sowie die TSKP zur Verfügung. Aus den Erfahrungen der Aktionen, aus Gefangenenaussagen und aus VM-Meldungen ergibt sich, dass noch mehrere Tausend Partisanen im Jaila-Gebirge vorhanden sind, die sich zum grossen Teil aus Rotarmisten unter Führung von Offizieren zusammensetzen. Wenn auch feststeht, dass sie größtenteils vor Hunger und Kälte kaum noch kampffähig sind, so liegt in der derzeitigen Bekämpfungsweise durch Einzelaktionen doch eine grosse Gefahr, da es hierdurch vielen Gruppen gelingen wird, bis zur wärmeren Jahreszeit durchzuhalten. Eine Vernichtung der Partisanen kann nur durch Truppenteile erfolgen, die lediglich für diesen Zweck abgestellt werden und dauernd am Feind bleiben können. Die Armee wurde mehrfach auf diese Situation hingewiesen. Bis jetzt konnten jedoch keine Truppen für die Dauer abgezweigt werden.
c) Im Bereich des Kommandos 12 wurde der Kommissar Hennus gefasst, der mehrere Zerstörer- und Sabotagegruppen aufgestellt und ausgebildet hat. Dem Kommando gelang es ausserdem, einen sowjetrussischen Geheimsender [in] Pologi, der bis zuletzt die Verbindung mit den roten Truppen herstellte, auszuheben. Die betriebsfähige Sendeanlage wird für einen evtl. Einsatz überprüft werden.
d) Vom 16. bis 28.2.42 wurden 1515 Personen erschossen, davon 729 Juden, 271 Kommunisten, 74 Partisanen, 421 Zigeuner, Asoziale und Saboteure.
BAB, R 58/221
1 Vgl. Urteil LG Koblenz v. 21.5.1963, BAL, B 162/14.151–14.153. Bei dem Massaker in Minsk waren auch mehrere Hundert Kinder direkt im Ghetto erschossen worden. Gegen solches Vorgehen protestierte Generalkommissar Kube, was auch bei dessen Besprechung mit Himmler am 10.3. zur Sprache gekommen sein dürfte; vgl. Der Dienstkalender Heinrich Himmlers, S. 375.
2 Vgl. EdH, Bd. 1, S. 153.