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Ereignismeldung UdSSR Nr. 174
ОглавлениеI. Standorte und Nachrichtenverbindungen: Zeit: 27.II.1942.
Die mit Ereignismeldung Nr. 172 vom 23.II.1942 gemeldeten Standorte und Nachrichtenverbindungen sind unverändert geblieben.
II. Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:
Einsatzgruppe A: Standort Krasnogwardeisk.
Aus Estland: Mit grosser Spannung wurde die Rede des Generalkommissars zum 24.II., dem estnischen Unabhängigkeitstag, erwartet. In der Bevölkerung wurde das Gerücht verbreitet, der Führer werde an diesem Tage dem estnischen Volke eine grosse Überraschung bereiten; man erwartete die Selbständigkeitserklärung und die Rückkehr aller in Deutschland befindlichen estnischen Kriegsgefangenen. In seinen Sendungen vom 20. und 21.II.1942 brachte der Finnlandsender wieder einige Pressestimmen in estnischer Sprache. „Helsingin Sanomat“ zufolge arbeiten die zuständigen deutschen Kreise an Vorbereitungen zur Verwertung der osteuropäischen Reichtümer. Die Sowjetunion habe das Land durch Zwangsmaßnahmen überindustrialisiert und die Produktion der Lebensmittel und Rohstoffe vernachlässigt. Nach dem von den deutschen Stellen vorbereiteten Plan werde im Prinzip das Privateigentum wieder eingeführt, die Rüstungsindustrie zur Industrie der Bedarfsartikel wieder umgebaut, die übermäßige Industrialisierung rückgängig gemacht und Russland wieder zu einem Europa mit Lebensmitteln und Rohstoffen versorgenden Lande gemacht werden. Der gleichen Zeitung zufolge sind die Sowjetverluste in den Winterkämpfen so schwer gewesen, daß für die deutsche Wehrmacht keine kritische Lage mehr entstehen kann. „Daily Mirror“ veröffentlicht einen Artikel, dem zufolge man die deutsche Offensive schon vor dem Frühling erwarten dürfe.
Aus Lettland: In der Zeit vom 16. bis 22.II. tagte in Riga die Hauptabteilung III des Reichskommissars Ostland. In drei Verhandlungstagen wurden sämtliche Wirtschaftsfragen zwischen dem Reichskommissariat und den Generalkommissaren eingehend erörtert. Aus Litauen: In Verfolg ihrer Widerstandsbestrebungen sollen die Polen auch in diesem Jahr wieder beabsichtigen, die Wasserleitungen, Brunnen, Lebensmittellager sowie auch andere mit der Verarbeitung oder Lagerung allgemein benötigter Genussmittel befaßte Betriebe mit Typhus- und Diphteriebazillen zu verseuchen. In den letzten Tagen sollen bereits 12 Kisten solcher Bazillen in Wilna eingetroffen sein. Die in der Kauener Presse veröffentlichte Erschiessung von 20 Terroristen der Gruppe Malinauskas hat in der Bevölkerung allgemein Zustimmung gefunden, in Kommunistenkreisen eine gedrückte Stimmung hervorgerufen. In Wilna wurde ein Soldat und Leutnant Dimitrij Jescenko, in den Amtsbezirken Taberze und Trakai zwei weitere Soldaten der Roten Armee festgenommen. In diesem Zusammenhang weitere Personen verhaftet. Darunter bekannte Persönlichkeiten aus der bolschewistischen Okkupationszeit, die erst kürzlich aus Russland zurückgekehrt sind. Ein Teil der Verhafteten war in den Wäldern von Ibenai und Babtei im Kreise Kauen tätig und wurde von dem früheren Vorsitzenden des Vollzugskomitees des Amtsbezirks Babtei bewaffnet und mit Instruktionen versehen.
Aus Weißruthenien: In Minsk wird ein flutartiges Anwachsen von Paketsendungen der Eisenbahner in das Altreich beobachtet. Entsprechende Hinweise der deutschen Dienstpost wurden von der deutschen Reichsbahn mit der Begründung abgelehnt, daß die Eisenbahner im härtesten Einsatz stünden und eine Einschränkung der Sendungen ungerechtfertigt sei. Die deutsche Dienstpost soll erklärt haben, derartige Massensendungen in Zukunft nicht mehr zu befördern. Im Monat Januar wurden über die deutsche Dienstpost Minsk 1000.000 Reichsmark in das Altreich überwiesen, ein Beweis, daß die Angehörigen der Wehrmacht und der Zivilbehörden ihr Geld nicht anlegen können.
Einsatzgruppe B: Standort Smolensk.1
Die Unterkunft des EK 9 in Witebsk wurde in der Nacht zum 23.2. bei einem Fliegerangriff von einer Sprengbombe getroffen (1 Toter und 3 Verletzte). Eine 2. Sprengbombe schlug neben der Garage ein, die abgebrannt ist. Hierbei wurden 12 Pkw und Lkw vollkommen vernichtet oder zerstört. OT prüft z.Zt., ob die Unterkunft nach bewohnbar ist.
Einsatzgruppe C: Standort Kiew.
Meldungen liegen nicht vor.
Einsatzgruppe D: Standort Simferopol.
Die Partisanenbewegung im Raume der Westkrim. Entwicklung, Aufbau und Alltag der Partisanenbewegung. Entwicklung: Die Partisanenbewegung der Krim hat ihren Ursprung in den roten Partisanen der Jahre 1918–20; aus dieser Zeit und aus den Kämpfen der damaligen Partisanen der Wrangel-Armee stammt ihre Tradition. Die Bezeichnung „Alter Partisan“, die häufig anzutreffen ist, bezieht sich auf diese Zeit. Die neue Partisanenbewegung der Krim hat sich sowohl aus der Partisanenorganisation wie aus dem NKWD, der Miliz und der Roten Armee heraus entwickelt. Vor Beginn und noch im Verlauf des Krieges wurden zivile Hilfstruppen aufgestellt, denen neben dem allgemeinen Werkschutz und Luftschutz die Abwehr von Fallschirmspringern, Saboteuren usw. übertragen wurde. Sie wurden rayonweise zu Vernichtungsbataillonen zusammengefasst. Aus diesen Vernichtungsbataillonen wurden zunächst, ebenso wie aus den Parteiorganisationen, Freiwillige für die Partisanenbewegung geworben. Da die Freiwilligenwerbung jedoch nicht zum Ziele führte, wurde die Rekrutierung aus der männlichen Bevölkerung (zum Teil auch Frauen, soweit es sich z.B. um Sanitätspersonal handelt) über das Kriegskommissariat vorgenommen und die Einberufungen in Partisanenabteilungen eingegliedert. Hieraus ergibt sich, dass sich unter den Partisanen zahlreiche Männer befinden, die sich ideenmäßig nicht zum Bolschewismus bekennen. Die Vorbereitungen zum Partisanenkrieg begannen bereits im Sommer 1941 mit der Anlegung von Unterkünften und Lebensmittellagern in den unwegsamen Teilen des Jaila-Gebirges. Mit dem Vordringen der deutschen Wehrmacht zogen sich die Partisanengruppen frontwärts in die Berge zurück. Der überraschend schnelle Vormarsch der deutschen Truppen brachte die Partisanenabteilungen sehr bald in Berührung mit versprengten Teilen der Roten Armee, die sich teilweise in die Partisanenbewegung eingliederten. Dieser Umstand führte zu einer Verwischung des ursprünglichen führungsmäßigen Aufbaus der Bewegung.
Aufbau: Ursprünglich war die Partisanenbewegung nach eigenen Rayonen aufgegliedert, die sich nicht mit den Verwaltungsrayonen deckten. Führer eines Rayons war normalerweise der Kommandeur eines Vernichtungsbataillons, der zugleich auch eine führende Stellung in der Parteiorganisation innehatte. Die Gesamtführung hat der Kommandeur der Partisanenbewegung der Krim, dem ein Kommissar zur Seite steht. Dem Rayon als der nächsten politischen Verwaltungseinheit entspricht die Brigade als Kampfeinheit (bisher wurden 5 Rayone und Partisanenbrigaden festgestellt). Der Brigade unterstehen 4 Abteilungen. Die Abteilung ist untergliedert in mehrere Gruppen. Die Gruppe arbeitet nach dem System der Zehner- und Fünfereinheiten. An der Spitze des Rayons und der Brigade steht der Brigadekommandeur. Zu seiner Verfügung stehen ein Stabschef für den Rayon und für die Brigade. Das Führerkorps ist in der Stabsgruppe zusammengefasst. Jede Abteilung (auch Bataillon) und jede Gruppe (auch Kompanie) hat einen Kommandeur, einen Stabschef und einen Kommissar oder Politruk, die neben der Kampfführung für die militärische und politische Ausbildung verantwortlich sind.
Nr. 7: Juden in Bachtschissaraj vor der Erschießung
Über den Umfang dieser Ausbildung geben folgende erbeuteten Befehle Aufschluss: „7 Uhr Wecken,7–7,45 Uhr Waschen und Frühsport, 7,45–8 Uhr Antreten, 8–9 Uhr Hausdienst, 9–9,30 Uhr Politische Information, 9,30–11 Uhr Frühstück, 11–11,30 Uhr Waffenreinigen, 11,40–15 Uhr Ausbildung, 15–15,50 Uhr Waffenappell, 15,50–16 Uhr Wacheinteilung, 16–18 Uhr Mittagessen und Hausdienst, 18–19 Uhr Schulungsunterricht, 19–21 Uhr Freizeit, 21–21,15 Uhr Antreten, 21,20 Uhr Zapfenstreich.“ „I.) Besonderheiten der Partisanentaktik: Die politische Bedeutung der Partisanenbewegung: 1. Patriotismus. 2. Die Lehre Lenins – Stalins. 3. Opferbereitschaft. 4. Überwindung von Schwierigkeiten. 5. Vertrauen zu den Vorgesetzten. II.) Aufklärung und Patrouillentätigkeit: 1. Systematische Spähtrupptätigkeit, umfassende Beobachtung der Stärke und Bewaffnung des Gegners, Mut, Tapferkeit und Beobachtungsfähigkeit des Spähtrupps. 2. Schnelligkeit und Genauigkeit der Meldung. 3. Schweigsamkeit und Geräuschlosigkeit beim Postenwechsel, Tarnung, Gefangenenvernehmung. 4. Persönliches Verhalten der Streife, Verhalten gegenüber der Umgebung und der Bevölkerung. III.) Vorbereitung zu Operationen: 1. Überfälle auf Stäbe und Unterkünfte. 2. Störung des Nachschubs durch Überfälle und Beutemachen. 3. Überfälle auf kleine gegnerische Einheiten. 4. Hinterhalte. 5. Gefangennahme von Meldern. 6. Überfälle auf Lager und Unterkünfte. IV.) Voraussetzungen zum Erfolg: 1. Gesundheitszustand der Mannschaften. 2. Bewaffnung. 3. Zweckentsprechende Kleidung. 4. Getarnter Anmarsch. 5. Rückzug auf den festgelegten Wegen. 6. Genaue Verteilung der Aufgaben. 7. Kenntnis der vorhandenen Kräfte, deren Bereitstellung und Einsatz. V.) Verlauf der Aktion: 1. Geräuschlosigkeit. 2. Schnelligkeit, Plötzlichkeit, Beweglichkeit, Einsatz der Feuerkraft: Gewehre, MG, Handgranaten. 3. Durchführung der Aufträge, Schnelligkeit, Ordnung und Planmäßigkeit beim Überfall. 4. Verbindung zum Führer. 5. Ausstellen von Sicherungen. 6. Sicherstellen von Dokumenten, Waffen und Gefangenen. VI.) Beendigung der Aktion: 1. Posteneinziehen. 2. Beschleunigter Rückzug. 3. Warnung des Rückmarsches. 4. Feststellung der Stärke und Verluste. 5. Erste Hilfe für die Verwundeten. 6. Beobachtungen über Stärke und Marschrichtung des abrückenden Gegners.“
Die Verluste der Roten Armee zwangen das Kriegskommissariat, militärisch ausgebildete Kommandeure von Vernichtungsbataillonen zur Roten Armee einzuberufen. Hierdurch trat häufig ein Wechsel in der Partisanenführung ein. Anstelle der ausgefallenen Kommandeure traten vielfach militärische Führer niederer Dienstgrade oder führende Parteimitglieder. Mit dem Abrücken in die Unterkünfte in den Bergen erfolgte planmäßig die Aufteilung der einzelnen Gruppen. Häufig waren Kommissare und Führer der Gruppen identisch, zumal wenn durch Kampfhandlungen die Gruppenführer ausfielen. Die Bewaffnung bestand aus Gewehren verschiedenster Herkunft (japanische, englische, polnische, deutsche und russische), Handgranaten und lMGs. Erst durch das Hinzustossen von versprengten Truppeneinheiten der Roten Armee konnten sich die Partisanen auch mit schweren Infanteriewaffen (Granatwerfer und leichten Geschützen) ausrüsten. In den von deutschen Truppen besetzten Gebieten wurden Nachrichtenträger und Meldeköpfe zurückgelassen oder eingebaut. Die Brigaden waren teilweise mit Funkgerät ausgestattet. Die Nachrichtenverbindung funktionierte sehr gut. Mit Beginn der Kälteperiode und den damit auftretenden Schwierigkeiten (Schneestürme, Schneeverwehungen) und durch die Aktionen der Wehrmacht und der Sicherheitspolizei gegen die Partisanenbewegung geriet der ursprüngliche Aufbau in Verwirrung. Die einzelnen Abteilungen verloren die enge Verbindung untereinander, die Gruppen waren gezwungen, selbständig zu handeln und sich selbständig zu ernähren. Nach wie vor versucht jedoch die Führung der Partisanenbewegung auf der Krim die Verbindung durch Funk und Melder (Meldegänger und berittene Melder) aufrecht zu erhalten. Nach allgemein übereinstimmenden Meldungen soll Makroussow („Alter Partisan“), der schon 1918 hervorgetreten und wegen seiner Verdienste zum Ehrenmitglied des Obersten Rates der Sowjetunion ernannt und mit dem Roten Orden ausgezeichnet worden war, Führer der Gesamtpartisanenbewegung der Krim sein. Sein genauer Standort war bisher nicht zu ermitteln. Nach neueren Meldungen soll Makroussow einem militärischen Führer unterstellt worden sein, während Flugblätter der Partisanen von Ende Januar 1942 noch seine Unterschrift als „Kommandeur der Partisanenbewegung der Krim“ tragen. Da die Gesamtbewegung der Partisanen durch den Verkehr auf der Nachschubstrasse Simferopol–Aluschta in eine Ost- und eine Westgruppe zerlegt ist, besteht die Möglichkeit, dass entweder jede der beiden Gruppen neuerdings ihre eigene Führung hat, von denen eine in der Hand des Makroussow liegt, oder dass Makroussow dem Befehl der Unterordnung keine Folge geleistet hat. Ein klares Bild liess sich hierüber bisher nicht gewinnen.
Auftrag und Taktik der Partisanen: Nach den Befehlen der Zentrale in Moskau hat die Partisanenbewegung den Auftrag, den Nachschub des Gegners zu stören und die gegnerische Wehrmacht durch Überfälle und Sabotageakte in ständiger Beunruhigung zu halten. Die Stellungen der Partisanen verliefen von der Halbinsel Kertsch über das Waldgebiet von Karasubasar zum Naturschutzgebiet des Sapowetnik, westlich der Strasse Simferopol–Aluschta, dem Kamm des Jaila-Gebirges folgend über die Ausläufer des Gebirges bis in die Wälder von Sewastopol. Sie verlaufen durch Höhlengebiete, Steinbrüche und Kohlengruben, durch Gebiete von Urwald- und Hochgebirgscharakter (bis 1600 Meter) und bieten den geländekundigen Einheimischen die besten Möglichkeiten zum Guerillakrieg. Von hier aus sollte sowohl die Strassenkontrolle wie die Störungsarbeit im Hinterland (unterstützt durch Stadtpartisanen) erfolgen. Gleichzeitig sollte die Verbindung mit Sewastopol aufrecht erhalten werden. Diese Anweisungen bedingen die Kampftaktik der Partisanen. Sie sind in dem bearbeiteten Raum bisher nur wenige Male in grösseren geschlossenen Verbänden aufgetreten oder zum Angriff übergegangen. Ihre Stärke liegt in dem blitzartigen, überraschend durchgeführten Überfall mit kleineren Gruppen und sofortigem Rückzug. In dem unübersichtlichen gebirgigen Gelände sind die ortskundigen Partisanen den deutschen Truppen gegenüber hiermit im Vorteil. Mit besonderem Nachdruck wurden in dem bearbeiteten Raum die Straßen Aluschta–Jalta, Kirkenes–Foros–Bajdary und Bija–Sala–Kousch von den Partisanen bearbeitet. Ihre Bekämpfung erforderte ein planmäßiges Vorgehen seitens der Wehrmacht und der Sicherheitspolizei als Nachrichten- und Erkundungsorgan.
Bekämpfung der Partisanenbewegung. Nachrichtenerfassung: Alle bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass bei dem Aufbau und der Taktik der Partisanenbewegung mit einer wirklich erfolgreichen Bekämpfung nur dann gerechnet werden kann, wenn eine sorgfältige nachrichtenmäßige Erkundung und Einkreisung vorausgegangen ist. Andernfalls besteht die Gefahr, dass bei militärischer Erkundung oder unvorbereiteten Angriffen der Gegner gewarnt und rechtzeitig in die Lage versetzt wird, in andere Schlupfwinkel zurückzuweichen. Aktionen, die von der Sicherheitspolizei und dem SD nachrichtenmäßig gut vorbereitet waren, haben dagegen bisher fast immer zu Erfolgen geführt. Zu dieser Erkundungsarbeit wurden verwendet: a) Meldungen aus der Bevölkerung, b) Aussagen bei Vernehmungen, c) Aussagen übergelaufener oder gefangener Partisanen, d) Meldungen eigener V-Männer. Diese Methode der Erkundung hat zu einem System geführt, mit dem heute ganze Gebiete unter Nachrichtenkontrolle stehen. In diesem System sind ausser dem V-M-Netz die Bürgermeister, die Selbstschutzführer, die deutschen Dienststellen und zwei Reiternachrichtenstaffeln der Tatarenselbstschutzkompanien des Sonderkommandos XIa eingebaut. Die Nachrichtenauswertung und kartographische Festlegung erfolgt zentral am Sitz des Kommandos. Erschwerend wirkt sich hierbei die völlige Unkenntnis der Russen und Tataren in Kartenlesen aus. Diese Schwierigkeiten sind nur durch Anfertigung von Skizzen nach Angaben von Ortskundigen und durch Heranziehung ortskundiger Wegeführer zu überbrücken, wobei häufig übergelaufene Partisanen erfolgreich eingesetzt werden konnten. Die Nachrichtenerfassung, Aufklärung und Überwachung der Partisanengruppen und ihrer Bewegungen wird allerdings zum Teil empfindlich gestört durch die Gutgläubigkeit der Wehrmachtsangehörigen und durch den fast ungehindert vor sich gehenden Zivilverkehr, der sich nicht nur auf den Hauptstrassen, sondern auch im Gebirge in fast unerträglichem Ausmaß vollzieht. Wenn auch die schwierige Ernährungslage erfordert, der Zivilbevölkerung gewisse Erleichterungen zur Beschaffung von Lebensmitteln zu gestatten, so muss doch durch entsprechende Organisation dieser Beschaffungsaktionen die Gewähr für eine ausreichende Kontrolle geleistet werden. Zu welchen Folgen die Nichtbeachtung dieses Grundsatzes führt, zeigt die „Grundsätzliche Anweisung für den Geheimen Nachrichtendienst der Geheimen Nachrichtenabteilung des Stabes der 21. (russischen) Armee v. 1.9.1941“, in welcher es wörtlich heisst: „Bedeutend leichter ist im Rücken des Feindes die Tätigkeit für Frauen jeden Alters, Männer über 50 Jahren und unter 18 Jahren, da diese keine Ausweispapiere benötigen. Diese Gruppen lassen die Deutschen fast immer in Ruhe, abgesehen davon, dass sie zur Arbeit herangezogen werden … Es muss darauf hingewiesen werden, dass weitaus die Mehrzahl der deutschen Soldaten und Unteroffiziere, die Streifendienst in den Ortschaften versehen, nichts von unseren Ausweispapieren verstehen und bei der Prüfung den Ausweis in der Hand drehen wie ein Bär die Bibel. Es genügt ihnen in der Hauptsache das auf dem Ausweis aufgeklebte Lichtbild.“ Trotz dieser Schwierigkeiten ist es bisher gelungen, brauchbare Nachrichten in grossem Umfang einzuziehen und der Armee, den zuständigen Korps und dem Stab für Partisanenbekämpfung bei der Armee zur Verfügung zu stellen. Bisher wurden die Gebiete nördlich Jalta (von Jalta bis Kirkenes) und der Abschnitt Kousch (südostwärts Bachtschissaraj) fast einwandfrei erkundet. Der Raum westlich Jalta bis Bajdary und westlich Kousch (mit Anschluss an den Raum Bajdary) ist in Bearbeitung. Der Raum nördlich Bachtschissaraj scheint im wesentlichen partisanenfrei zu sein.
Im Raum Jalta wurden bisher erkundet: Abteilung Maschkarin mit den Gruppen Krasny-Kamen, Besch-Tekne und Aj-Petri. Der Wehrmacht konnten an Unterlagen zur Verfügung gestellt werden: a) die genauen Lagepläne der befestigten Unterkünfte und Lager, b) die Stärken der Gruppen, c) die Art der Bewaffnung. Durch Stellung von ortskundigen Wegeführern konnten unter Beteiligung des Sonderkommandos XIa alle drei Gruppen durch Teile der 1. rumänischen Gebirgsbrigade aufgerollt werden. Der Partisanenmeldekopf Alupka, der durch Ermittlungen und Zugriff des Sonderkommandos XIa vernichtet wurde. Die Bewegungen der Partisanenabteilungen Balaklawa. Die Ermittlungen erbrachten wertvolles Material zur Erkundung der übergeordneten Partisanenbrigade. Im Raum Bachtschissaraj wurden bisher erkundet (Stand vom 12.2.1942): Waldgebiet Abdulga, im Koscha-Tal, um die Höhe 628,7. Stärke vermutlich 200 Mann, 2 MG, wenig Munition. Im Lager soll sich angeblich Makroussow aufhalten. Zufahrt angeblich durch Minen und Baumsperren gesichert (9–10 km vor Asport). Die ersten Posten sollen 4 km südostwärts Beschuj stehen. Forsthaus Beschuski-Balka, 11 km nordostwärts Bija-Sala im Knick des Marta-Tales. Zerstörtes Forsthaus und Erdbunker vermutlich besetzt durch Gruppen aus Bodrak, mindestens 1 MG. Forsthaus Kitsch-Kailow südostwärts des Forsthauses Tobluk, im Suchaija-Alma-Tal. Stärke unbekannt. Forsthaus Tobluk, 4 km ostwärts Beschuski-Balka, in der Nähe des Zusammenflusses der Alma und Suchaija-Alma, Stärke unbekannt. Forsthaus Japalsch, im Suchaija-Alma-Tal, Stärke etwa 70 Mann, Kommandeur Tschussi, wenig Lebensmittel. Forsthaus Subir-Sachow, 1 km südlich Japalsch, Stärke unbekannt. Beschuski-Kopi (Schachtanlagen), 11 km ostwärts Kousch am Ende der Strasse. Stärke etwa 100 Mann, Kommandeur Segedinow, Chef des Stabes Repkin, Politruk Istschenko, einer der Zugführer Patschenko. Die Gruppe befand sich vordem in dem am 27.1. durch Aktion zerstörten Forsthaus Slawitsch. Forsthaus Kamischi, 3 km westlich Japalsch, Gruppe Bachtschissaraj. Stärke etwa 100 Mann. Kommissar Tschorny, wenig Lebensmittel. Auch hier soll Makroussow gesehen worden sein. Forsthaus Tschetschul, 7 km südostwärts Beschuski-Kopi, 30 Meter westlich der Strasse Peschul–Jalta (unmittelbar unterhalb der Serpentine). Zerstörtes Forsthaus und Erdbunker, Stärke etwa 100 Mann. Forsthaus Martwinowa, 5 km nordwestlich Kamischi im Marta-Tal am Südhang der Höhe 382,2. Stärke mindestens 50 Mann, zusammengeschlossen mit der Gruppe Aluschta, deren Stärke unbekannt ist. Angeblich ausreichend Lebensmittel, 1 sMG, mehrere lMG, Führer angeblich Kalaschnikow (früher Führer der Abteilung [unleserlich]), zur 4. Brigade Jalta gehörig. Basma-Kermen, 6 km südostwärts Kousch im Verlauf des Kascha-Tales. Stärke etwa 150 Mann, Kommandeur Katschenko, Stabschef Polachornow, Kommissar Boledilnikow, Erdhütten. Laki-Kermentschik, Stärke etwa 150–200 Mann, verteilt auf den Raum zwischen Laki und Kermentschik. Vorposten bis auf die Höhen südlich Schury-Laki dient als Stützpunkt. Machuldur, 3–4 km nordostwärts Kokosi, Stärke etwa 60 Mann, Kommandeur Jegarew, Erkundung durch VM und Wehrmacht stehen sich gegenüber. Nach Wehrmachtsmeldung soll die Gruppe nicht mehr vorhanden sein. Jailach, 4 km südwestlich [unleserlich]. VM-Meldung und Wehrmachtsmeldung stehen sich gegenüber, nach Wehrmachtsmeldung soll die Abteilung nicht mehr bestehen. Es ist möglich, dass sich die Abteilung aufgrund der Vernichtung der westlich gelegenen Abteilung Sewastopol zerstreut hat oder abgezogen ist. Partisanenposten der Abteilung 3 km südlich Kokosi von Tatarenselbstschutz ausgehoben. Kowalik, 4 km von Tschaini-Dom (Himmelsrichtung unbekannt), Stärke etwa 150 Mann, Lebensmittel- und Waffenlager, Kommandeur Krawtschenko, Vertreter Klimov. Usenbasch (Molkerei Ochsenbrunn), Stärke etwa 150 Mann mit Meldekopf in Usenbasch, Leiter Seit Mirosmanow (Seit Amir Osnanow?), Partisanensender am Ortsrand von Usenbasch, Leiter Kommissar Bekir Osman (Meldung des Abwehrtrupp I).
Fünfte Partisanenbrigade (Die nachfolgenden Angaben stammen aus Ermittlungsergebnissen und Vernehmungen und geben einen Überblick über die Bewegungen der 5. Partisanenbrigade): Führer der Brigade Krasnikow (zugleich Führer des 5. Rayons). Stabschef der Brigade Krikun, Stabschef des Rayons Iwanenko. Stabsgruppe bisher in der Nähe des Tschaini-Dom, Stärke 25 Mann. Der Brigade unterstehen 4 Abteilungen: Abtl. Jalta, Lage unbekannt, Führer vermutlich Kalaschnikow, jetzt angeblich in Martwinowa (Position 10). Abtl. Inkerman, Lage unbekannt. Abtl. Balaklawa, Stärke etwa 120 Mann, Kommandeur Casiw, Chef des Stabes Popow. Der Abteilung unterstehen 5 Gruppen mit den Gruppenführern Kabimow, Larinnow, Gurienko (vergleiche Befehl auf Seite 7 dieses Berichtes), Guberow, Kermenschitski (nach erbeuteten Papieren umfasst diese Gruppe etwa 30 Mann). Die Abteilung Balaklawa hielt sich ursprünglich am Kara-Dag auf, erhielt Befehl, von dort geschlossen zum Techaus abzurücken. Sie traf dort auf die Abteilung Sewastopol und wurde mit dieser ohne Verluste angegriffen. Sie entfernte sich dann in unbekannter Richtung. Abtl. Sewastopol, Stärke lt. Aussage des Kommandeurs am 1.2.42 132 Mann, Kommandeur Pitworko, Stabschef Gurmata, Kommissar Schakun. Der Abteilung unterstehen 4 Gruppen: Gruppe Arbusow, Stärke 28 Mann, 19 Gewehre, 5 halbautomatische Gewehre, 2 Pistolen, 1 MG, 70 Handgranaten, 3750 Schuss Munition. Gruppe Galjuta, Stärke 37 Mann, 35 Gewehre,1 MG,150 Handgranaten, 3070 Schuss Munition. Gruppe Schumanin, Stärke 33 Mann, 23 Gewehre,7 halbautomatische Gewehre, 3 Pistolen,1 MG, 75 Handgranaten, 2810 Schuss Munition. Gruppe Atamanow, Stärke 34 Mann, 26 Gewehre, 4 halbautomatische Gewehre, 4 Pistolen, 1 MG, 80 Stielhandgranaten, 27 Eierhandgranaten, 3238 Schuss Munition. Die Abteilung Sewastopol lag ursprünglich in der Gegend von Aj-Todor. Von dort aus nahm sie folgende Bewegungen vor: Atlaus–Tschaini-Dom–Kara-Dag–Tschaini-Dom–Aj-Todor–Atlaus–Alsu. Von Alsu aus beabsichtigte die Abteilung den Verkehr auf der Strasse nach Sewastopol zu stören oder sich von Katschka-Tschorgun nach Sewastopol zurückzuziehen. Hier wurde sie von Teilen der 1. rumänischen Gebirgsbrigade gestellt. Nach Berechnungen aus den vorliegenden Zahlen und unter Berücksichtigung der Verluste und Desertationen [sic] muss die Abteilung bis auf etwa 70 Mann aufgerieben sein. Der Kommandeur, der Stabschef und der Kommissar wurden gefangen.
Aktive Partisanenbekämpfung: Die aktive Bekämpfung der Partisanen muss 2 Hauptziele verfolgen: a) Zerstörung der Versorgungsbasen und Unterkünfte, b) Liquidierung des Mannschaftsbestandes. Nach den übereinstimmenden Meldungen und Aussagen gefangener Partisanen aus allen Partisanengebieten herrscht innerhalb der Partisanenbewegung absolute Hungersnot. Die Lebensmittellager sind teils durch bisher durchführte Aktionen abgetragen oder vernichtet, teils durch Schnee unauffindbar geworden oder infolge Truppenbelegung der nächstgelegenen Ortschaften für die Partisanen nicht mehr zugänglich. Nach den neuesten Aussagen gefangener Partisanen werden zum Teil schon abgesengte Pferdehäute und Schuhleder gekocht und gegessen. Die Vernichtung der Lebensmittelbasen und Unterkünfte ist daher ein sehr wirksames Mittel zur Bekämpfung der Partisanenbewegung, das jedoch noch vor Einbruch der warmen Jahreszeit voll ausgenutzt werden muss, bevor es den Partisanen gelingt, die Hungersnot und die dadurch bedingten Krankheiten (insbesondere den bereits weiterverbreiteten Skorbut) durch Verwertung von frühen Gemüsen und Früchten und durch Auffindung alter Lebensmittellager zu beheben. Der Mannschaftsbestand der Partisanenbewegung der Westkrim kann nach den vorliegenden Zahlen auf etwa 2000 Mann geschätzt werden. Ausfälle wurden, wie aus Gefangenenaussagen hervorgeht, durch Zwangsrekrutierungen aus der Bevölkerung zum Teil ausgeglichen. Je mehr Stützpunkte und Unterkünfte zerstört werden, um so enger wird der Raum, auf den sich die Partisanengruppen zusammendrängen müssen und um so schwieriger wird damit die Lösung ihres Versorgungsproblems. Gleichzeitig erfolgt damit eine zwangsläufige Konzentration des Gegners, die eine schnellere und gründlichere Liquidation verspricht. Musste gegen Ende Dezember 1941 noch vorwiegend mit Gruppen von einem Mannschaftsbestand zwischen 40 und 70 gerechnet werden, so hat sich dieser jetzt durch die Zusammendrängung der Partisanen auf durchschnittlich 100 bis 150 je Gruppe verdichtet. Dieser Umstand erfordert eine schärfere Bekämpfung nach militärischen Grundsätzen und mit militärischen Mitteln, d.h. durch kampfgeschulte Infanterie- oder Gebirgsjägereinheiten unter Einsatz von schweren Infanteriewaffen, da auch die Partisanen über derartige Kampfmittel verfügen: Bei dem am 8.2.42 auf das Dorf Kousch geführten Angriff der Partisanen in Stärke von etwa 300 Mann wurden auf Seiten der Partisanen 1 schwerer und 2–3 leichte Minenwerfer festgestellt. Diese Forderung erscheint um so dringlicher, als im Abschnitt Kousch bisher 2 Partisanenangriffe in der genannten Stärke auf das Dorf Kousch und die dort liegende Besatzung von Wehrmacht, SD und Tatarenselbstschutzkompanie sowie 2 Angriffe in Stärke von je 100–150 Mann auf das 6 km entfernt liegende Dorf Stilja erfolgten. Wird dieser Neigung der Partisanen, nun aber auch in grösseren Verbänden anzugreifen, nicht Einhalt geboten, so muss gegebenenfalls mit einer Vereinigung der noch bestehenden Partisanenabteilungen gerechnet werden, die dann im Rücken der kämpfenden Truppe eine bedeutende Gefahr darstellen und die Operationen vor Sewastopol beeinflussen könnten.
Erfolge: In der letzten Zeit wurden durch Vernehmungen im Rahmen der allgemeinen sicherheitspolizeilichen Arbeit rund 100 Partisanen überführt und erschossen. Zu dieser Zahl kommen die bei Kampfhandlungen Erschossenen, an denen das Sonderkommando beteiligt war, mit 60–70. Der unmittelbare Anteil des Kommandos an der Vernichtung des Mannschaftsbestandes der Partisanenbewegung der Westkrim beläuft sich also auf rund 160–170 Mann. Im Bereich Jalta wurde die Partisanenabteilung Maschkarin mit 3 Gruppen vernichtet oder zerstreut. Im Bereich Bachtschissaraj wurden im Abschnitt Kousch die Gruppen Slawitsch und Schair teils zerstreut, teils vernichtet. Bei diesen Aktionen, die aufgrund der Ermittlungen und der Erkundungstätigkeit des Sonderkommandos XIa zusammen mit Teilen der deutschen und rumänischen Wehrmacht durchgeführt wurden, wurden rund 20 Unterkünfte und Erdbunker zerstört, 1 Partisanensiedlung mit 28 Häusern gesäubert und vernichtet, 9 Lebensmittellager ausgehoben und grössere Bestände an Waffen und Munition sichergestellt oder vernichtet.
BAB, R 58/221
1 Unerwähnt bleibt hier die Liquidierung des Ghettos in Lepel Ende Februar 1942 durch ein Teilkommando des EK 9; vgl. Urteil LG Berlin v. 6.5.1966, BAL, B 162/14.204; Christina Ullrich: „Ich fühl’ mich nicht als Mörder“. Die Integration von NS-Tätern in die Nachkriegsgesellschaft, Darmstadt 2011, S. 274–276.