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Frankreichs führende kulturelle Stellung in Europa seit Ludwig XIV.

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Doch nicht nur für die grenznahe elsässische Bevölkerung, sondern auch für die Deutschen bildete die europaweit führende französische Kultur in vieler Hinsicht ein Vorbild, von dem es sich aber bisweilen zur Wahrung der eigenen Identität durchaus abzugrenzen galt. Die französische Aristokratie lieferte Europa im Zeitalter Ludwigs XIV. das Modell eines höfischen Lebensstils, das zwar Andersartigkeit (als Abweichung vom oder bewussten Gegensatz zum Modell) nicht ausschloss, insgesamt jedoch zur Konstituierung einer adligen Europe française beitrug, an deren Maßstäben der neapolitanische Diplomat Caraccioli auch die von ihm besuchten deutschen Höfe maß80. Für den deutschen Adel, insbesondere den Hochadel, war Versailles der kulturelle und geistige Mittelpunkt Europas und das Sinnbild monarchischer Repräsentation. Im 18. Jahrhundert galt die Pariser Salonkultur als führendes Diskussionsforum für literarische, philosophische und wissenschaftliche Fragen. Der französischen Kunst, dem französischen Theater und der französischen Sprache kam daher im Reich eine ganz herausragende Rolle zu. Die adelige Kavalierstour und die bürgerliche Bildungsreise führte viele Deutsche aus den Oberschichten und dem gehobenen Mittelstand nach Frankreich, vor allem nach Paris und Versailles81. In Deutschland entstand auch im Bemühen, sich beim europäischen Publikum Gehör zu verschaffen, eine französische schöngeistige und wissenschaftliche Literatur, die unter anderem von einem Universalgelehrten wie Leibniz getragen wurde, sowie vor allem im 18. Jahrhundert eine französischsprachige Presse. Doch damit ist der Chronologie vorgegriffen; wenden wir den Blick zurück auf die 1680er Jahre, in denen die im Vergleich zur Kultur kurzlebige politische Vorherrschaft Frankreichs bereits deutliche Rückschläge erfuhr.

WBG Deutsch-Französische Geschichte Bd. IV

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