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Das Gefühl steht mir im Weg

Sensibilität als Zeichen der Stärke

Oft sehen sich sensible Menschen als schwache Menschen. Sie nehmen soviel wahr, dass es ihnen oft schwer fällt, Entscheide zu fällen oder hart zu sein. Sie nehmen die Empfindungen anderer Menschen wahr, was sie oft verunsichert und zögerlich werden lässt. Oftmals aber glauben sie aber auch nur zu wissen, was der Andere denkt und empfindet, denn sie projizieren oft ihre eigenen Gefühle in den anderen Menschen und glauben der Andere müsse dies oder jenes empfinden oder denken. Dies blockiert sie aber erst recht, denn sie möchten ja nicht verletzen und "wissen", dass der andere Mensch etwas Bestimmtes bestimmt nicht ertragen kann. Dabei kann es sein, dass dies dieser liebe Mitmensch ihr Empfinden gar nicht teilt respektive wahrnimmt.

Es besteht nun die Gefahr, dass sich ein solch sensibler Mensch ganz zurückzieht, oder zynisch und bösartig wird. Ich hatte ein Erlebnis mit einem solchen Menschen. Es war ein Mann, der von einer Frau einmal tief verletzt worden ist, durch seinen Beruf aber gezwungen war mit Menschen tag-täglich umzugehen. Diese Verletzung geschah aber etwa 20 Jahre, bevor ich ihn kennenlernte. Bei einem Abendessen, bei dem ich mit dabei war, ergab es sich unglücklicherweise, dass er an einen Tisch zu sitzen kam, an dem auch eine Frau sass, die arrogant war und die er entsprechend nicht ausstehen konnte. Beim Bestellen des Aperitifs liess er den Kellner zu sich kommen und bestellte lautstark: "Für die Dame unten am Tisch bringen sie bitte ein Glas Zyankali!" Es war für alle peinlich ausser für ihn, er genoss die entstehende Aufregung.

Ist das nicht auch eine Art Stärke? Irgendwie war er über den Punkt hinausgekommen, wo er sich um seinen Ruf ängstigte. Er suhlte sich so in seiner Verletztheit, dass er den Rest seines Lebens verbittert und bösartig war. Dadurch wurde er sehr bestimmend. So geht es auch mit sensiblen Menschen, die (glauben) alles um sich wahrzunehmen und dann bestimmte Dinge nicht tun oder sagen, oder nur auf eine bestimmte Art tun oder sagen können. Diese Menschen bestimmen auch alles was um sie herum geschehen darf.

Ihre Zwänge sind so oder so bestimmend! – Es gibt nun solche Menschen, die gelernt haben mit dieser wunderbaren Fähigkeit umzugehen. Soweit ich es erkennen kann, sind dies vor allem Christen, die sich von Gott so haben führen lassen, dass sie ihr Gefühl, sagen wir mal "dosiert einsetzen" können.

So kann ein sensibler Mensch wirklich stark werden, denn er realisiert die Bedürfnisse der Anderen, er kann auf sie eingehen! Sein Gefühl dreht dann die Antennen von sich selbst nach aussen.

Diese Sensibilität kann sogar ein Stück weit davor schützen, verletzt zu werden, denn sie erkennt hinter einer vielleicht verletzenden Reaktion den wirklichen Menschen. Vor allem aber können sie mit der Hilfe Gottes diese Denkweisen loswerden, wie „ich weiss schon, was du fühlst!“ und „ich weiss schon, was du denkst!“ oder „ich weiss schon, was du von mir erwartest“ oder auch „wieso spürst du nicht was ich dir sagen will, indem ich dir sage, dass ich müde bin?“ Besonders die letzte Aussage ist interessant: Heisst das, das du willst, dass ich mit dir ins Bett komme oder dass du genug von mir hast? Wahrscheinlich willst du sagen, dass du genug von mir hast, aber du willst, dass ich mich bei dir einschmeicheln und dich trösten soll! So etwas höre ich aus Prinzip nicht! Wo soll das hinführen, wenn ich fühlen soll, was du denkst? Ich würde mit einer Paranoia innert kürzester Zeit klinikreif! Denn ich würde damit anfangen, mir einzubilden du hättest dies und jenes gemeint, ohne es zu sagen. Ich täte dann immer mehr Dinge, von denen ich denke, du wolltest es, aber du hast das ja alles ganz anders gemeint. Kennen sie diese Situation? Wenn ja, möchte ich Ihnen zurufen: Trauen sie keinem Gefühl, ausser ihren eigenen!

Sind Egoisten wirklich schlechtere Christen?

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