Читать книгу Sind Egoisten wirklich schlechtere Christen? - Guido Edwards - Страница 4
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Mich und meine Fähigkeiten annehmen
Sind sie mit dem Traktor auf der Rennbahn oder mit dem Rennwagen mit angehängtem Pflug unterwegs?
Um meine eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu kennen und um mit ihnen umgehen zu können, ist es zwingend notwendig, dass ich meine Bestimmung kenne. Das heisst, wenn es für mich und mein Leben einen Plan gibt, muss ich versuchen ihn zu finden und mich damit zu befassen, wie ich ihn in die Tat umsetzen kann. Denn es ist unsinnig einen Traktor als Rennwagen zu gebrauchen oder umgekehrt mit einem Rennwagen pflügen zu wollen. Also muss ich wissen wofür ich "gebaut" wurde!
Die Frage „was bin ich?“ hat auch eine fundamentale Verbindung mit der Frage „wer bin ich?“. Das Sprichwort „Kleider machen Leute“ drückt etwa das aus, was ich sagen will: Es ist nicht nur so, dass Menschen von anderen Menschen ihrer Kleidung entsprechend beurteilt werden, vielmehr ist an den Kleidern zu sehen, wie sich diese Menschen zeigen wollen, wie sie wahrgenommen werden wollen und ihre Kleidung wirkt sich auch darauf aus, wie sie sich fühlen und wie sich verhalten. (Mehr im Kapitel 6). An der Kleidung kann man auch sehen, ob es einem Menschen überhaupt wichtig ist, wie andere Menschen ihn wahrnehmen. Es ist sehr leicht möglich, über das „was bin ich?“ auch auf die Frage „wer bin ich?“ eine Antwort zu finden. Ein Rennwagen und ein Traktor sind von der Bestimmung her, vom Aussehen her und im Verhalten nicht gleich. Deshalb ist die Persönlichkeit und wie sie gelebt und empfunden wird, für die Beantwortung der Frage „wer bin ich?“ von grosser Bedeutung.
Ich bin der Überzeugung, dass für jeden Menschen eine solche Bestimmung besteht und nur im christlichen Denken und Erleben diese auch gefunden werden kann. Denn der christliche Gott ist der einzige, der uns die absolute, individuelle Freiheit gibt, aber auch für jeden einen Plan hat, der schon vor der Zeugung fest stand. Es steht uns aber absolut frei, diesem Weg mehr, weniger oder gar nicht zu folgen. Als Bild: Wenn wir wollen, können wir durchaus als Sportwagen versuchen Äcker umzugraben. Es könnte aber sein, ist sogar wahrscheinlich, dass es uns dabei nicht so wohl ist, wie wenn wir auf der Rennstrecke unterwegs wären. Um unserer Bestimmung entsprechend zu leben, müssen wir erkennen und akzeptieren können, wozu wir geschaffen worden sind.
Viele Christen haben zwar ihr Leben unter die Herrschaft Christi gestellt, sie fahren aus lauter Angst, sie seien ein schlechter Traktor, ihren Sportwagen nur im ersten Gang. Es ist ja auch unanständig, ein Sportwagen zu sein!
Diesen armen Christen muss geholfen werden, den Weg vom Acker auf die Rennbahn zu finden! Es soll helfen, das "christliche" denken, dass ein Rennwagen so viel weniger christlich sein soll als ein Traktor, abzulegen.
Denken wir an das Bild vom Leib Christi, wie er in der Bibel beschrieben wird: Wie soll das Knie verstehen, wozu das Ohr gut ist? Wie kommen wir überhaupt dazu unsere Gaben und Fähigkeiten gering zu achten?
Suchen wir also unsere Bestimmung, stehen wir dazu. Es gibt eine Sünde, die besonders scharf gerichtet wird: Gott zu beleidigen! – Was aber tun wir, wenn wir im Namen Gottes tief stapeln und mit unseren Begabungen und Geschenken unzufrieden sind, weil wir lieber andere haben möchten?
Wenn wir ein Sportwagen sind, dann haben wir Freude am Tempo und sollten auch lernen damit umzugehen. Wir sollten nicht versuchen den Vorstellungen unserer Mitchristen vom "rechten Glauben" nachzuleben, sondern unsere Aufgaben gemäss unseren Fähigkeiten suchen. Auch wenn wir dazu vielleicht etwas mehr Luxus oder Zeit oder Ruhe oder Anerkennung brauchen!
Dies wird mir immer wieder mit aller Gewalt vor Augen geführt: Ich habe drei Freunde. Wir treffen uns regelmässig zum Austauschen und beten. Jeder steht für den Anderen ein, auch wenn es oft nicht leicht ist, das Problem des Anderen nachzuempfinden. Denn der Eine ist Anwalt und Richter. Er möchte am liebsten jedes Wort der Bibel tagtäglich umsetzen. Er findet auch immer sofort eine wirklich hilfreiche Bibelstelle, die er uns mitgibt, wenn wir Sorgen haben.
Ein Zweiter kann kaum eine Bibelstelle auswendig, ist aber ein Evangelist, wie ich noch keinen Zweiten kennen gelernt habe. Es „passiert“ ihm des Öfteren, dass er jemanden kennen lernt und innerhalb von drei Minuten, von dieser Person Dinge erfährt, die sie vorher noch niemandem erzählt hat.
Der Dritte ist spirituell so abgehoben, dass er beispielsweise problemlos die längste Zeit fasten kann. Ganz im Gegensatz zum Vierten, der Bücher schreibt und immer klagt zu wenig Geld zu haben, dabei aber in Saus und Braus lebt. Aber auch der hat irgendwelche guten Eigenschaften. Auch er kann, wenn er von Gott eingesetzt wird, immer wieder seinen Freunden und anderen Menschen, eine Hilfe sein.
Die Bibelstelle dazu: Römerbrief Kapitel 9, Vers20 und 21:
„Wer seid ihr denn eigentlich, ihr Menschen, dass ihr meint, Gott zur Rechenschaft ziehen zu können? Glaubt ihr wirklich, dass sich der Schöpfer vor seinen Geschöpfen verantworten muss? Schliesslich kann auch ein Töpfer aus einem Klumpen Lehm ein wertvolles oder ein gewöhnliches Gefäss formen.“