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Ohne Mut keine Demut
Soll ein Christ nicht demütig sein?
Doch, ja! Ein Christ soll in Demut vor Gott leben! Demut aber ist nicht Unterwürfigkeit! Als Christ ist man Kind des Höchsten! Königskinder sind aber selbstbewusst. – Ja, die Sache ist noch viel verzwickter: – Ohne starkes Selbstbewusstsein kann man gar nicht demütig sein!
Demütig handeln heisst ja nicht sich aufzugeben, sondern sich mit seiner ganzen Persönlichkeit unterzuordnen. Das soll heissen, dass ich ohne Selbstbewusstsein gar nichts habe, um demütig zu sein.
Vielleicht bringt es uns der Sache näher, wenn wir fragen: „Was ist das Gegenteil von Demut?“ Am treffendsten ist wohl der Begriff "Arroganz". Was ist das Typische an einem arroganten Menschen? Vor allem wohl seine Unbelehrbarkeit und damit seine Unfähigkeit sich korrigieren zu lassen. Damit wäre die wichtigste Eigenschaft von Demut die Korrigierbarkeit.
Vielleicht kennen sie den Spruch: "Wir wissen zwar nicht wohin, aber wir gehen mit aller Energie vorwärts!" Korrigierbarkeit macht bei Ziellosigkeit keinen Sinn. Um sich korrigieren lassen zu können, muss man einen Standpunkt und ein Ziel haben. Beides verlangt nach einem starken Ego!
Man kann "Korrigierbarkeit" auch als "Lernwillen" bezeichnen. Das heisst, lernen bedeutet nicht "in den Kopf eintrichtern". Lernfähige Menschen können das Gelernte auch anwenden! Somit ist die Lernfähigkeit wohl eines der Fundamente des christlichen Glaubens!
Im 2. Brief an Timotheus 1,7 steht: „Denn Gott hat uns nicht einen Geist gegeben, der Verzagtheit wirkt, sondern einen Geist, der uns erfüllt mit Kraft, mit Liebe und mit nüchterner Besonnenheit.“
Verklemmtheit, das Kleben am Buchstaben anstatt an den Inhalten ("Gesetzlichkeit") und Angst, sind nicht Gottes Sache! Denn genau diese Punkte stehen der Lernfähigkeit im Wege. Es braucht Mut, Selbstvertrauen und noch viel mehr das Vertrauen in Gott, um vorwärts gehen zu können, auf dem Weg, den er für und bereit gelegt hat.
Bitte beachten sie auch die Reihenfolge: Ohne Kraft keine Liebe und ohne Kraft und Liebe keine Besonnenheit. Denn Besonnenheit ohne Kraft und Liebe wird oft als Ausrede missbraucht, um keine Entscheidungen fällen zu müssen. Gott hat bedeutend lieber Menschen, die übers Ziel hinausschiessen, als solche die nicht entscheiden können. Das haben wir bereits im letzten Kapitel besprochen.
Sich ausliefern zu können braucht sehr viel eigene Persönlichkeit. Das sehen wir in der Gottesbeziehung und in der Ehe. Vielleicht ist dies auch einer der Hauptgründe, dass Jesus das Verhältnis von der christlichen Gemeinde zum Vater mit einer Ehe vergleicht. Ein Pfarrer, der auch mir schon oft eine sehr grosse Hilfe war, gab einmal einer jungen Frau, die in einen sehr riskanten Missionseinsatz ging, folgenden Satz mit auf den Weg: "Du bist dort am sichersten, wo Gott dich haben will." Was aus dieser Haltung entsteht, das ist wahre Demut. Wir sollen handeln und entscheiden, aber immer im Bewusstsein, dass wir dies in Verantwortung vor dem Schöpfer tun! Wie ein Handelsvertreter, der schon viele Jahre für "seine" Firma arbeitet: Er hat weitreichende Kompetenzen, weiss aber schon intuitiv, was im Sinne der Firma richtig und falsch ist. Er hat alle Sicherheit im Rücken so lange er nicht vom Prinzip der Loyalität abweicht.