Читать книгу Sind Egoisten wirklich schlechtere Christen? - Guido Edwards - Страница 12
Оглавление10
Bin ich genussfähig?
Probleme lösen macht keinen Spass?
Ein Mensch der gerne Probleme löst und dies auch gerne möglichst rationell tut, hat es oft leichter als Andere. Andrerseits verpasst er auch einiges. Gegenwärtig bin ich daran, dies zu lernen. Denn ich bin so ein rationeller Problemlöser.
Als Beispiel: Ich habe Hunger. Normalerweise schaue ich dann nach was ich im Hause habe und was sich möglichst einfach zubereiten lässt. Das endet dann meist mit einem Sandwich oder mit einem Mikrowellen - Menu. Ich habe Freunde, denen würde das im Traum nicht einfallen! Sie überlegen sich zuerst genau worauf sie Lust haben und/oder was ihnen jetzt gut tun würde. Dann gehen sie einkaufen, bereiten sich ein ganzes Menu sorgfältig zu, decken sich den Tisch schön, wählen das passende Getränk und nach einigen Stunden setzen sie sich genüsslich hin und essen. Auch in dieser Sache gibt es bestimmt kein "richtig" oder "falsch". Aber sicher falsch ist es, die andere Variante nicht in Erwägung zu ziehen. Manchmal ist das eine sinnvoller als das Andere. Was ich vor allem lernen musste, ist die Tatsache, dass die schnelle Variante bei Problemen nie funktioniert, die massgeblich von Gefühlen verursacht werden! Aber wie weiss ich, ob etwas, das ich absolut emotionslos angehen kann, auch von einer anderen betroffenen Person ebenso ohne Gefühl behandelt wird?
Die Lösungen für solche Probleme funktionieren nur, wenn ich mir dafür Zeit nehme. Ich kann nicht jemandem, der Angst vor mir hat, rasch auf die Schulter klopfen und ein paar freundliche Worte sagen, wenn ich wirklich will, dass er diese Angst abbauen kann. Ich muss stark und gelassen genug sein, an dem Problem zu arbeiten. Ich kann das nicht "rasch erledigen". Diese Stärke und Gelassenheit braucht Persönlichkeit. Unter anderem auch die Persönlichkeit, die mich fähig macht, den Anderen so hoch zu achten, dass mir der Aufwand dafür es auch wirklich wert ist. Alle starken Persönlichkeiten sind meiner Erfahrung nach auch beziehungsfähig! Oder andersherum: Schwache Menschen haben auch ein Problem mit ihrer Beziehungsfähigkeit. Das heisst natürlich nicht, dass sie keinen Menschen lieben. Menschen aber, die von einer Persönlichkeit geliebt werden, bekommen das zu spüren, sie spüren Wärme und Herzlichkeit. Schwache Menschen ziehen sich zurück oder sind aufdringlich.
Wie viele Menschen gibt es, die sie lieben?
Stehen sie zu dieser Liebe? Würden sie auch dazu stehen, wenn es für sie Verachtung zur Folge hätte? (Oder Verlust an Zeit oder Geld oder ...?) Können diese Menschen ihre Liebe auch wahrnehmen?
Oder was könnten sie tun, damit sie ihre Liebe spüren? Versuchen sie nicht den kürzesten, sondern den besten Weg zu gehen! Und gehen sie diesen Weg mit Überzeugung und (wenn möglich) mit etwas Begeisterung!
Andrerseits muss es nicht sein, dass es keinen Spass macht ein Problem schnell und effizient zu lösen. – Aber denken wir ans Essen: Sehr oft macht es viel mehr Vergnügen, wenn man nicht den kürzesten Weg nimmt. Und was noch wichtiger ist, der aufwändigere Weg ist oft der einzig mögliche. Denken sie an ein Segelschiff, das gegen den Wind aufkreuzen will. Wenn es das Ziel direkt ansteuert, wird es nie dort ankommen. Im Gegenteil, es wird sich immer weiter davon entfernen!
Wann ist aber welcher Weg der Richtige? Ehrlich gesagt: Ich habe keine Ahnung. Da bin ich voll von der Führung durch den Heiligen Geist abhängig. Ich muss aber stark genug sein, diese Führung zuzulassen. – Wie wir es auch im letzen Kapitel gesehen haben.
Und noch ein Punkt: Auch Gott hält das so mit uns! Auch für uns ist nicht immer der kürzeste Weg der Richtige. Vielleicht hat Gott für uns ein Fünfgangmenu mit einem wunderbaren Wein bereit, während wir uns ärgern, dass das alte Brot weg ist, mit dem wir ein Sandwich machen wollten. Geben wir auch Jesus Christus bei uns Raum und Zeit so zu handeln, wie ER es für richtig hält.