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DER PREMIER MIT DER KNARRE WINSTON CHURCHILL Als er im Mai 1940 das Amt des britischen Premierministers übernahm, hatte Churchill bereits eine bewegte politische Karriere hinter sich. Aus einer einflussreichen Familie stammend, kämpfte er zunächst als Soldat in verschiedenen Kolonialkriegen, machte sich dann als Kriegsberichterstatter einen Namen und ging schließlich in die Politik. Die Liste seiner Ämter, die er ab 1910 bekleidete, ist lang: Innenminister, Marineminister, Munitionsminister, Kriegsminister, Luftfahrtminister, Kolonialminister, Schatzkanzler (Finanz- und Wirtschaftsminister). Als entschlossener Kämpfer gegen einen übermächtig scheinenden Gegner wurde er schließlich zur Legende.

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Es ist ein Bild, das seinem Volk Entschlossenheit und Stärke demonstrieren soll. Wie stets korrekt gekleidet im Nadelstreifenzwirn mit Einstecktuch und Bowlerhut steht er da, die Zigarre im Mundwinkel und die Maschinenpistole in der Hand, und blickt den Betrachter an, als wollte er im nächsten Augenblick auf ihn anlegen: Winston Churchill, Premierminister Seiner Majestät des britischen Königs und in diesem Sommer 1940 der letzte verbliebene Gegenspieler Hitlers in Europa.

Das deutsch-britische Kräfteringen – es war in den wahnwitzigen Fantasiespielen des deutschen Diktators und seinen monströsen Plänen für eine Neuaufteilung der Welt eigentlich gar nicht vorgesehen. Die Herren des Empire galten als quasi natürliche Bündnispartner Deutschlands, denen Hitler die Herrschaft auf den Weltmeeren zugestand, während er sich den europäischen Kontinent untertan machen wollte.

Allein: Die Briten gedachten die von Hitler zugewiesene Rolle nicht zu spielen – auch nicht, als der deutsche Blitzkrieg gegen Frankreich für das britische Expeditionskorps in ein militärisches Debakel mündete, das nur durch das »Wunder von Dünkirchen« zu keiner totalen Niederlage wurde. Hat Hitler die Briten bei Dünkirchen geschont, um ihnen die Rückkehr an den Verhandlungstisch leichter zu machen? Sollte das sein Plan gewesen sein, so hatte er sich bitter getäuscht.

Der in der Stunde der Niederlage zum Premierminister ernannte Churchill demonstrierte unbeugsamen Kampfesmut. Furore machte seine Rede vor dem Unterhaus, in der er den Briten zurief: »Ich habe nichts zu bieten als Blut, Tränen, Mühsal und Schweiß. Uns steht eine Prüfung von allerschwerster Art bevor … Sie fragen: Was ist unser Ziel? Ich kann es in einem Wort nennen: Sieg – Sieg um jeden Preis, Sieg trotz allem Schrecken, Sieg, wie lang und beschwerlich der Weg dahin auch sein mag; denn ohne Sieg gibt es kein Weiterleben.«

Insgeheim setzte Churchill auf einen Kriegseintritt der offiziell noch neutralen US-Amerikaner aufseiten Londons, der umso wahrscheinlicher wurde, je länger es den Briten gelang, gegen Hitler durchzuhalten. Das Volk stand – mehr instinktiv als rational begründbar – größtenteils auf seiner Seite, selbst wenn es innerhalb der politischen Klasse Großbritanniens durchaus einflussreiche Stimmen gab, die sich für einen Kompromissfrieden mit den unbesiegbar erscheinenden Deutschen aussprachen. Viele Briten aber spürten in jenem Sommer, dass Churchill die richtige Losung ausgab: Weiterkämpfen und auf Amerika hoffen.

Um gegen eine befürchtete deutsche Invasion gewappnet zu sein, verwandelten sie ihre Insel in eine Festung – Stacheldraht säumte die Strände, Panzergräben durchzogen die Äcker und Weiden. An vorderster Front war immer wieder auch der Premier zu finden, stets darauf bedacht, die Moral seiner Landsleute hochzuhalten: mit markigen Worten, starken Gesten oder eben handfesten Fotos – wie jenem, das am 31. Juli 1940 in der Nähe von Hartlepool entstand.

Der Schnappschuss Churchills mit der MP im Anschlag ging um die Welt – sogar die deutsche Propaganda griff ihn auf und degradierte den britischen Premier in Zeitungen und auf Flugblättern zum Gangsterboss, der mit seiner kompromisslosen Haltung einen Friedensschluss verhindert habe. In Großbritannien selbst und Amerika hatte das Foto jedoch die beabsichtigte Wirkung. Sie verlieh Churchill jene Aura der Entschlossenheit, die er zu seinem Amtsantritt so formuliert hatte: »Unsere Politik ist, Krieg zu führen, zu Wasser, zu Lande und in der Luft, mit all unserer Macht und mit aller Kraft, die Gott uns verleihen kann; Krieg zu führen gegen eine ungeheure Tyrannei, die in dem finsteren, trübseligen Katalog des menschlichen Verbrechens unübertroffen bleibt.«

Der zweite Weltkrieg

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