Читать книгу Liebesaffären zwischen Problem und Lösung - Gunther Schmidt - Страница 27

Validierung der Potenzialhypothese und optimale Logistik für die Reise

Оглавление

Noch wesentlich überzeugender und gehaltvoller werden die eben beschriebenen Maßnahmen, wenn der Blick gemeinsam durchaus auch in die Vergangenheit gerichtet wird, aber nicht auf die Problemepisoden, sondern auf Episoden, in denen schon einmal Ähnliches erlebt wurde, wie es in der Zielvision beschrieben wurde, oder sonstige hilfreiche Episoden. Solche findet man praktisch immer, auch wenn sie bisher aus dem Erleben der Betroffenen dissoziiert waren. Mit den gleichen Strategien wie bei der Zielentwicklung können die Erlebnisprozesse, welche mit den hilfreichen Episoden einhergingen, detailliert beschrieben und dabei ebenfalls intensiv reaktiviert werden, sodass sie nicht mehr nur Vergangenheit sind, sondern erlebte Gegenwart werden. Auch dies macht für die Klienten überzeugend erlebbar, dass gewünschte Veränderung möglich ist. Und: Es wirkt sich meist sofort sehr positiv auf ihr Selbstbild aus, denn es macht ihnen wieder klar, dass sie viel mehr nutzbare Potenziale in sich tragen, als sie bisher von sich dachten. Solche Erfahrungen, die man praktisch in jeder Beratung bzw. Therapie machen kann, wenn man nur konsequent darauf fokussiert, bestätigen deutlich unsere Potenzialhypothese.

In dieser Phase wird also mit Bedacht versucht, nicht die Problemvergangenheit, sondern die Kompetenzvergangenheit zu fokussieren. Das Motiv dafür ist selbstverständlich nicht, die Probleme zu bagatellisieren oder einseitig positiv über sie „hinwegzuschwätzen“. Aber stellt man viele Fragen, um z. B. das Problemmuster „verstehen“ zu wollen, kann dies in fataler Weise zu einer probleminduzierenden Fokussierung beitragen, die den Klienten sicher nicht hilft, es sei denn, es wird auf eine bestimmte Art gemacht, die ich später ausführlich erläutern werde (siehe auch das Kapitel Hypnosystemische Kompetenzentfaltung).

Die Ausführungen hier sollten aber nicht so verstanden werden, dass empfohlen würde, auf Gespräche über die Probleme so weit als möglich oder gar ganz zu verzichten. Dies wird zwar in der Konzeption von de Shazer vorgeschlagen. Dort wird immer angestrebt, jeden Problem Talk wenn möglich zu vermeiden (weil er ja das Problemerleben fokussiert) und ganz den Solution Talk (das Gespräch über Kompetenzepisoden) in den Vordergrund zu rücken. Aus der hier vertretenen hypnosystemischen Sicht würde dies aber als massiv einseitige Parteinahme für eine Richtung verstanden, und die Klienten erleben es nach meiner Erfahrung auch sehr oft so. Sie selbst sind ja sehr häufig noch intensiv mit der Problemperspektive assoziiert, einseitiger Solution Talk wirkt sich dann destruktiv aus und erweist sich als krasser Mangel an nötigem Pacing. Wie ich in den meisten der folgenden Kapitel noch zeigen werde, kann man sehr wohl sehr zieldienlich und kompetenzstärkend über die Probleme reden und so viel mehr zu einer als ganzheitlich achtungsvoll erlebten Kooperation beitragen.

Liebesaffären zwischen Problem und Lösung

Подняться наверх