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Der Konservative Mit voller Überzeugung für Trump Fargo, North Dakota Hannelore Veit

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Fargo – das ist der Name einer Stadt, der sofort ein Bild im Kopf entstehen lässt: karge Landschaft, kalt, unwirtlich. Wer immer den Filmklassiker der Coen-Brüder aus dem Jahr 1996 gesehen hat, wird ähnliche Eindrücke mitgenommen haben.

Ich plane eine Reportage über eine Familie, die Trump gewählt hat und zu Trump steht, aber nicht in das übliche Klischee der ungebildeten, selbstgefälligen und grölenden Trump-Anhänger fällt, die seine populistischen Ideen unreflektiert aufnehmen und die wir in den Medien so gerne als die Wählerbasis Trumps beschreiben. Fast die Hälfte der Amerikaner hat Trump 2016 gewählt. Mit seinen Stammwählern allein hätte Trump die Wahl nie gewinnen können.

Fargo, der Name fällt in einer Besprechung mit meiner Producerin Lauren. Sie hat dort eine Familie gefunden, die bereit ist, mit mir zu reden. Ich bin sofort Feuer und Flamme. Fargo wollte ich immer schon sehen.

Es ist März, als ich dorthin reise. Direktflüge gibt es keine. Anstatt in Minneapolis, einem großen Drehkreuz im Mittleren Westen, in einen Anschlussflug nach Fargo umzusteigen, beschließe ich, mit meinem Kameramann Markus ein Mietauto zu nehmen und quer durch Minnesota nach North Dakota zu fahren. Nicht nur, weil Fliegen umständlich und langweilig ist, sondern auch, weil ich so ein Gefühl für die unendliche Weite des Mittleren Westens bekomme. Vier Autostunden sind es bis Fargo, quer durch das Land der 10 000 Seen, wie Minnesota genannt wird. Die Landschaft verändert sich kaum, ein paar Hügel, flaches Land, so weit der Blick reicht. Selbst im März sind die Teiche hier im Norden noch zugefroren.

Der eiskalte, aber sonnige Märztag neigt sich dem Ende zu, als wir Fargo erreichen. Fast baumlos ist die Ebene rund um die Stadt, der kalte Wind raubt einem den Atem. Und doch: Fargo ist ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe. Gar nicht düster, kein gottverlassener Winkel, wie es der Film suggeriert. Fargo liegt am Red River, ist mit 120 000 Einwohnern die größte Stadt im dünn besiedelten North Dakota und hat ein hübsches Art-Déco-Zentrum, das mit seinen roten Backsteinfassaden erkennen lässt, dass sie schon sehr westlich liegt. Cowboy-Romantik schimmert durch. Fargo ist eine junge Stadt, das Durchschnittsalter der Bevölkerung beträgt 30 Jahre. Fargo bietet das, was viele andere Städte nicht haben: eine niedrige Kriminalitätsrate, kaum Arbeitslosigkeit und leistbare Wohnungen. Sie ist eine der lebenswertesten Kleinstädte der USA.

»Welcome, and please feel at home here.« John Trandem öffnet die Tür zu seinem Einfamilienhaus am Rande der Stadt. Mit seiner Frau Lydia und ihren drei kleinen Kindern lebt John in dem für europäische Verhältnisse geräumigen, neu gebauten Haus, vier Garagen lassen erahnen, dass Autos eine wichtige Rolle im Leben der Trandems spielen. John, der Mann, den ich gerne näher kennenlernen möchte, ist Besitzer einer kleinen Autowerkstatt. Solide Mittelklasse, sympathisch, drahtig, die schulterlangen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. John ist Mitte 40, seine Frau Lydia um einiges jünger, zart, bildhübsch, schüchtern wirkt sie. Ihr Haus liegt in einer neuen Siedlung am Rande der Stadt: Bäume, die im Sommer Schatten spenden könnten, gibt es hier in dieser Siedlung – noch – keine. Die Vorgärten und die im Winter braunen Wiesen hinter den Häusern sind kahl. Die unvermeidlichen BBQ-Griller stehen – winterfest verhüllt – auf jeder Terrasse.

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